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26.07.16

Urlaub Holland, Belgien




Urlaub Holland, Belgien
08. - 21. Juli 2016
1.292 km






Tag 1
Freitag, 08. Juli 2016
Edemissen - Bückeburg
128 km


Unser Sommerurlaub beginnt mit dem morgigen Mittelaltermarkt in Bückeburg. Inzwischen schon traditionell, reise ich mit dem Fahrrad an. Ich starte nach dem Frühstück um 8.30 Uhr bei schönstem Wetter. 


Über Abbensen, Oelerse, Arpke, Lehrte und Ahlten komme ich zum Biergarten „Alter Bahnhof“ in Anderten. Auf der Gollstraße überquere ich erst den Kanal, wechsele die Straßenseite und schiebe das Rad den schmalen Steg hinunter ans Ufer. Ich fahre in nordwestliche Richtung, die Schleuse lasse ich hinter mir, der Kanal liegt in Fahrtrichtung rechts.


Nach etwa 13 km sehe ich die Schrottberge eines Metallhandels auf der gegenüberliegenden Seite. Danach wechsele ich die Kanalseite an der markanten Brücke mit gekreuzten Streben und den mittigen Ringen (Beneckenallee, Vinnhorst). 


Der Kanal liegt nun in Fahrtrichtung links von mir. Meine Wegnotizen vom Vorjahr kommen mir bei der Wahl der besseren Kanalseite zugute.


Nach weiteren 14 km muss ich das Wasser- und Schifffahrtsamt Lohne umfahren. Ich komme erst durch ein Wohngebiet, überquere die Calenberger Straße und halte mich links um wieder an den Kanal zu kommen. Kurze Zeit später zweigt gegenüber der Stichkanal Hannover – Limmer ab. Hier mache ich Mittagspause und esse meinen mitgebrachten Spagettisalat.



An der 3. folgenden Brücke (vor der Autobahnbrücke mit Sichtschutz) wechsele ich zum letzten Mal die Kanalseite bei Dedensen/Gümmer und habe den Kanal wieder in Fahrtrichtung rechts. 



In Niederwöhren passiere ich das Kompostwerk eines Raiffeisenhandels, über dessen Hof ich den Schildern folgend wieder an den Kanal komme. 


Ungefähr bei Gesamtkilometer 95 führt der Weg vom Kanal weg und ich bin in Rusbend. Hier biege ich rechts auf die L 450 (Rusbender Straße), der ich folge. Über Warber und Scheie komme ich dann nach Bückeburg. 


Ich fahre erst einmal ins Zentrum, bei dem schönen Wetter sitzen viele Menschen draußen an Eisdielen, Bäckereien und Lokalen. Ich setze mich auf eine Bank und genieße die vertraute Umgebung, einige Male habe ich Bückeburg schon besucht. 

Ich habe Zeit und fahre etwas herrum. Viele Ecken kenne ich noch nicht. Unser bisheriger Stellplatz am Unterwallweg ist teilweise gesperrt, an unserem gewohnten Platz wird irgendwas gebaut, die übrigen Parkplätze sind ohne Stromsäule und gefallen mir nicht. Ich suche und finde einen besseren Platz an der Schlossgartenstraße, der ebenfalls kostenlos ist und näher am Schlosspark liegt. 

Nachdem Peter eingetroffen ist, gehen wir zu Fuß in die Stadt. Bückeburg war seit 1640/47 Residenzstadt der Grafschaft Schaumburg-Lippe, ab 1807 des Fürstentums und von 1919 bis 1946 Hauptstadt des republikanischen Freistaats. 


Auf der Seite der Fußgängerzone bewundern wir das gewaltige Schlossportal, ein Eingang zum Schlosspark, der frei zugänglich ist und eine Größe von über 80 Hektar hat. Er umgibt das Schloss Bückeburg von allen Seiten. Die Gründung der Bückeburg als Vorläuferanlage des Schlosses lässt sich bis zum Jahre 1304 zurückverfolgen. Es wird seit seiner Erbauung durchgehend bewohnt. Heute lebt Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe hier.


Wir besuchen den von mir entdeckten Griechen und freuen uns auf das morgige MPS und den bevorstehenden Urlaub.





