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24.09.17

Radtour Hamburg 2






Freitag, 01. September 2017
Edemissen - Hamburg
175 km


Morgen ist Mittelaltermarkt Hamburg-Öjendorf, ich werde heute wieder mit dem Rad anreisen. Das Wetter passt, es ist mild und soll trocken bleiben. Sonne-Wolken-Mix und leichter Westwind ist akzeptabel für die Tour. Ich starte um 8.45 und habe keine Eile, Peter wird erst gegen 21 Uhr da sein.


Da ich letzte Woche gerade von Hamburg über die Bundesstraße zurückgefahren bin, will ich die selbe Strecke nicht schon wieder fahren. Deshalb habe ich gestern bei Naviki die Route für die Kategorie "Rennrad" geplant. Bin gespannt, was dabei herauskommt.

Um mein nicht mehr ganz funktionstüchtiges Handy etwas zu schonen, habe ich mir alle Orte, die ich durchfahre, notiert. Die Rennradroute ist dafür gut geeignet, da sie überwiegend auf Straßen verläuft. Das Navi werde ich dann nur im Notfall und im Stadtverkehr von Hamburg dazuschalten.


Bis nach Celle fahre ich auf der B214, dann weiter auf der B3 bis Groß Hehlen. Ab hier fange ich an, meine handgeschriebene Liste "abzuarbeiten". An den Verkehrsschildern für Autos kann ich mich gut orientieren.


Meine Blase drückt schon eine Weile, da kommt mir das Dixiklo auf einem Kanu-Anlegeplatz in Eversen an der Örtze ganz gelegen.


Es läuft wunderbar, alle paar Kilometer kommt eine Ortschaft, die Strecke ist nicht langweilig.



Ich fahre überwiegend auf Radwegen oder auf Nebenstraßen mit wenig Verkehr.


Bisher läuft es gut und es gibt unterwegs einiges zu sehen.



Haha, ich darf durch! Mit dem Fahrrad genießt man immer wieder viele Vorteile.


Ich passiere die Zufahrt zum Centerpark Bispingen.




Kurz vor 14 Uhr, meine Mittagspause an der St. Antoniuskirche im Zentrum von Bispingen. 


Bispingen liegt im Süden der Lüneburger Heide. Ein wunderschön gestalteter Platz in der Ortsmitte ist charakteristisch für diese Gegend. Hier wird auf den Heidschnuckenweg hingewiesen, einen 223 km langen Fernwanderweg von Celle nach Hamburg.


Eine halbe Stunde später komme ich bereits in den Landkreis Harburg.


Hinter Evendorf überquere ich die A7. Obwohl der Verkehr zügig fließt, möchte ich nicht tauschen und bin froh, hier mitten in der Natur fahren zu dürfen.



Jeder Ort hat etwas Hübsches und Sehenswertes zu bieten, so auch Egestorf. Die Ortsnamen sind mir nur wegen ihrer Autobahnabfahrten ein Begriff, schön, sie auch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.


Ein schön asphaltierter Radweg führt neben der Landstraße durch den Wald.


In Fliegenberg, ein Ort der Gemeinde Stelle, wird die Landschaft kahl und maritimer, gleichzeitig sehe ich dunkle Wolken am Himmel. Hoffentlich bleibt es noch eine Weile trocken.


Ich fahre auf einen Deich zu. Hier stelle ich mein Rad ab und steige die Stufen zu der Aussichtsplattform hinauf, die sich oben auf dem Deich befindet. Vor mir liegt die Elbe.



Der Weg führt weiter am Deich entlang.


Nach etwa 10 Kilometern komme ich an die A1. Laut Naviki soll ich hier die Süderelbe überqueren. Tatsächlich befindet sich ein Radweg direkt neben der Autobahn, na dann mal los.



Weiter geht es am Deich der Norderelbe entlang bis in den Hamburger Stadtteil Veddel. Jetzt schalte ich das Navi ein und lasse mich führen.


Ich fahre neben der Straße und den Bahngleisen über die Freihafen Elbbrücke.


Hier halte ich kurz an und schaue auf die Norderelbe. Von hier aus ist die Hafencity mit der Elbphilharmonie zu sehen, der Michel und noch einige andere Kirchtürme.


Direkt hinter den Elbbrücken befindet sich eine riesige Baustelle. Zum Glück kann ich als Radler mal wieder ungehindert passieren.


Es geht weiter durch das Industriegebiet von Rothenburgsort und Billbrook. Auch hier sind die Straßen durch riesige Baustellen nur teilweise befahrbar, für mich kein Hindernis.

