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07.11.17

Wochenende Leipzig






Wochenende Leipzig
28. - 30. Oktober 2017
153 km und
7 Stunden Fußweg









Samstag, 28. Oktober 2017
Thekla - Leipzig 
und
Thekla - Schladitzer See
78 km


Der Reformationstag am Dienstag hat dieses Jahr 500-jähriges Jubiläum und wird daher einmalig zum Feiertag erklärt, was uns zusammen mit dem Brückentag am Montag zu einem verlängerten Wochenende verhilft. Diese Gelegenheit nutzen wir für einen Kurztrip nach Leipzig. Kurz vor Mitternacht sind wir gestern im Leipziger Stadtteil Thekla angekommen und stehen am Naturbad Nordost, im Volksmund "Bagger" genannt. Die Nacht war absolut ruhig, jetzt wird der Parkplatz von Gästen der angrenzenden Finnland-Sauna genutzt.


Die Vorhersage für dieses Wochenende klingt nicht besonders vielversprechend, vor allem Sonntag soll Sturmtief "Herwart" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 125 km/h, Regen und Graupelschauern über den Norden und Osten Deutschlands ziehen. Aber wir sind optimistisch und hoffen, dass "Herwart" es nicht zu übel treibt.

Nach dem Frühstück mache ich mich allein auf dem Weg nach Leipzig. Peter fühlt sich nicht und kriecht gleich wieder in seine Koje. Heute ist das Wetter noch ganz okay, etwas windig und bewölkt, der Bagger liegt ruhig da als ich vorbei fahre.


Laut Naviki sind es von hier aus 7 km bis in die Leipziger Altstadt.


Auf dem Weg liegt die Gedenkstätte des KZ Abnaundorf, ein Außenlager des KZ Buchenwald und Arbeitslager für die Rüstungsindustrie. Nach Auflösung des Lagers im April 1945 wurden auf Anordnung von Gestapo und Werksleitung etwa 300 kranke und sterbende Männer zurückgelassen und in einer Baracke verbrannt.


Schön ist die Vorstadt hier nicht, es gibt viele hässliche Wohnblocks, einige leerstehende Häuser, abblätternder Putz und Graffiti-Schmierereien.


Ein Radweg ist hier nicht immer vorhanden. Die Straßenbahnschienen irritieren mich etwas, zum Teil führt mein Weg dicht an den Gleisen entlang. Ich muss darauf achten, beim Fahren nicht in so eine Rille neben den Schienen zu rutschen.


Viele Häuser werden renoviert, einige Baustellen liegen auf meinem Weg.


Aber je näher ich dem Stadtkern komme, desto schöner und imposanter werden die Gebäude. Ich warte an einer Ampel direkt vor dem Leipziger Hauptbahnhof. Hinsichtlich der überbauten Fläche ist er der größte Kopfbahnhof Europas. In der Stadt kann von zügigem Vorankommen nicht die Rede sein, zwar sind hier überall Radwege aber auch viele Ampeln mit zum Teil langen Ampelphasen.


Im Vorbeifahren fallen mir einige hübsche Gebäude auf, wie die Evangelisch Reformierte Kirche am Tröndlinring.


Der in Leipzig geborene Komponist Richard Wagner steht als farbige Bronzestatue vor seinem Schatten auf einem vor 100 Jahren entworfenen Marmorsockel.


Im Reichsgerichtsgebäude ist der Sitz des Bundesverwaltungsgerichts, eines der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes.


Sehr beeindruckend finde ich auch die Peterskirche im südlichen Zentrum.


Der Bayrische Bahnhof galt bis zu seiner Schließung im Jahre 2001 als ältester betriebener Kopfbahnhof in Deutschland. Die Bahnhofshalle steht heute als Denkmal der Verkehrsgeschichte südlich des Bayrischen Platzes.


Der Rathausturm ist weithin sichtbar, das neue Rathaus befindet sich am Rand des Leipziger Innenstadtrings. Ich schaue auf die Uhr und mache mich erst einmal auf den Rückweg, da ich mich mit Peter für 13 Uhr verabredet habe.


