Samstag, 12. November 2016
Wanderung Bad Harzburg - Brocken
7,5 Stunden
Heute
steht wieder eine Wanderung an. Der Wetterbericht sagt überwiegend Sonne
vorher, es ist um die 0 Grad und windstill. Wir starten wieder vom Bad
Harzburger Großparkplatz und wollen von hier aus auf den Brocken wandern. Dieses
Mal sind wir früh dran, wir starten
um kurz vor 9 Uhr aber nach der Zeitumstellung wird es auch früh dunkel.
Laut
Wegweiser sind es 12 km bis zum Brocken und wir wollen vor Einbruch
der Dämmerung wieder zurück sein. Wir
nehmen zuerst den Anstieg Richtung Molkenhaus.
Die Wanderwege sind durch das
Laub kaum zu erkennen. Ständig fallen neue Blätter von den Bäumen und landen
mit einem leisen Geräusch auf dem Boden, es hört sich fast an wie Regentropfen.
Auf der Autofahrt hierher war es stellenweise sehr nebelig, jetzt klärt es sich auf und zwischen den Baumkronen sehen wir manchmal ein Stück blauen Himmel.
An der
nächsten Gabelung finden
wir einen Wegweiser zum Brocken über Ettersklippe und schlagen diese Richtung ein.
Der Weg schlängelt sich romantisch zwischen den Bäumen hindurch die schon von
einer dünnen Schicht Pulverschnee
bedeckt sind.
Hinter
dem Molkenhaus führt uns der „Braunschweiger Weg“ erst über eine Wiese, umrahmt
von schneeüberzuckerten Bäumen in allen herbstlichen Farben.
Dann auf einem
steilen Pfad hinunter ins Tal.
Bisher
war bis auf das Gezwitscher einiger Waldvögel und das Krähen von Raben alles
mucksmäuschenstill. Jetzt bahnt sich die Ecker laut plätschernd ihren Weg
durchs Unterholz. Es ist kaum zu glauben welche Lautstärke dieser kleine Fluss
erzeugen kann.
Wir begleiten ihn auf wunderschönen hügeligen Pfaden bis der
riesige Stausee der Eckertalsperre vor uns liegt.
Die
von den Harzwasserwerken betriebene Anlage wurde 1943 in Betrieb genommen. Sie
staut die Ecker und ihre Zuflüsse auf und dient der Trinkwasserversorgung, dem
Hochwasserschutz, der Niedrigwasseraufhöhung sowie der Energieerzeugung. Die
Talsperre hat eine 420.000 Tonnen schwere
Gewichtsstaumauer als Absperrbauwerk.
Bevor
wir die Staumauer überqueren, trinken wir von dem köstlichen Wasser der Ecker,
die Städte Braunschweig, Wolfenbüttel und Wolfsburg werden mit diesem
Trinkwasser versorgt.
Der Bau der Talsperre erfolgte mitten im Zweiten Weltkrieg. Für die Arbeiten wurden seinerzeit auch mehrere hundert ausländische Arbeitskräfte und Kriegsgefangene eingesetzt. Zur Zeit der deutsch- deutschen Teilung verlief die Grenze mitten durch Stauraum und Staumauer. Die Grenztruppen der DDR trennten den östlichen Teil der Mauerkrone mit einer aufgesetzten Backsteinmauer und Stacheldraht ab.
Der
Weg führt noch ein ganzes Stück am Stausee entlang, uns präsentiert sich ein
umwerfender Ausblick. In der Ferne sehen wir den Brocken, wir müssen also noch
ein ganzes Stück laufen bis wir dort sind.
Die
Pfade sind abwechslungsreich und erweisen sich manchmal als recht
abenteuerlich, wir müssen aufpassen, dass wir nicht stolpern.
An
der Rangerstation Scharfenstein beginnt der Hirtenstieg. Er führt
auf einem alten Grenzkontrollweg der etwas weiter westlich verlaufenden
ehemaligen innerdeutschen Grenze hinauf zum Brocken. Auf einem Wegweiser sind
es noch etwa 4 km, das müsste zu schaffen sein.
Wir
wandern die ganze Zeit überwiegend bergan, ab jetzt wird es noch steiler. Wir
kämpfen uns Schritt für Schritt in die Höhe.
Die Muskeln unserer Beine brennen. Die
Aussicht ist nicht zu toppen. Unter uns
liegt in weiter Ferne
der Stausee, kaum
vorstellbar, dass wir vor einer Weile dort entlanggewandert sind.
Wir
bleiben immer wieder stehen. Zum Einen um zu verschnaufen, zum Anderen um die
phänomenale Aussicht zu genießen. Die Wolken scheinen sich vor dem Brocken zu
stauen. Mal liegt das Tal im stockdunklen, mal sind einzelne Abschnitte
sonnendurchflutet.
Durch
die Anstrengung ist mir warm und ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke auf
obwohl hier oben schon ein leichtes Lüftchen weht. Ich
drehe mich oft zu Peter um, bin etwas schneller unterwegs wie er.
Meine Beine
brennen, ich wähne hinter jeder Kurve den Gipfel. Die Kilometer ziehen sich
ganz schön in die Länge, unsere Geschwindigkeit liegt weit unter dem
Durchschnitt von 5-7 km/h. Trotz
der Anstrengung ist der Weg wunderschön, ich genieße den ersten Schnee dieses
Winters.
Dann
ist es endlich soweit, hinter einer Kurve tauchen die Gebäude des
Brockengipfels auf. Der Brocken ist mit 1.141 Metern der höchste Berg des
Harzes und gehört zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands.
Dunkle
Wolken ziehen über die Brockenherberge und den Sendeturm. Wir waren schon
einige Male oben und erinnern uns an die Kälte, den Wind und die zugigen
Schutzhütten dort. Heute wird es nicht wärmer sein, deshalb sparen uns den
letzten Kilometer. Hier
ist ein schöner Platz für einen heißen Tee. Aber
sobald wir uns nicht mehr bewegen,
beginnen wir zu frieren.
Wir laufen ein Stück zurück und setzen unsere Pause in
einer Schutzhütte fort. Die
Stärkung haben wir uns nach dem fast 4-stündigen, anstrengenden Marsch mehr als
verdient. Aber auch hier können wir uns nicht lange aufhalten ohne zu frösteln,
deshalb machen wir uns kurze Zeit später wieder auf den Rückweg.
Von jetzt an geht es fast nur bergab. Etwas weniger anstrengend aber trotzdem müssen wir sehr aufpassen, um nicht auf dem steilen Grenzweg auf einer Eisfläche unter dem Schnee auszurutschen. Wir kommen zügig voran. Vom vielen bergab laufen brennen die Muskeln unserer Beine jetzt an anderen Stellen. Obwohl es die selbe Strecke ist, haben wir aus der umgekehrten Perspektive immer wieder wunderschöne, fast märchenhafte Ausblicke.
Es ist zwar erst Nachmittag aber es wird diesig und kühl. Nach insgesamt 7,5 Stunden Fußmarsch haben wir es geschafft und sind wir wieder am Auto.
Die
Wanderung war unbeschreiblich schön. Der
Weg ist gut ausgeschildert, sehr abwechslungsreich und führt fast
ausschließlich auf kleinen Pfaden durch eine wunderschöne Landschaft. Ich freue
mich schon jetzt auf unseren nächsten Harzbesuch.