An der roten Brücke überquere ich die Bille und komme über den Stadtteil Billstedt nach Oststeinbek.




Wenige Kilometer danach bin im um 19.15 Uhr am Ziel, zum Glück hat sich das Wetter gehalten. Ich fahre über den Parkplatz des Ostkreuzcenters, einem großen Einkaufszentrum. Hier werde ich mich mit Peter treffen, der eine Stunde später ebenfalls eintrifft.

Die gesamte Strecke war sehr gut befahrbar, allerdings etwa 20 Kilometer weiter als über Bundesstraße. Für mich wegen des Abwechslungsreichtums aber eindeutig zu bevorzugen und sehr empfehlenswert.



Route










06.09.17

Kurzurlaub Aller-Weser-Elbe









Kurzurlaub Aller - Weser - Elbe
23.-26. August 2017
613 km









Mittwoch, 23.August 2017
Edemissen - Horstedt
170 km



Für die folgenden 4 Tage habe ich eine Radtour mit dem Zelt geplant. Ich möchte von Zuhause aus losfahren, ab Celle werde ich auf den Allerradweg stoßen, hinter Verden komme ich auf den Weserradweg und in Cuxhaven beginnt der Elberadweg. Wie weit ich auf letzterem komme, werde ich auf mich zukommen lassen, auf dem Rückweg wird mir Naviki helfen. Genauso wie auf dem Allerradweg, hiervon besitze ich keinen Reiseführer.

Dieses Mal habe ich mir die Mühe gemacht, mein Gepäck zu wiegen, die 42 kg setzen sich wie folgt zusammen:

Fahrrad:                                   19,0 kg
Große Tasche hinten rechts:      5,5 kg
Große Tasche hinten links:        5,5 kg
kleine Tasche vorne rechts:       4,5 kg
kleine Tasche vorne links:         4,5 kg
Lenkertasche:                             1,7 kg
Schloss, Getränk:                       1,3 kg

Mein Wecker klingelt um 5 Uhr in der Frühe. Die Tage sind Ende August schon deutlich kürzer, es ist noch dunkel als ich aufstehe. Die nächsten Tage soll das Wetter überwiegend trocken bleiben, Sturm ist auch nicht vorhergesagt. Heute kommt der Wind aus südwestlichen Richtungen, also günstig für mich.


Es ist mit 8 Grad noch ziemlich frisch als ich um 6 Uhr starte. Nebelschwaden hängen über den Feldern, die aufgehende Sonne lässt den Himmel orange aufleuchten. Ich ziehe die Ärmel meiner Fleecejacke über die Hände, meine Finger sind kalt.


Hinter Bockelskamp stoße ich zum ersten Mal auf die Aller und finde auch entsprechende Schilder.


Navikis Route stimmt nicht immer mit der Beschilderung überein. Meine Überlegung, das Navi auszuschalten, verwerfe ich aus Bequemlichkeit. Die Quittung dafür bekomme ich prompt, als ich den Allerradweg verlassen muss, weil Naviki mich mal wieder an einer langweiligen Straße entlangführt. Meistens aber ist die Route identisch und ich bekomme viele schöne Ecken zu sehen.


Unterwegs hole ich mir aus einer Bäckerei Brötchen. Gegen 9 Uhr mache ich bei Hambühren auf einer Bank vor einem Maisfeld mein 2. Frühstück.


Die Sonne und der heiße Kaffee wärmen mich auf und ich ziehe Jacke und lange Hose aus bevor ich meinen Weg fortsetze. Wald- und Heideflächen wechseln sich ab, hin und wieder erhasche ich im vorbeifahren einen Blick auf die Aller.



Die Wege sind gut und landschaftlich gibt es viel zu sehen. Ich befinde mich im Aller-Leine-Tal, die Landschaft der beiden Flüsse ist verbindendes und charakteristisches Element dieser Region.


Bei Bothmer überquere ich dann auch die Leine und begleite sie ein Stück ihres Weges.


Auf der Strecke liegt die Windmühle Bothmer. Die Leine verschwindet wieder aus meinem Sichtfeld und mündet kurz darauf in die Aller.


Hinter Ahlden fahre ich auf einem Stichweg am Rande des Naturschutzgebietes Schotenheide vorbei.


In der Nähe des Ortes Bosse habe ich die Aller dann wieder. Es ist einfach herrlich, so durch die wunderbare Flusslandschaft zu fahren.


Die Sonne scheint, der Himmel ist fast wolkenlos und ich habe überwiegend Rückenwind.


