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03.03.18

Wanderung Drömling



Wanderung 
Samstag, 24. Februar 2018
Rohrkolbenweg Kunrau (Drömling)
4 Stunden


Wetter:
Sonnig bis bewölkt
-3 Grad
Windböen aus Ost


Als wir in Jahrstedt aus dem Auto steigen, pfeift uns der eisige Ostwind um die Ohren. Jahrstedt ist ein Ortsteil der Stadt Klötze im Altmarkkreis Salzwedel, direkt an der Grenze in Sachsen Anhalt. Dick eingepackt, mit langen Unterhosen, Handschuhen, Schal und Kopfbedeckung, machen wir uns startklar. Heute steht eine Wanderung auf dem Programm. Den Rohrkolbenweg, einen 20 Kilometer langen Rundweg durch den Drömling habe ich bei Outdooraktive entdeckt und bei Naviki hochgeladen.


Der erste Versuch, die Navigation hier zu starten, scheitert mangels Netz. Angenervt versuche ich es noch einige Male – Fehlanzeige, verfluchte Technik. Also marschieren wir erstmal los, bis in den nächsten Ort Kunrau geht es an der Landstraße entlang, das habe ich noch in Erinnerung.



Wir kämpfen uns gegen den Wind voran. Obwohl die Sonne scheint, kommen uns die angegebenen
-3 Grad gefühlt noch viel kälter vor. In Kunrau suchen wir vergeblich nach einem Wanderwegweiser. Hier befindet sich der eigentliche Start und das Ziel der Route. Ich versuche es noch einmal mit der Navigation aber leider klappt es immer noch nicht. Über Navikis Funktion „Karte“ bekomme ich die Route mit Standortbestimmung angezeigt. Na, wenigstens etwas. So kann ich besonders bei Weggabelungen nachschauen, in welche Richtung wir weiter gehen müssen.

Das Schloss Kunrau wurde einst für den deutschen Landwirt Theodor Hermann Rimpau gebaut, der Begründer der Moordammkultur. Ein paar Meter weiter wird die Straße zum Feldweg, der aus dem Dorf herausführt. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Ein paar verfallene Lauben einer zugewucherten Schrebergartenanlage zeugen von besseren Zeiten. Auf dem Feld nebenan füttert ein Bauer seine Rinder. Ein Jugendlicher geht mit seinem Hund spazieren, sonst sind wir allein unterwegs.


Im folgenden Waldstück ist es durch den Schutz der Bäume von der Temperatur her deutlich angenehmer. Hier sehen wir zum ersten Mal einen kleinen, hölzernen Wegweiser mit Rohrkolben und einem Wanderer, der stechenden Schrittes voran schreitet. Na, wer sagt´s denn, jetzt befinden wir uns offiziell auf der Route durch den Drömling.


Das etwa 340 km² große Niederungsgebiet an der Grenze zwischen Niedersachen und Sachsen-Anhalt steht unter Naturschutz. Die einstige Moorlandschaft wurde unter Friedrich dem Großen kultiviert und ist von vielen Gräben und Kanälen durchzogen. Die Feuchtwiesen sind ein Paradies für viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten, die hier ein letztes Rückzugsgebiet haben. Aufgrund der unzähligen Wasserläufe nennt man den Naturpark Drömling auch „Land der tausend Gräben“.


Als wir aus dem Wald herauskommen, haben wir den Wind von der Seite, was einigermaßen erträglich ist. Wir laufen auf einem festgefahrenen Sandweg, der rechts und links von einem Wassergraben gesäumt ist. Auf den Feldern dahinter wiegt das trockene Schilf im Wind, mit etlichen Rohrkolben, die Namensgeber des Wanderweges. Am Wegrand stehen vereinzelt Infotafeln über Flora und Fauna des Drömlings.



Wir passieren eine Schutzhütte mit Tischen und Bänken. Leider zu früh für eine Pause, wir haben noch nicht mal ein Viertel des Weges hinter uns gebracht.


Durch Stürme der letzten Jahre sind viele Bäume umgekippt, manche davon bleiben liegen und werden der Natur überlassen. Aber es gibt auch viele Stapel aus gleichlang gesägten Baumstämmen, die zur Abholung bereit liegen.


Ein Wanderweg ist manchmal kaum zu erkennen, Wegweiser tauchen nur selten auf. Ohne die Route auf der Karte meines Handys hätten wir kaum eine Chance, auf der Strecke zu bleiben. Kilometerlang laufen wir auf trockenen Wegen, während große Flächen nebenan unter Wasser stehen. Selbst jetzt im Winter ist das eine sehenswerte Landschaft.


Ein Aussichtsturm auf der Strecke verschafft uns einen Rundumblick über weite Flächen mit vielen Wassergräben und Feuchtwiesen.


                     

Jetzt wäre es eigentlich Zeit für ein Päuschen, ich suche vergeblich nach einer Hütte oder einer geschützten Ecke zum Rasten. Außerdem schiebt sich gerade eine relativ große Wolke vor die Sonne. Wir laufen weiter, wenn wir stehen bleiben, wird die Kälte zu unangenehm.



Trotz der laublosen Vegetation im Winter ist die Umgebung traumhaft und es gibt immer etwas zu sehen. Ein Schwanenpärchen beäugt uns misstrauisch und schwimmt zügig weiter als wir vor ihrem Gewässer stehen bleiben. Ein wenig grünes Gras sticht zwischen den verschiedenen Brauntönen der trockenen Büsche und Sträucher wie ein Farbtupfer hervor.


Irgendwann kommt eine karge Baumreihe, die etwas Windschutz bietet. Die Sonne ist auch gerade wieder hinter der Wolke zum Vorschein gekommen. Hier packe ich Brötchen und Tee aus, den wir im Stehen trinken. Ein besserer Platz ist nicht zu erwarten. Lange können wir uns wegen der Temperatur dabei nicht aufhalten.


Etwa ein Drittel des Weges liegt noch vor uns, wir machen uns wieder auf den Weg. Kurz darauf entdecken wir einen Wegweiser, der von der eigentlichen Route abweicht und auf dem direkten Weg nach Jahrstedt führt. Die angegebenen 3 Kilometer sind verlockend, die Sonne steht schon sehr tief und wird bald untergehen. Unsere Beine sind lahm von der Kälte, auch die Füße schmerzen etwas. Die Entscheidung ist schnell getroffen und wir verlassen den Rohkolbenweg zugunsten einer alten, kopfsteingepflasterten Straße.


Durch die Abkürzung haben wir etwa 2 Kilometer eingespart, trotzdem kommen wir ziemlich erschöpft mit Einbruch der Dämmerung gegen 18 Uhr am Auto an. Hier lassen wir uns in die bequemen Sitze fallen und genießen die Sitzheizung während der Rückfahrt.

Trotz Wind, Kälte und der damit verbundenen Anstrengung haben wir eine bemerkenswerte Landschaft gesehen. Die Beschilderung war leider mangelhaft doch dank der heutigen Technik ist uns der Weg durch dieses wunderbare Stück Natur nicht verwehrt geblieben.


Route



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