Tag 2
Samstag, 09. Juli 2016
Bückeburg - Minden - Bückeburg
30 km


Nach der ersten Nacht in Bückeburg nutzen wir das schöne Wetter, und schwingen uns auf die Räder. Erst fahren wir ins Gewerbegebiet zu Mc.Donald´s weil ich dort das free Wifi zum Runterladen der Naviki-Landkarten nutzen will. Dann lassen wir uns nach Minden navigieren. Die Landschaft ist bemerkenswert, im Hintergrund sind die sanft geschwungenen Hügel des Weserberglandes und des Wiehengebirges mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalika zu sehen. 



In Minden überqueren wir die Weser über die große Brücke und fahren hinunter ans Ufer. Dann fahren wir ein Stück durch den Park zum Weserufer.  Wir verweilen etwas in der Sonne und genießen den Anblick des glitzernden Wassers. Ein Ausflugsdampfer tuckert mit winkenden Gästen an uns vorüber. 



Wir wollen uns heute nicht lange aufhalten, in der Altstadt von Minden waren wir schon mal, daher fahren wir über eine Fußgängerbrücke  zurück auf die andere Seite, werfen der Weser noch einen letzten Blick zu und treten den Rückweg auf gleicher Strecke an.


Zurück in Bückeburg ziehen wir unsere mittelalterlichen Klamotten an und gehen bei strahlendem Sonnenschein in den Schlosspark wo das MPS stattfindet. Damals wurden in den sogenannten Hofwiesen am Schloss große Teiche angelegt in denen bis in die 1990er Jahre Karpfen gehalten wurden. Diese Teiche sind heute ein wertvolles Biotop für Amphibien und Wasservögel und verschönern den Weg bis zur Kasse. 


Das MPS  ist bereits in vollem Gange. Hier treffen wir Ute und verbringen einen schönen, warmen Tag bei Dudelsackmusik und mittelalterlichem Spektakel. 






Erst nach Mitternacht verlassen wir das Fest und machen uns in der Dunkelheit auf den Rückweg zum Womo




Tag 3
Sonntag, 10. Juli 2016
Milsbeek - Gennep - Nijmegen - Melsbeek
73 km


Wir wachen bei Sonnenschein auf, heute soll wieder ein heißer Tag werden. Noch vor dem Frühstück fahren wir los in Richtung Niederlande. Am späten Vormittag kommen wir im Limburgischen Milsbeek, kurz hinter der deutschen Grenze an. Auf der Wiese des wunderschönen Naturstellplatzes hinter einem Eethuis (Restaurant) kramen wir die Campingmöbel raus und frühstücken draußen.


Inzwischen ist es schwülwarm. Peter ist erschöpft von der gestrigen Lauferei beim MPS und will noch etwas ausruhen. Ich habe keine Ruhe mehr und gehe allein mit dem Rad auf Erkundungstour. Ich schaue mir das Dorf Milsbeek und die Umgebung an. Die vorhandenen Radwege in den Niederlanden begeistern mich wie im letzten Jahr. Nach einigen km komme ich nach Gennep, auf dem schicken Marktplatz sitzen am heutigen Sonntag viele Leute unter den Sonnenschirmen vor den Lokalen. 

Wieder zurück am Stellplatz empfängt  mich ohrenbetäubendes Geknatter einer Treckerparade. Kurz nach meiner Abfahrt fuhren die alten Vehikel im Korso auf den Platz, die stolzen Besitzer stellen ihre uralten Landmaschinen mit laufendem Motor zur Schau. Viel Ruhe hat Peter nicht bekommen, jetzt drehen sie noch eine Ehrenrunde und ziehen mit viel Getöse ab. 


Gegen 15 Uhr starten wir dann gemeinsam unsere heutige Tour. Vor unserem Stellplatz studieren wir die Knotenpunkttafel. Obwohl wir das System im letzten Jahr kennen und schätzen gelernt haben, machen wir gleich den Fehler, die roten KP für Wanderer mit den grünen für Radfahrer zu mischen. Wir fahren prompt in die falsche Richtung und müssen wieder umdrehen. Beim nächsten Versuch klappt es dann, wir wählen die direkte Strecke über Groesbeek an der Hauptstraße. Die ist allerdings landschaftlich nicht besonders schön und ziemlich hügelig.