Ich fahre an einer Weide vorbei auf der sich an die 20 Störche befinden. Sie sammeln sich wohl schon für ihren Flug in den Süden und warten hier auf gute Thermik.


Mein Weg führt weiter durch den Rethemer Londypark, vorbei an der Bockwindmühle. Das Baudenkmal aus dem Jahre 1594 wurde im Nachbarort Frankenfeld errichtet und hier unweit der Aller wieder aufgebaut.


Plötzlich steigt mein Handy mal wieder aus und schaltet sich einfach ab. Auf meiner Mai-Tour hatte ich das Problem schon einmal und ich habe vor einiger Zeit einen neuen Akku eingesetzt. Ein neuwertiges Handy habe ich dadurch nicht. Zum Glück ist die Beschilderung des Allerradweges gut wie generell an Flussradwegen und mein Ärger hält sich in Grenzen. Die Tour kann ich auch ohne Navi fortsetzen.

Nach 20 Kilometern erreiche ich gegen 14 Uhr Verden. Schon von weitem ist der Dom und die St. Andreaskirche zu sehen.


Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus und der St. Johanniskirche mache ich Mittagspause und studiere den Reiseführer des Weserradweges. Kurz hinter Verden mündet die Aller in die Weser, der ich ab jetzt bis zur Nordsee folgen werde.


Auf meinem Weg liegt der Sachsenhain, eine ehemalige großflächige Denkmalanlage der Nationalsozialisten. Ein Schild weist auf den evangelischen Jugendhof im Sachsenhain hin, Erinnerungen werden wach. Ich nehme mir die Zeit für einen Abstecher und schlage die Richtung ein. Kurz darauf stehe ich auf dem Hof vor den Fachwerkhäusern. Nach meiner Konfirmation bin ich mit der Jugendgruppe sehr oft hier gewesen, wir haben Seminare besucht, Nächte durchgemacht und viel Spaß gehabt. Gerne denke ich an diese Zeit zurück. Hier hat sich nicht viel verändert.


Noch bevor ich die Weser zu Gesicht bekomme, führt der Radweg am Schleusenkanal Langwedel entlang.


Erst am Yachthafen Achim-Uesen stoße ich auf die Weser und überquere diese auf einer Brücke.


Hinter Tedinghausen finde ich ein Hinweisschild auf den Campingplatz in Horstedt. Ich würde gern noch etwas fahren aber es ist bereits 17.30 Uhr und der nächste Campingplatz ist erst hinter Bremen und noch etwa 50 km entfernt. Das ist mir dann für heute doch zu weit, also kehre ich hier ein.


Ich werde sehr nett empfangen, bezahle 10 € plus 1 € Duschmarke und kann mein Zelt auf einer sonst leeren Wiese in der Nähe eines Unterstandes aufstellen.


Danach steige ich wieder aufs Rad und schaue mich noch etwas um. Der Campingplatz befindet sich direkt am Weserufer und ist mit Wohnwagen und Hauszelten gut besucht.


Im Dorf selbst ist nicht viel los, es ist sehr ländlich hier, die Dorfbewohner grüßen nett. Vor einer Wiese mit Bullen mache ich kehrt und fahre zum Campingplatz zurück.


Zum Glück habe ich genug Essen dabei, ein Geschäft habe ich nicht entdeckt. In der Dämmerung esse ich Tütensuppe und lasse den Abend so langsam ausklingen.






Donnerstag, 24. August 2017
Horstedt - Dorum
133 km


Mein Handy, was ich mit Hilfe der Powerbank zum Teil wieder aufladen konnte, klingelt wieder um 5 Uhr. Nach den ersten 170 km habe ich gut geschlafen, auf dem Campingplatz war alles ruhig. Noch im Schlafsack höre ich vereinzelt feine Tropfen aufs Zeltdach fallen. Na toll, ich bin gerade mal einen Tag unterwegs und es beginnt zu regnen. Während ich noch überlege, ob ich aufstehe oder mich noch einmal umdrehe, höre ich entferntes Donnergrollen und ein Blitz erhellt den noch dunklen Himmel.

Schnell schlüpfe ich in meine Klamotten und beginne mit dem Zusammenrollen von Schlafsack und Isomatte. Dann baue ich in windeseile das Zelt ab und packe den ganzen Krempel inklusive Fahrrad noch trocken unter den Unterstand.