Wieder zurück am Womo stelle ich fest, dass Peter bis eben noch tief und fest geschlafen hat und wenig ambitioniert ist, jetzt mit mir auf Tour zu gehen. Sei ihm sein Ruhetag gegönnt, ich habe kein Problem damit, solange ich nicht ebenfalls hier bleiben muss. Eine viertel Stunde später sitze ich wieder auf dem Rad und starte meine 2. Erkundungstour an diesem Tag. Ziel ist der Schladitzer See nördlich von Leipzig, die Stadt werden wir morgen gemeinsam erkunden.


Bereits zu Hause habe ich diese Route programmiert. Naviki führt mich zuerst nach Westen durch einige Stadtteile von Leipzig. Hinter Möckern überquere ich die Weiße Elster zum ersten Mal. Der Fluss entspringt im Elstergebirge in Tschechien und mündet nach gut 245 Kilometern bei Halle in die Saale.


Dann führt der Radweg weiter auf dem Deich des Luppe-Kanals entlang. Die Neue Luppe ist ein künstlicher Nebenarm der Weißen Elster und fließt weitestgehend parallel zu ihr. Hier oben lässt es sich prima fahren, trotz des leichten Gegenwindes.


Ich passiere den Auensee, der etwas unterhalb des Deiches liegt. Er ist Teil des Auenwaldes, der sich ringsum und durch Leipzig erstreckt.


Ein Herkules am Wegrand macht mich neugierig. Ich verlasse kurz meine Route und biege nach rechts ab. Hier geht es zum Schloss Lützschena.


Zwischen den Flüssen Hundewasser und Weiße Elster liegt der Schlosspark Lützschena, an dessen Eingang sich die Auwaldstation befindet. Sie versteht sich als Umweltbildungszentrum, Naturschutzstation und Kulturstätte. Sie lädt dazu ein, die Natur der Umgebung kennen zu lernen und zu erkunden. Heute möchte ich lieber noch etwas fahren, ich drehe wieder um und fahre zurück zum Deich.


Links von mir fließt die Neue Luppe und rechts kommt manchmal die Weiße Elster zum Vorschein, die sich auf natürlichem Weg durch die Auwälder schlängelt. Ich befinde mich mitten in der Natur und das einen Katzensprung von Stadtzentrum entfernt.


Jetzt verlasse ich den Kanal und fahre durch ein Waldstück. Anfangs gut befahrbar aber durch die Regenfälle der letzten Tage ist der Boden an schattigen Stellen ziemlich matschig. Die kurze Strecke von gut einem Kilometer reicht aus, um mein Rad komplett einzusauen.


Nachdem ich Schkeuditz durchfahren habe, komme ich an die B6, die direkt am Flughafen Leipzig/Halle vorbei führt. Hier befindet sich der Luftfrachtumschlagbahnhof, der dem Flughafen zu internationaler Bedeutung verhilft. Einige gelbe Flugzeuge mit der Aufschrift DHL stehen in Reih und Glied, sowie DHL-Lagerhallen. Die DHL Aviation ist das zweitgrößte Luftfrachtunternehmen der Welt. Der Passagierflughafen befindet sich weiter nördlich. Neben einem eigenen Bahnhof ist er an die A9 und A14 angebunden.


Andauernd starten und landen Maschinen während ich meinen Weg fortsetze. Nachdem ich die Bahn und die A14 überquert habe, wird es wieder ländlicher.


Jetzt nehme ich Kurs auf den Schladitzer See. Das Gebiet um den See herum ist mit überwiegend asphaltierten Wegen angelegt.


Ein kleiner Aussichtspunkt gibt einen schönen Blick über den gesamten See frei.


Der Schladitzer See ist das geflutete Restloch aus dem ehemaligen Braunkohletagebau Breitenfeld.


Ich umrunde den See zum größten Teil, der seit 2003 als Badesee und Wassersportzentrum genutzt wird. Heute nutzen einige Windsurfer und Kitesurfer die steife Brise, trotz des kühlen und bewölkten Wetters ist hier einiges los.


Ein weiteres Flugzeug rauscht über mich hinweg als ich das Naherholungsgebiet wieder verlasse.