In Nijmegen schieben wir durch die Fußgängerzone, essen Eis und fahren runter zum Ufer der Waal. Auf dem Platz unter einer großen Brücke sind Buden, Trink- und Esstheken sowie Spielgeräte für Kinder aufgebaut. Viele Leute trinken an Stehtischen oder auf Klappstühlen am Strandabschnitt ihren Drink und genießen lachend und quatschend den sonnigen Tag. Auf einer Bühne pausiert gerade eine Band, dafür dudelt Tonbandmusik aus den Lautsprechern, bei uns stellt sich endgültig Urlaubsfeeling ein. 


Ich studiere den Knotenpunktatlas und stelle eine Route für den Rückweg zusammen, dieses Mal meide ich große Straßen. Wir fahren ein Stück am Maas-Waalkanal entlang, dann durch ein Waldstück. Hier ist die Landschaft deutlich schöner, die Steigungen sind sanfter und es gibt einige lange Abfahrten. Über Plasmoolen kommen wir dann wieder nach Milsbeek.




4. Tag
Montag, 11. Juli 2016
Milsbeek - Venlo - Milsbeek
126 km

Wir starten heute ziemlich früh, gegen 8.30 Uhr. Die Temperatur ist auf ca. 18 Grad gesunken, es ist bewölkt und windig. Gestern Abend habe ich eine Reihe Knotenpunkte notiert, die wir heute abfahren wollen. Auf Umwegen kommen wir nach Gennep und bewundern das alte Rauthaus. 


Der Weg führt uns weiter durch eine landschaftlich reizvolle Umgebung mit Wiesen, Bachläufen und schön angelegten Rad- und Wanderwegen. 



An der Mündung der Niers in die Maas befindet sich die Ruine der Festung t´Genneperhuis. Um die Geschichte aufleben zu lassen, wurden Teile der ehemaligen Kronwerke und Grachten im Umfeld der Ruine wieder aufgebaut. Außerdem wurden kleine Brücken angelegt und ein neuer Aussichtspunkt auf der Ruine errichtet. 




Wir steigen auf einem kleinen, von Brennesseln und Unkraut gesäumten Pfad die Stiegen zum Aussichtspunkt hinauf. Von hier hat man einen Blick auf drei Provinzen mit unterschiedlichsten Landschaften, ein Frachtschiff mit Sand schippert auf der Maas an uns vorbei. Inzwischen hat es sich aufgeklärt und die Sonne kommt raus



Ich habe bei der Routenplanung lange Fahrten an großen Straßen vermieden, dafür müssen wir einige Umwege auf Feld- Wald- und Wiesenwegen in Kauf nehmen. Obwohl es viel Abwechslungsreiches in einer wunderschönen Umgebung zu sehen gibt, zieht sich die Strecke ganz schön in die Länge. 


Manchmal weicht die Folge meiner Knotenpunkte von den Hinweisschildern am Wegrand ab und wir müssen anhalten um uns zu orientieren. Oder wir übersehen ein Schild und verlieren die “Fährte”. Bei Arcen kommen wir mit den Hinweisschildern und unseren Karten gar nicht weiter und entschließen uns, die letzten 15 km auf dem breiten Radweg an der N271 bis Venlo zu fahren, schließlich wollen wir irgendwann auch mal ankommen.


Nach gut 60 km essen wir an der ersten Imbissbude in der Fußgängerzone von Venlo Pommes draußen in der Sonne. Die Räder lassen wir stehen und bummeln weiter, die Geschäfte in den Gassen sind gut besucht, es ist Mittagszeit und es zieht viele nach draußen. Venlo ist eine schöne, lebendige Stadt und Gemeinde der Provinz Limburg, direkt an der Grenze zu Deutschland. Das historische Rathaus von Venlo ist natürlich ein Foto wert. 


Wir holen die Räder und fahren zu einem kleinen Hafen an der Maas. Dort relaxen wir auf einer Bank und beobachten die schicken Boote, die in Wasser schaukeln, bis sich einige Wolken vor die Sonne schieben und ich zu frösteln anfange. 