Ich bin die einzige, die so früh schon herum rödelt, in den Wohnwägen und Hauszelten regt sich noch niemand. Im Sanitärhaus koche ich mir mit dem Tauchsieder heißes Wasser und als ich wieder herauskomme, regnet es richtig. Ich laufe zum Unterstand und freue mich, dass meine Klamotten im Trockenen stehen als der Gewitterschauer herüber zieht.


Ich verstaue alles in den Packtaschen und überlege, ob ich bei Regen losfahren soll, das Gewitter ist vorüber. Aber es lässt noch ganz schön herunter, deshalb nutze ich die Zeit und frühstücke schon jetzt. Dann verlasse ich mit den letzten Tropfen um viertel vor 7 den Campingplatz.


Auf den Wegen stehen Wasserpfützen aber der Himmel klärt sich langsam auf. Es ist mit 16 Grad deutlich milder als gestern, schnell schiebe ich die Ärmel meiner Regenjacke hoch. Es duftet herrlich nach Regen und ich habe das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.


Der Radweg führt auf dem Weserdeich entlang, bis Bremen ist es nicht weit.


In Stadtnähe mutiert er zur Fahrradautobahn mit Zufahrten und Servicestation. Eine Luft-Tankstelle habe ich bisher noch nicht gesehen.


Natürlich gibt es hier auch das ein oder andere Industriegebiet auf meinem Weg.


Fahrradtouristen begegnen mir in den Morgenstunden noch nicht, trotzdem bin ich keineswegs alleine.


Hunde werden Gassi geführt und einige Berufspendler sind radelnd unterwegs.


Ich folge den Schildern und fahre auf einer Brücke über den Wesersee und dann über die Wilhelm-Kaisen-Brücke in Bremens Altstadt.


Ich war schon Mal in Bremen, spare mir einen Stadtrundgang und bleibe in Ufernähe.


Über die nächste Brücke komme ich wieder zurück auf die linke Weserseite - vielleicht hätte ich gleich dort bleiben sollen.


Stadtfahrten halten auf und sind prädestiniert zum Verfranzen. So auch hier. Ich verliere die Schilder und lande in einem hässlichen Geschäfts- und Werkstattviertel in Woltmershausen, Bremens Stadtbezirk Süd. Erst nach einer Ehrenrunde bin ich wieder auf Strecke. Mit dem Hafengebiet lasse ich Bremen hinter mir.


Der Weserradweg führt über das Ochtum-Sperrwerk welches dem Hochwasserschutz dient. Als Radfahrer kann ich ungehindert passieren.


Die Ochtum ist ein 26 km langer Nebenfluss und mündet hier, kurz hinter dem Sperrwerk, in die Weser.


Ich fahre so vor mich hin auf einem schönen glatten Weg weiter am Weserdeich entlang. Bei einem Abzweig habe ich die Wahl: Vor oder hinter dem Deich weiter zu fahren. Ich entscheide mich natürlich für die falsche Seite und stehe nach einigen Kilometern vor dem verschlossenen Tor des Werksgeländes der Firma Carbon Rotec, einem Rotorblatthersteller aus Lemwerder.

Zum Glück kann ich mein Rad mit einiger Anstrengung über den Deich schieben und am Firmengelände vorbei weiterfahren.


Auf dem Weserdeich geht es weiter, der Blick ist phantastisch. Rechts von mir ist die Weser, links einige Dörfer mit hübschen Häusern.


An einer Kreuzung stehe ich mal wieder suchend herum und halte nach einem Wegweiser Ausschau. Ein netter älterer Radler gibt mir den Tipp, geradeaus weiter zu fahren und die Weserseite bei Brake zu wechseln. Ein neuer Radweg führt von dort direkt nach Bremerhaven. Den Rat nehme ich gerne an, im Reiseführer ist die Überquerung erst bei Blexen-Nordenham eingezeichnet.

Vorher ist jedoch noch ein Hindernis zu überwinden, das Huntesperrwerk. Bei Öffnungszeiten zu jeder vollen Stunde ist die Überquerung auf jeden Fall mit Wartezeit verbunden, was mir ziemlich stinkt. Ich folge den Schildern und bin angenehm überrascht, als ich bemerke, dass der Weserradweg die Umfahrung des Sperrwerks vorsieht. Der kleine Umweg entlang der Bahngleise ist besonders für mein voll bepacktes Rad etwas eng, nicht besonders komfortabel und teilweise steil aber durchaus akzeptabel.


Ich schlängele mich teilweise schiebend den Pfad entlang und bin kurze Zeit später ohne Wartezeit am Elsflether Bahnhof.


Dann folge ich den Schildern des Weserradweges weiter bis nach Brake.


