.

13.11.16

Wanderung Harz Brocken




Samstag, 12. November 2016
Wanderung Bad Harzburg - Brocken
7,5 Stunden



Heute steht wieder eine Wanderung an. Der Wetterbericht sagt überwiegend Sonne vorher, es ist um die 0 Grad und windstill. Wir starten wieder vom Bad Harzburger Großparkplatz und wollen von hier aus auf den Brocken wandern. Dieses Mal sind wir früh dran, wir starten um kurz vor 9 Uhr aber nach der Zeitumstellung wird es auch früh dunkel. 


Laut Wegweiser sind es 12 km bis zum Brocken und wir wollen vor Einbruch der Dämmerung wieder zurück sein. Wir nehmen zuerst den Anstieg Richtung Molkenhaus. 


Die Wanderwege sind durch das Laub kaum zu erkennen. Ständig fallen neue Blätter von den Bäumen und landen mit einem leisen Geräusch auf dem Boden, es hört sich fast an wie Regentropfen. 


Auf der Autofahrt hierher war es stellenweise sehr nebelig, jetzt klärt es sich auf und zwischen den Baumkronen sehen wir manchmal ein Stück blauen Himmel.


An der nächsten Gabelung finden wir einen Wegweiser zum Brocken über Ettersklippe und schlagen diese Richtung ein. Der Weg schlängelt sich romantisch zwischen den Bäumen hindurch die schon von einer dünnen Schicht  Pulverschnee bedeckt sind. 



Hinter dem Molkenhaus führt uns der „Braunschweiger Weg“ erst über eine Wiese, umrahmt von schneeüberzuckerten Bäumen in allen herbstlichen Farben. 


Dann auf einem steilen Pfad hinunter ins Tal.


Bisher war bis auf das Gezwitscher einiger Waldvögel und das Krähen von Raben alles mucksmäuschenstill. Jetzt bahnt sich die Ecker laut plätschernd ihren Weg durchs Unterholz. Es ist kaum zu glauben welche Lautstärke dieser kleine Fluss erzeugen kann. 


Wir begleiten ihn auf wunderschönen hügeligen Pfaden bis der riesige Stausee der Eckertalsperre vor uns liegt. 


Die von den Harzwasserwerken betriebene Anlage wurde 1943 in Betrieb genommen. Sie staut die Ecker und ihre Zuflüsse auf und dient der Trinkwasserversorgung, dem Hochwasserschutz, der Niedrigwasseraufhöhung sowie der Energieerzeugung.  Die Talsperre hat eine 420.000 Tonnen schwere Gewichtsstaumauer als Absperrbauwerk.


Bevor wir die Staumauer überqueren, trinken wir von dem köstlichen Wasser der Ecker, die Städte Braunschweig, Wolfenbüttel und Wolfsburg werden mit diesem Trinkwasser versorgt.
  

Der Bau der Talsperre erfolgte mitten im Zweiten Weltkrieg. Für die Arbeiten wurden seinerzeit auch mehrere hundert ausländische Arbeitskräfte und Kriegsgefangene eingesetzt. Zur Zeit der deutsch- deutschen Teilung verlief die Grenze mitten durch Stauraum und Staumauer. Die Grenztruppen der DDR trennten den östlichen Teil der Mauerkrone mit einer aufgesetzten Backsteinmauer und Stacheldraht ab.



Der Weg führt noch ein ganzes Stück am Stausee entlang, uns präsentiert sich ein umwerfender Ausblick. In der Ferne sehen wir den Brocken, wir müssen also noch ein ganzes Stück laufen bis wir dort sind. 



Die Pfade sind abwechslungsreich und erweisen sich manchmal als recht abenteuerlich, wir müssen aufpassen, dass wir nicht stolpern.




An der Rangerstation Scharfenstein beginnt der Hirtenstieg. Er führt auf einem alten Grenzkontrollweg der etwas weiter westlich verlaufenden ehemaligen innerdeutschen Grenze hinauf zum Brocken. Auf einem Wegweiser sind es noch etwa 4 km, das müsste zu schaffen sein. 


Wir wandern die ganze Zeit überwiegend bergan, ab jetzt wird es noch steiler. Wir kämpfen uns Schritt für Schritt in die Höhe. Die Muskeln unserer Beine brennen. Die Aussicht ist nicht zu toppen. Unter uns liegt in weiter Ferne der Stausee, kaum vorstellbar, dass wir vor einer Weile dort entlanggewandert sind.


Wir bleiben immer wieder stehen. Zum Einen um zu verschnaufen, zum Anderen um die phänomenale Aussicht zu genießen. Die Wolken scheinen sich vor dem Brocken zu stauen. Mal liegt das Tal im stockdunklen, mal sind einzelne Abschnitte sonnendurchflutet.


Durch die Anstrengung ist mir warm und ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke auf obwohl hier oben schon ein leichtes Lüftchen weht. Ich drehe mich oft zu Peter um, bin etwas schneller unterwegs wie er. 


Meine Beine brennen, ich wähne hinter jeder Kurve den Gipfel. Die Kilometer ziehen sich ganz schön in die Länge, unsere Geschwindigkeit liegt weit unter dem Durchschnitt von 5-7 km/h. Trotz der Anstrengung ist der Weg wunderschön, ich genieße den ersten Schnee dieses Winters. 

Dann ist es endlich soweit, hinter einer Kurve tauchen die Gebäude des Brockengipfels auf. Der Brocken ist mit 1.141 Metern der höchste Berg des Harzes und gehört zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands. 


Dunkle Wolken ziehen über die Brockenherberge und den Sendeturm. Wir waren schon einige Male oben und erinnern uns an die Kälte, den Wind und die zugigen Schutzhütten dort. Heute wird es nicht wärmer sein, deshalb sparen uns den letzten Kilometer. Hier ist ein schöner Platz für einen heißen Tee. Aber sobald wir uns nicht mehr bewegen, beginnen wir zu frieren.



Wir laufen ein Stück zurück und setzen unsere Pause in einer Schutzhütte fort. Die Stärkung haben wir uns nach dem fast 4-stündigen, anstrengenden Marsch mehr als verdient. Aber auch hier können wir uns nicht lange aufhalten ohne zu frösteln, deshalb machen wir uns kurze Zeit später wieder auf den Rückweg. 


Von jetzt an geht es fast nur bergab. Etwas weniger anstrengend aber trotzdem müssen wir sehr aufpassen, um nicht auf dem steilen Grenzweg auf einer Eisfläche unter dem Schnee auszurutschen. Wir kommen zügig voran. Vom vielen bergab laufen brennen die Muskeln unserer Beine jetzt an anderen Stellen. Obwohl es die selbe Strecke ist, haben wir aus der umgekehrten Perspektive  immer wieder wunderschöne, fast märchenhafte Ausblicke. 



Es ist zwar erst Nachmittag aber es wird  diesig und kühl. Nach insgesamt 7,5 Stunden Fußmarsch haben wir es geschafft und sind wir wieder am Auto.

Die Wanderung  war unbeschreiblich schön. Der Weg ist gut ausgeschildert, sehr abwechslungsreich und führt fast ausschließlich auf kleinen Pfaden durch eine wunderschöne Landschaft. Ich freue mich schon jetzt auf unseren nächsten Harzbesuch.