Von hier aus kann ich die Brücke über die Maas sehen und ich entschließe mich, nicht den gleichen Weg zurückzufahren sondern für die Strecke auf der westlichen Maasseite.
Ich notiere mir die Folge der Knotenpunkte und dann suchen wir die Auffahrt zur Brücke. Auf der anderen Seite fahren wir falsch, kommen an einem Vereinsheim mit Yachthafen vorbei und enden in einer Einöde vor einem Feld an der Maas. Das bedeutet umdrehen. Nach einiger Zeit sind wir dann auf Strecke, die von mir ausgewählten Knotenpunkte führen ähnlich wie auf dem Hinweg durch kleine Orte, Feldmark und Waldstücke. Die Maas versteckt sich manchmal hinter Feldern und Büschen, manchmal fahren wir direkt an ihrem Ufer entlang. Dann müssen wir weit ausholen um ein Industriegebiet und den Sportboothafen in Wanssum zu umfahren. Hier machen wir noch mal Pause mit Brötchen, Schinken und Trinkjoghurt aus dem örtlichen Jumbo-Markt.


So schön und flexibel das Fahren nach dem Knotenpunktsystem auch ist, mir fehlt eine Übersicht und die Angabe der verbleibenden Kilometer bis zum Ziel. Natürlich kann man die Kilometerangaben zwischen den Knotenpunkten auf meinem Atlas zusammenzählen aber das macht sehr viel Arbeit und wenn man zwischendurch doch mal anders fährt, stimmt die ganze Rechnung nicht mehr. Ich vermute, wir haben gerade mal die Hälfte des Rückweges hinter uns gebracht und ich  sehne mich insgeheim schon wieder nach der Bundesstraße auf der anderen Maasseite. Nach weiteren Wald- und Wiesenwegen kommen wir bei Vierlingsbeek wieder ans Maasufer und sehen eine Fähre ankommen. Wir überlegen nicht lange und lassen uns für einen Gesamtpreis von 1,80 € über die Maas nach Bergen befördern.


Hier fahren wir gleich geradeaus weiter bis zur N271 in Nieuw Bergen und können die letzten 17 km auf dem direkten Weg über Afferden, Heijen und Gennep bis nach Milsbeek radeln.




Tag 5
Dienstag, 12. Juli 2016
Oud Gastel - Roosendaal - Bergen op Zoom - Steembergen - Oud Gastel
62 km

Nach der großen Tour von gestern habe ich geschlafen wie ein Stein und der Wecker reißt mich heute früh aus dem Tiefschlaf. Nach einer halben Stunde bin ich einigermaßen wach und stehe auf. Heute ist wieder Umsetztag, kurz vor der Abfahrt entscheiden wir uns für den Ort Oud Gastel in der Provinz Nordbrabant.  Hier stehen wir auf dem Hof eines Wohnmobilhandels in einem Gewerbegebiet.   

Nach dem Frühstück habe ich keine Zeit, eine Route auszuarbeiten und wir starten unsere heutige Radtour nur mit dem Autoatlas als Orientierungshilfe. Erstmal geht’s ins etwa 4 km entfernte Roosendaal. Den Bahnhof finden wir schnell, für die Fußgängerzone braucht es einige Versuche, es sind kaum Fahrradschilder vorhanden. Hier erwartet uns nichts besonderes, wir schieben durch, fotografieren und versuchen, den Weg nach Bergen-ob-Zoom  herauszufinden.


Bei der Ermittlung der Himmelsrichtung nach dem Sonnenstand sehen wir besorgt eine ziemlich schwarze Wolke am Himmel immer näher kommen. Auf der Suche nach einer Unterstellmöglichkeit finden wir dann die richtigen Fahrradschilder. Wir schaffen es gerade noch unter einen Dachüberstand als ein heftiger Gewitterschauer runtergeht. Es wird windig und kalt, ich ziehe Pullover, lange Hose und Regenjacke über weil mich fröstelt. 