Ein paar Kilometer nach Ortsausgang komme ich zum Fähranleger. Die Schnellfähre ist ruck zuck da und bringt mich für 2.40 € auf die rechte Weserseite nach Sandstedt.


Auch auf dieser Seite ist der Weserradweg gut ausgeschildert und führt auf dem Deich entlang. Von oben habe ich einen tollen Blick auf das Umland. Ein nachgebautes und als "Backofen" bezeichnetes Mündungsbauwerk unterhalb des Deiches lädt zum Verweilen ein. Inzwischen geht es auf halb 2 Uhr zu und es ist Zeit für eine Pause.


Ich fahre hinunter, suche mir eine windgeschützte und sonnige Ecke und verzehre mein Essen, was ich auf der Strecke im Supermarkt eingekauft habe. Es ist herrlich hier am Wasser, ich bin alleine, Radtouristen scheinen am heutigen Donnerstag keine unterwegs zu sein.


Gestärkt setze ich meinen Weg direkt am Weserdeich fort. Es lässt sich prima fahren, die Wege sind glatt, die Deiche zum Teil beweidet oder frisch gemäht und es duftet nach Heu.


Nachdem ich den Fischereihafen auf meiner rechten Seite erreicht habt, ist die Altstadt von Bremerhaven nicht mehr weit. Mein Weg führt über die Doppelschleuse, dann über die Geeste, kurz vor deren Mündung in die Weser.

In der zum Bundesland Bremen gehörenden Stadt ist es vorbei mit der Ruhe, hier herrscht reges Treiben. Ich stehe auf einem parkähnlichen Platz vor dem alten Hafen mit Museumsschiffen und schaue mich staunend um. Einige Hochhäuser, die Bürgermeister-Schmid-Gedächtniskirche im Hintergrund, das Klimahaus und das Atlantikhotel prägen das Stadtbild.


Ich schaue mich eine Weile um und lasse alles auf mich wirken. Dann fahre ich langsam weiter. Nach dem Zoo am Meer und dem deutschen Auswandererhaus folgt der Loschenturm (benannt nach seinem Architekten). Er ist der älteste noch in Betrieb befindliche Festland-Leuchtturm an der Nordseeküste und zählt zu Bremerhavens Wahrzeichen.


Im 19.Jahrhundert wurde Bremerhaven zum größten Auswandererhafen Europas, 1856 verließen 76.000 Menschen von hier aus Europa.


Der Seehafen macht Bremerhaven heute zu einem Exportzentrum Deutschlands.


Mein Radreiseführer ist schon uralt und endet hier. In den neueren Auflagen ist der Weserradweg bis Cuxhaven beschrieben. Wahrscheinlich übersehe ich mal wieder ein Schild denn ich lande im Industriegebiet am Überseehafen. Werften, Containerterminals, Kräne und LKW prägen hier das Bild.


Es herrscht viel Verkehr, eine Werksbahn fährt quer über die Straße von einem Betriebsgelände zum anderen und ich warte zusammen mit vielen Autos an einer roten Ampel. Es ist laut und unruhig, schön ist was anderes.


Es braucht einige Kilometer bis ich wieder in der Natur auf Strecke bin. Ich genieße die Ruhe am Deich. Aber auch hier sind wegen Deichbauarbeiten immer mal wieder einige Umwege in Kauf zu nehmen.


In Wremen komme ich an einem Campingplatz vorbei aber es ist erst 17 Uhr und ich möchte noch etwas fahren. Ich frage mich durch, hinter Dorum habe ich ebenfalls die Möglichkeit, zu übernachten. Also fahre ich wieder am Deich entlang, bis ich zum Campingplatz Grube in Dorum-Neufeld komme.


Hier checke ich kurz vor 18 Uhr für 11,60 € incl. Duschmarke und Kurtaxe ein. Ich beeile mich mit dem Zeltaufbau weil ich noch hinunter an den Strand möchte.


Erst schlendere ich durch den Ort und gehe über den Deich. Neben der Strandhalle gibt es einen kleinen Kutterhafen und einige Buden mit Kulinarischem und Getränken.


Hier steht das Leuchtturmdenkmal Obereversande. Ich laufe über den Steg aber spare mir den Aufstieg, dort oben ist es bestimmt ziemlich kalt. Die Sonne steht schon tief und es weht ein frischer Wind.


Ich laufe noch etwas an der Strandpromenade entlang. Auf dem grünen Strand sind die meisten Strandkörbe jetzt am Abend fast alle leer. Eine Gruppe Wattwanderer setzt sich gerade in Bewegung und stapft barfüßig durch das flache Wasser.