Nach einigen Kilometern komme ich auf die Messe-Allee. Der Turm mit den übereinander gesetzten Ms, dem Logo der Leipziger Messe, steht am Eingang des neuen Messegeländes im Norden Leipzigs. Das Kürzel steht für "Muster Messe". Mit einer 850 jährigen Tradition zählt Leipzig zu den ältesten Messestandorten der Welt.


Ich fahre an riesigen Parkplätzen und Messehallen vorbei, bevor ich über einen asphaltierten Feldweg wieder auf Thekla zufahre.




Route Thekla-Leipzig

Route Schladitzer See




Sonntag, 30. Oktober 2017
Thekla - Leipzig
7 Std. Fußweg


In der Nacht setzte der Sturm ein und rüttelt noch jetzt kräftig am Womo. Hoffentlich hält der Baum, unter dem wir stehen, dem Wind stand. Ich gehe zu Fuß zum nahe gelegenen Netto und hole Brötchen, Radfahren ist bei diesen starken Böen unmöglich. Peter hat Geburtstag, wir frühstücken gemütlich.

 Es ist trocken und teilweise kommt sogar die Sonne zum Vorschein, obwohl es deutlich kühler ist als gestern. Peter ist wieder fit, heute steht die Besichtigung von Leipzig auf dem Programm. Die Räder lassen wir stehen und machen uns zu Fuß auf den Weg. Wohnblocks mit Graffiti und zerbrochenen Fensterscheiben wechseln sich mit hübsch renovierten Häuserzeilen ab.


Der Zeitungsmüll auf dem Gehweg ist bestimmt "Herwart" zu verdanken, der Sturm pfeift ordentlich durch die Gassen.


Zu Fuß kommen wir gut voran und sind schneller als gedacht in der Stadt. Wunderschöne Häuserfronten fesseln unseren Blick.



An der Ostseite des Marktes steht das alte Rathaus. Seit 1909 beherbergt es das Stadtgeschichtliche Museum, Bürgermeister und Stadtverwaltung sind im neuen Rathaus untergebracht.


Die Mädler Passage ist eine der wenigen vollständig erhaltenen und prachtvollsten Ladenpassagen von Leipzig.


Wir gehen hinein, hier befindet sich auch Auerbachs Keller, die bekannteste und zweitälteste Gaststätte der Stadt. Bereits im 16. Jahrhundert gehörte sie zu den beliebtesten Weinlokalen Leipzigs und verdankt seine weltweite Bekanntheit vor allem Johann Wolfgang von Goethe, der während seines Studiums hier oft einkehrte.


Der Reichshof ist ein Geschäftshaus und ehemaliges Messehaus.


Auf dem Naschmarkt steht die Goethe-Statue auf einem Sockel vor der prachtvollen alten Handelsbörse. Das älteste Versammlungsgebäude der Kaufmannschaft ist eines der ältesten Barockbauwerke der Stadt.


Die evangelisch-lutherische Nikolaikirche ist Leipzigs älteste und größte Kirche. 1989 war sie zentraler Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in der DDR mit dem anschließenden Mauerfall in Berlin und der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.


In der Touristinfo buchen wir eine Stadtführung, die aus einem Rundgang und einer Busfahrt besteht. Wir haben noch etwas Zeit und kehren in ein gemütliches Café ein.


Dann geht es los. Eine kompetente Stadtführerin erzählt viel wissenswertes über Leipzig, Sachsens größte Stadt.


Specks Hof ist die älteste erhaltene Ladenpassage in Leipzig. Sie ist beispielhaft für alle anderen Messe- und Handelshäuser die Anfang des 20 Jahrhunderts erbaut wurden. 1937 wurde Leipzig offiziell als Reichsmessestadt umbenannt. Mit einer der ältesten Messen der Welt geht die Tradition als bedeutender Messestandort in Mitteleuropa auf das Jahr 1190 zurück.


Der restaurierte Jugendstilbau der Commerzbank mit Blattgold verziert steht an Stelle des ehemaligen Amtshauses.


Auf dem Kirchhof vor der Thomaskirche steht das Denkmal von Johann-Sebastian Bach. Die musikalische Tradition der Stadt geht vor allem auf das Wirken von Bach und Mendelssohn Bartholdy zurück.