Mich fröstelt etwas in meinem T-Shirt, vielleicht steckt mir auch die Anstrengung von der langen Fahrt in den Knochen. Ich genehmige mir noch ein Fischbrötchen und dann begebe ich mich langsam wieder zurück zu meinem Zelt.





Freitag, 25. August 2017
Dorum - Guderhandviertel
134 km



Um 6.30 Uhr sitze ich wieder auf dem Rad und fahre auf dem Deichweg in die Morgendämmerung. Wir haben 14 Grad und es ist relativ windstill. Die Sonne versucht, zwischen einigen Wolkengebilden hervorzuschauen. Ich genieße diese Fahrten am frühen Morgen, wenn der Tag noch vor einem liegt.


Ich folge dem Radweg in Richtung Cuxhaven, immer am Deich entlang und gut ausgeschildert. Dann komme ich durch ein Waldstück, dem Wernerwald. Leider bewölkt es sich zunehmend. Als ich in Sahlenburg den Wald wieder verlasse, hängt eine dicke Wolkendecke in der Luft.


Auf einem sehr schönen Dünenweg im Naturschutzgebiet Cuxhavener Küstenheiden fahre ich weiter.


Mit dem nächsten Standabschnitt erreiche ich Duhnen, ein vom Tourismus geprägter Stadtteil von Cuxhaven.


An der Strandstraße reiht sich ein Geschäft an das nächste. Es ist gerade mal 8 Uhr und hier ist schon allerhand los. Vor der Bäckerei steht eine Schlange, was mich davon abhält, mir ebenfalls frische Brötchen zu holen.


Stattdessen beeile ich mich, weiter zu kommen.


Mein Radweg verläuft parallel zur Küste der Nordsee und geht in den Cuxhavener Stadtteil Döse über. Hier wird es auch wieder ruhiger, bis auf ein paar Jogger habe ich den Weg für ich allein. Ich strampele einen Hügel hinauf und als ich über die Spitze komme, taucht die Kugelbake auf. Das Seezeichen aus Holz ist Wahrzeichen von Cuxhaven und seit 1913 im Wappen der Stadt abgebildet.

Hier ist offizielles Ende des Weserradweges und Beginn des Elberadweges. Ich stehe zwischen den beiden Logos, die auf dem Boden abgebildet sind. Am liebsten würde ich hier auf der Bank am Wegrand mit Blick auf die Kugelbake frühstücken. Doch der Himmel ist wolkenverhangen und leichter Nieselregen macht diesen Ort nicht gerade gemütlich.


Ich fahre weiter an der Nordseeküste entlang zum Sportboothafen. Hübsche Segelboote und kleine Jachten sind hier festgemacht und schaukeln im Wasser.


Dann passiere ich den Hamburger Leuchtturm an der jahrhundertealten Anlegestelle "Alte Liebe", die heute als Aussichtsplattform dient. Der Leuchtturm, ebenfalls ein Wahrzeichen von Cuxhaven, war bis 2001 in Betrieb und wurde von der Stadt Hamburg erbaut, zu der dieses Gebiet gehörte.


Ich fahre an Ausflugsdampfern vorbei und genieße das maritime Flair dieser Stadt.


Im Fischereihafen fahre ich an Fischhallen und Lagerhallen vorbei, hier wird es unruhiger und ich muss auf den Verkehr achten. Neben den gewohnten Fahrradschildern sind auf die Radwege Pfeile mit den Buchstaben CUX und HH gemalt, was ein Verfahren meinerseits allerdings nicht verhindert.

Erst am ehemaligen Leuchtfeuer "Dicke Berta" in Cuxhaven-Altenbruch genieße ich wieder die Ruhe auf dem Küstenradweg entlang des Deiches.


Der Nieselregen hat sich verzogen, an der nächsten Bank mache ich Frühstückspause direkt am Nordseestrand.


Es beginnt, sich aufzuklären als ich weiterfahre. Ich passiere ein Tierschutztor am beweideten Deich und teile mir den Weg mit den Schafen, die vor mir hertrotten und nur widerwillig Platz machen. Sie scheinen ebenfalls den asphaltierten Belag der weichen Rasenfläche vorzuziehen.

Alle paar Meter muss ich absteigen und die Tore zwischen den Weiden öffnen. So schön und idyllisch dieser Weg auch ist, schnell komme ich nicht voran und mein Rad ist von oben bis unten mit den Hinterlassenschaften der Vierbeiner eingesaut.