Nach dem Rundgang steigen wir in einen angenehm beheizten Bus und kommen zum 2. Teil der Stadtführung, der mindestens genauso interessant ist. Gegen Ende der Tour geht der für heute angekündigte Graupelschauer runter und wir sind alle froh, im Trocknen zu sitzen. Als wir aussteigen müssen, fallen die letzten Tropfen, der Sturm hat zum Glück auch nachgelassen. Wir flüchten unter die überdachte Haltestelle der S-Bahn am Augustusplatz und schauen direkt auf City-Hochhaus. Mit 142 Metern und 34 Etagen ist es das höchste der Stadt. Die Form des Gebäudes könnte als ein aufgeschlagenes Buch interpretiert werden.

Davor befindet sich das Neue Augusteum, seit 2012 das Hauptgebäude der Uni Leipzig und rechts daneben das Paulium, Aula und Universitätskirche St. Pauli.


Auf der anderen Seite des Augustusplatzes befindet sich das Konzertgebäude Gewandhaus, Heimstätte des Gewandhausorchesters. Der Name wurde abgeleitet von der früheren Nutzung als Zeughaus, dann als Messehaus für Tuch- und Wollwaren. Davor ist die größte und prachtvollste Brunnenanlage von Leipzig zu sehen, der Mendebrunnen.


Jetzt hat es sich wieder aufgeklärt und der Himmel ist fast wolkenlos, die Gebäude spiegeln sich in den Pfützen. Es ist 16 Uhr durch, nach der Zeitumstellung in der letzten Nacht ist die Sonne kurz vor dem Untergehen.

Das Krochhochhaus, ein als Uhrturm gestalteter Stahlbetonbau ist das erst Hochhaus von Leipzig. Merkmal und Wahrzeichen des Augustusplatzes ist das Schlagwerk auf dem Dach. Es besteht aus 3 Glocken, die von 2 großen Glockenmännern angeschlagen werden. Bei Errichtung des Gebäudes im Jahre 1928 galt es als das größte Turmschlagwerk der Welt.


Wir schlendern wieder in die Fußgängerzone, vorbei an der Bronze-Skulptur "Die unzeitgemäßen Zeitgenossen" des Bildhauers Bernd Göbel.


Zum Abschluss des Tages kehren wir noch beim Inder ein bevor wir in der Dunkelheit zu Fuß zurück zum Womo laufen.








Montag, 30. Oktober 2017
Cospudener und Zwenkauer See
75 km


Wir erwachen bei strahlendem Sonnenschein, Sturm, Regen- und Graupelschauer haben wir unbeschadet überstanden. Heute können wir wieder aufs Fahrrad steigen.

Südlich von Leipzig befindet sich das Neuseenland, einen Teil davon wollen wir uns anschauen. Vorher befanden sich dort tiefe, dreckige Halden und erdige, unbrauchbare Hügel sowie riesengroße Industriemaschinen. Nach dem Ende der Braunkohleära erhält die Landschaft ein neues Gesicht und entwickelt sich mit der Zeit zu einen Urlaubs- und Naherholungsgebiet.


Wir fahren durch die Reiterallee in der Nähe unseres Stellplatzes, dann durch einige Leipziger Stadtteile...

...bis zum Deich der neuen Luppe, wo ich am Samstag bereits schon einmal war. Heute geht es in die andere Richtung, entlang des Elsterbeckens.


Es ist herrlich hier, nur Rad- und Fußwege, kein Autoverkehr und wunderbarer Sonnenschein.


Links neben unserem Weg liegt hinter einigen Stufen die Leipziger Red Bull Arena, daneben befindet sich eine Festwiese.


Wir schauen zurück auf die Zeppelinbrücke, die direkt in die Innenstadt und zum Bahnhof führt. Auf der anderen Seite der weißen Elster sehen wir Teile des Palmengartens, eine 22,5 Hektar große Parkanlage im Leipziger Stadtteil Lindenau.


Vor uns liegt das Palmengartenwehr am Ende des Elsterbeckens. Das technische Denkmal ist voll funktionstüchtig und erfüllt wichtige Aufgaben im Hochwasserschutz der Stadt Leipzig.