Kurze Zeit später stehe ich an der Rezeption des Campingplatzes "See Achtern Diek" in Otterndorf. Am Südsee des Erholungsgebietes halte ich an und erinnere mich an die Zeit, als ich mit den Kindern während unseres Jugendherbergsurlaubs hier schwimmen war.


Mein Weg führt weiter über die Medem und dann ein Stück am Kanal entlang.


Die Oste überquere ich bei Geversdorf. Laut Reiseführer geht es ein Stück durchs Inland über Balje und Krummendeich nach Freiburg. Hier bin ich schon einmal lang gefahren und habe die Strecke in guter Erinnerung.


Heute übersehe ich ein Schild und hole etwas zu weit aus, sodass mein Weg noch weiter südlich verläuft aber trotzdem nicht schlecht ist. In Oederquart schaue ich dann mal auf die Karte, Freiburg wäre jetzt ein Umweg. Ich schlage gleich die Richtung Wischhafen ein und umfahre vorsichtshalber noch das dortige Sperrwerk. Dann nehme ich Kurs auf Krautsand und komme wieder an die Elbe.


Noch einmal der gewohnte Blick auf die beweideten Deiche, dieses Mal sind die Schafe durch einen Zaun vom Weg getrennt und mein Rad bleibt sauber.


Das Ruthensperrwerk bei Drochtersen kann ich ungehindert passieren.


Gegen 14.30 Uhr mache ich etwas abseits vom Radweg an einem Hang im Gras Mittagspause. Inzwischen ist es herrlich warm und die Sonne scheint.


Eine gute Stunde später erreiche ich Stade, die Hansestadt am Rande des Alten Landes. Von der Hansestraße aus schaue ich über die Schwinge in Richtung Altstadt. Das Baumhausmuseum links und das Schwedenspeicher-Museum auf der rechten Seite sowie andere restaurierte Gebäude säumen den Fluss.


Die Beschilderung ist mal wieder nicht so ganz eindeutig und ich drehe noch eine Ehrenrunde bevor ich ein zweites Mal am Burggraben vorbeifahre und endlich den richtigen Weg finde.


Er führt an der Schwinge entlang heraus aus der Stadt.


Ich passiere die ersten Obstplantagen des Alten Landes. Die kleinen Bäume hängen voll mit reifen Äpfeln, mir läuft das Wasser im Mund zusammen.


Sogar einen "Obstbaumfriedhof" auf einer etwas abgelegenen und zugewachsenen Wiese sehe ich auf der Strecke.


Es ist später Nachmittag und ich schaue auf der Karte nach einem Campingplatz. Der nächste befindet sich direkt am Elberadweg in der Ortschaft Guderhandviertel kurz vor Jork. Der nächste ist in Blankenese auf der anderen Elbseite und ein weiterer hinter Hamburg, was ebenfalls eine Fährfahrt erforderlich macht. Hamburg heute noch zu durchfahren dauert ewig und ist keine gute Idee.

Obwohl ich gerne noch ein Stück weiter gefahren wäre, beende ich um kurz nach 17 Uhr meine heutige Tour als ich vor dem schmucken Eingang des Campingplatzes Neßhof stehe.


Ich checke zum Schnäppchenpreis von 7,50 € incl. Benutzung der Dusche ein und baue mein Zelt auf. Am heutigen Freitag kommen noch ein paar andere kleine Zelte dazu, man merkt, dass Wochenende ist.


Nach dem Duschen setze ich mich noch eine Weile in den Hof vor der Rezeption, einer alten umgebauten Scheune. Hier geht es fast schon familiär zu. Ich nehme an einer der Bierzeltgarnituren Platz und genehmige mir ein Bier und eine selbstgemachte Pizza, die heute angeboten wird. Dabei unterhalte ich mich nett mit anderen Gästen.






Samstag, 26. August 2017
Guderhandviertel - Edemissen
176 km


Es ist 5.20 Uhr und noch nicht richtig hell als ich wieder auf der Strecke bin. Mit 10 Grad auch nicht besonders warm, an der nächsten Sitzgelegenheit in einer Bushaltestelle ziehe ich meine Socken an. Mein Zelt war noch taunass als ich es zusammengepackt habe. Nach wenigen Kilometern bin ich in Jork und somit im Zentrum des Alten Landes, eines der größten Obstanbaugebiete Europas. Wunderschöne Fachwerkhäuser und Höfe mit ortstypischen Prunkpforten säumen die Straßen.