Die Weiße Elster eignet sich hervorragend für den Wassersport, einige Kanuten paddeln durch die wunderschöne Flusslandschaft.


Unser Weg führt zwischen dem Elsterflutbett und der  Galopprennbahn Scheibenholz im Stadtteil Südvorstadt hindurch.


Wir überqueren ein weiteres Gewässer, die Pleiße, ein Nebenfluss der Weißen Elster.


Der kleine Fluss ist durch den Pleiße-Radweg gut erschlossen, der uns durch das Naturschutzgebiet Elster- und Pleiße-Auwald führt. Wir sind beeindruckt über die Natur rund um die Stadt Leipzig.


Inmitten des Auwaldgebietes liegt der Wildpark. Die 42 Hektar große Anlage beherbergt  etwa 25 heimische Tierarten in naturnahen Gehegen.


Verschiedene Wildarten, Elche, Wisente, Luchse, Fischotter, Waschbären und noch einige andere Tiere können hier bei freiem Eintritt besichtigt werden.


Die ganze Anlage ist mit Rad-, Wanderwegen durchzogen, es gibt einem Spielplatz und Gastronomie. Bei schönem Wetter immer für einen Ausflug wert.


In Markkleeberg West kommen wir zuerst an den kleinen Waldsee Lauer. Markkleeberg ist eine Stadt im Landkreis Leipzig.


Er liegt inmitten eines schön angelegten Landschaftsparks. Die Bäume im Uferbereich leuchten heute in den unterschiedlichsten herbstlichen Farben.


Die Wege sind fein geschottert oder asphaltiert und lassen sich gut befahren.


Der Waldsee ist mit einem etwa 900 Meter langen Kanal mit dem Cospudener See verbunden. Wir fahren auf einer der zahlreichen Brücken über den Kanal.


Der Cospudener See liegt nun vor uns. Wie die meisten Seen hier entstand er aus einem Tagebaurestloch, das geflutet wurde.


Aufgrund der vielen Freizeitmöglichkeiten im Bereich des Wassersports sowie Radfahren, Laufen  und Inlineskaten hat er sich zu einem Naherholungsgebiet entwickelt. Unser Weg führt am Westufer entlang bis zur Bistumshöhe, eine 131 Meter hohe Erhebung. Auf der Anhöhe steht ein 35 Meter hoher Aussichtsturm, den wir ansteuern und hinaufsteigen.


Von hier oben haben wir einen wunderbaren Ausblick über den Cospudener See bis Markkleeberg und Leipzig.


Auf der anderen Seite schauen wir auf den Freizeitpark Belantis, dahinter liegt der Zwenkauer See. Das ganze Gebiet ist mit vielen asphaltierten Rad- und Fußwegen durchzogen.


Nach dem Rundumblick setzen wir unsere Tour fort. Wir lassen Belantis links liegen, überqueren die A38 und erreichen kurz darauf den Zwenkauer See. Das Restloch des ehemaligen Braunkohletagebaus Zwenkau ist mit einer Wasserfläche von 970 Hektar das größte Gewässer im Leipziger Neuseenland und bietet beträchtliches touristisches Potential. Der Nordstrand befindet sich noch in der Planungsphase und ist weitestgehend abgesperrt.


Parallel zur Bahnlinie, der Weißen Elster und der B186 fahren wir am noch naturbelassenen westlichen Ufer entlang bis zum Hochwasserzulauf.


Unterwegs ein Gedenkstein des Dorfes Eythra, welches zu Beginn der 1980er Jahre dem Bergbau weichen musste und umgesiedelt wurde.


Im Mittelteil des Südstrandes werden  neben einem großen Hafengelände Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten geschaffen. Hier befindet sich die Kleinstadt Zwenkau, namensgebend für den See.


Auf unserem Weg durch die Stadt kommen wir an einem Netto mit Backshop vorbei. Hier machen wir Halt, genehmigen uns einen Kakao und essen eine Kleinigkeit.

Dann geht es weiter, wir kommen wieder ans Ufer und lassen uns hinab rollen. Während der Umrundung bin ich ohne Navi gefahren, jetzt habe ich es wieder eingeschaltet. Wir peilen das Völkerschlachtsdenkmal in Leipzig an, was wir noch vor Einbruch der Dämmerung erreichen wollen. Es ist inzwischen 15.30 Uhr durch, die Entfernung bis dort hin beträgt 18 km also brauchen wir noch etwa eine Stunde.


Wir verlassen den Zwenkauer See und fahren ein Stück durch die Neue Hardt, ein neu aufgeforstetes Mischwaldgebiet auf dem ehemaligen Bergbau-Abraumgeländes. Auch hier fährt es sich komfortabel auf Asphalt und Schotter. Nur die letzten Meter hinauf bis zur Eulenbergsiedlung in Markkleeberg sind etwas uneben.


An der Straße nach Leipzig fahren wir auf einem breiten Fahrradstreifen in den Stadtteil Connewitz.


In der Meusdorfer Straße fällt an einer sauber restaurierten Hauswand der Schriftzug "Kinderbewahranstalt" auf. In so einer Einrichtung wurden kleine Kinder sehr armer Eltern kostenlos oder für wenig Geld bis zur Schulpflicht tagsüber betreut, beschäftigt und zur Reinlichkeit und Ordnung erzogen. Im Jahre 1912 wurde in Connewitz die erste Kinderbewahranstalt eröffnet, noch heute befindet sich in den Räumlichkeiten ein Kindergarten.

Auch die anderen Straßen werden von beeindruckenden Gebäuden gesäumt.



Der Weg führt am Südfriedhof vorbei, der mit 82 Hektar Grundfläche der größte Friedhof Leipzigs ist. Er ist parkähnlich angelegt, in der Mitte befindet sich eine beeindruckende Kapellenanlage mit ihrem 60 Meter hohen Glockenturm. Leider sind die Wege auf dem Gelände nur den Fußgängern vorbehalten sodass wir uns eine nähere Besichtigung sparen.


Direkt neben dem Südfriedhof befindet sich das Völkerschlachtsdenkmal, eines der bekanntesten Wahrzeichen Leipzigs. Aufgrund seiner Größe schon weithin sichtbar, mit 91 Metern Höhe zählt es zu den größten Denkmälern Europas.

Die Völkerschlacht fand vom 16.-19. Oktober 1813 vor den Toren Leipzigs statt. Im Rahmen der Befreiungskriege führte sie zu einer Niederlage Napoleons. Bis zum ersten Weltkrieg war es die größte Schlacht der Geschichte, Deutsche kämpften auf beiden Seiten.


Es ist kurz vor 17 Uhr, die Sonne steht schon tief als wir die äußeren Stufen zum Denkmal hinaufsteigen. Die Figur außen am Eingang stellt den Erzengel Michael dar, der als Schutzpatron der Soldaten galt. Darüber befindet sich der Eingang zur Ruhmeshalle, die wir betreten können. Die Atmosphäre ist beeindruckend. In der Kuppel sind 324 fast lebensgroße Reiter abgebildet. Darunter sitzen vier 9,5 Meter hohe Statuen der Totenwächter. Darunter befindet sich die Krypta, die das symbolische Grab der über 120.000 gefallenen Soldaten darstellt, bewacht von 8 Zweiergruppen aus steinernen Kriegern. Eine Melodie klingt über alledem, die Akustik ist einzigartig.


Obwohl wir nicht auf der obersten Plattform stehen, haben wir von hier aus eine schöne Aussicht auf die Skyline von Leipzig. Der dem Denkmal vorgelagerte "See der Tränen um die gefallenen Soldaten" muss zur Zeit leider einer Baustelle weichen.



Es ist frisch geworden als wir den Rückweg zum Womo antreten. Die Sonne geht gerade unter und verschwindet hinter dem riesigen Doppel-M am Osttor des ehemaligen Messegeländes an der Prager Straße.


Der Besuch von Leipzig und Umgebung war sehr beeindruckend und hat sich wirklich gelohnt. Wir haben längst nicht alles gesehen und werden bestimmt wiederkommen.



Route Cospudener und Zwenkauer See