Ich fahre langsam durch den Ort und staune immer wieder über die schöne Architektur. Nach der Mühle Aurora verlasse ich Jork und folge den Fahrradschildern in Richtung Hamburg.


Nach wenigen Kilometern erreiche ich den Hamburger Stadtteil Cranz und überquere das Este-Sperrwerk.


Ab hier werde ich den Elberadweg verlassen und Hamburg umfahren. Da ich mich nicht hundertprozentig auf mein Navi verlassen möchte, werde ich an der Bundesstraße zurückfahren. Diesen Weg kenne ich inzwischen gut weil ich ihn schon einige Male gefahren bin. Zuerst muss ich zur B75, in Hamburg-Harburg ist das die Bremer Straße. Ich füttere mein Navi mit den Daten und soll in 20 Kilometern dort sein.

Los gehts, ich verlasse das triste Industriegebiet an der Elbe und komme durch eine ältere Siedlung. Auf einer idyllischen sonnigen Bank unter einem Baum lasse ich mich nieder und frühstücke erst einmal.


Dann setze ich meinen Weg fort. Auf einmal bin ich wieder mitten in der Natur in der Nähe der alten Süderelbe. Mit so einer Landschaft habe ich hier gar nicht gerechnet.


Am Rande des "Alten Landes" komme ich noch einmal an voll hängenden Apfelbäumen vorbei.


Naviki führt mich auf dem Deich durch kleine Hamburger Stadtteile mit Obstplantagen, es ist wunderschön hier.



Weiter geht es bei Moorburg auf einem gut befahrbaren Schotterweg an einem Graben entlang, die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Ein älterer Jogger macht am Rande des Weges Dehnungsübungen, ich kann nicht glauben, dass ich mich hier noch in Hamburg befinde, so viel Natur ist um mich herum.


Mit Überqueren der A7 wird es dann städtischer und unruhiger. Naviki meint es gut und schickt mich ein kleines Stück durchs Heimfelder Holz, danach komme ich wieder auf die Stader Straße, auf der ich davor auch schon gefahren bin.


Es folgen weitere volle Straßen im Großstadtverkehr, mit der Ruhe ist es jetzt vorbei. Aber nach wenigen Kilometern erreiche ich bereits die Bremer Straße und kann mein Navi wieder ausschalten.


Hier kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen, ich fahre auf dem Radweg an der B75 immer der Nase nach.


Ein Stück hinter Buchholz in der Nordheide kreuzt sie die B3, dort biege ich ab. Leider kommt mir der Wind ungünstig entgegen, weht aber zum Glück nur schwach. Außerdem geben mir die riesigen Waldgebiete an der B3 etwas Windschutz.

Ansonsten ist die Strecke nicht besonders spannend, Wald, Wiesen und das Rauschen der vorbeifahrenden Autos begleiten mich. Manchmal muss ich einen kleinen Hügel hinauf, dann kommt wieder eine sanfte Abfahrt, nichts spektakuläres. Ich trete fortwährend und hänge meinen Gedanken nach.


Bei Heber muss ich kurz aufpassen, hier habe ich mich beim ersten Mal übelst verfranst und bin in Bispingen herausgekommen. Das passiert mir heute nicht, ich nehme den Abzweig über die alte, stillgelegte Bundesstraße und bleibe auf der richtigen Strecke.


In Soltau mache ich auf einer Parkbank Mittagspause, denn geht es an der Bundesstraße weiter.

Die Kriegsgräberstätte Becklingen War Cemetery liegt an einem leichten Hang bei Wietzendorf direkt an der B3 auf meinem Weg.


Ich fahre durch Bergen, hin und wieder gibt es ein kleines Highlight in Form eines Gewässers oder einiger farbenfroher Blüten auf der sonst ziemlich monotonen Strecke.


Oder mir stechen hübsche Dekorationen in den Ortschaften ins Auge, wie hier in Wolthausen.


Gegen 16.40 Uhr überquere ich die Örtze, bisher bin ich gut und ohne Probleme voran gekommen.


Ich atme auf, als ich Celle erreiche. Ich nehme das letzte Stück meines Weges unter die Räder, noch knapp 40 Kilometer liegen vor mir aber das Ende ist absehbar.


Es bewölkt sich immer mehr. Gegen 19.30 rolle ich in Edemissen ein und schaffe es gerade noch unter unseren Carport als der angekündigte Regen heruntergeht. Das nenne ich Timing!

Zuhause angekommen, lasse ich die letzten 4 Tage Revue passieren. Es war eine wunderbare Tour die mir sehr viel Spaß gemacht hat.