Nach etwa 20 Minuten ist der Spuk vorüber und wir können weiter. Die Sonne kommt schnell wieder vor, trotzdem erwischen uns immer wieder dicke Tropfen, die bei jedem Windstoß aus den Bäumen am Rande unseres Radweges tropfen. Das Zentrum von Bergen op Zoom ist ausgeschildert und gut zu finden. Wir stehen vor der Gertrudiskerk und dem Stadthuis auf dem grote Markt.




Nach unserem späten Frühstück meldet sich jetzt gegen 14.30 Uhr der Hunger und wir halten während der Stadtbesichtigung Ausschau nach einem geeigneten Imbiss. In einer Dönerbude bestellen wir Pizza, die wir draußen auf dem Marktplatz essen wollen. Der türkische Wirt lässt sich Zeit. Als wir endlich mit den heißen Pizzakartons auf dem Gepäckträger einem schönen Platz suchen, flüchten wir nach einer Runde wegen des nächsten Schauers zurück in das ungemütliche Lokal.

Der Schauer ist vorbei, gesättigt schwingen wir uns auf die Räder und wollen zum Wasser. Einmal müssen wir uns dann doch noch unterstellen, dann landen wir in einem ausgedehnten Industriegebiet und finden nichts Sehenswertes. Von der Binnenschelde mit Badestrand lese ich erst später im Internet.




Die Auffahrt zur Insel Tholen verpassen wir weil das Hinweisschild sich in Luft aufgelöst hat, wir befinden uns bereits auf der Straße nach Steenbergen also ist das unser nächstes Ziel, man ist ja flexibel. Hier sind wir beeindruckt von der St. Gummaruskirche. Die Sonne strahlt inzwischen vom Himmel und ich ziehe meine langen Klamotten wieder aus. 



Auf der Bank vor der Kirche sitzen wir eine Weile bis wir uns auf den Weg nach Oud Gastel machen. Ein kleines beschauliches Dorf, etwa 3 km von unserem Stellplatz entfernt. 


Im Dorfladen kaufen wir ein paar Kleinigkeiten fürs Abendbrot und verbringen den Abend mit schreiben und lesen.




Tag 6
Mittwoch, 13.Juli 2016
Oud Gastel - Breda - Oud Gastel

83 km

Heute früh fängt es pünktlich zum Frühstück an zu regnen. Der Himmel ist grau bis schwarz, mittlerweile schüttet es wie aus Eimern. Wir essen in Ruhe, dann schreibe ich Reiseberichte auf dem Laptop, zum Glück haben wir einen Stellplatz mit Stromanschluss. Peter liest und ist froh, einfach mal so relaxen zu können. Erst gegen Mittag wird es etwas heller und der heftige Regen lässt nach. Ich habe meine ausgearbeitete Tour nach Breda bereits etwas eingekürzt, wir starten erst um 14 Uhr, vorerst ist es trocken. 

Wir haben Rückenwind, die Regenwolken ziehen vor uns her, wir dürfen nicht zu schnell fahren, sonst überholen wir sie und werden doch noch nass. Nach Autoschildern fahren wir über Oud Gastel nach Oudenbosch, dort beginnt meine Auflistung der Knotenpunkte.
Im Zentrum staunen wir über die römisch-katholische Basilika St. Agatha und Barbara. Der Bau erfolgte auf Initiative von Willem Hellemons, der zwischen 1842 und 1884 Pfarrer der Gemeinde war, inspiriert durch seinen langen Romaufenthalt.




Es sind nicht viele Knotenpunkte aber die Entfernung zwischen den Punkten ist oft kilometerlang, besonders außerhalb der Ortschaften. Schwarze Wolken vor und neben uns sind ständige Begleiter, die Wege sind nass vom Regen. 


Auf der anderen Seite und hinter uns ist der Himmel hellblau mit weißen Schäfchenwolken, hin und wieder erwischt uns sogar ein Sonnenstrahl. 


Nach 37 Kilometern kommen wir trocken in Breda an. Schon von weitem sehen wir den Turm der gotischen Onze-Lieve-Vrouwekerk, (Liebfrauenkirche)  auch  Grote Kerk genannt, ein wichtiges Denkmal der Stadt.


Wir überqueren über eine Brücke die Mark, die die historische Altstadt ringförmig umgibt und fahren in die Fußgängerzone. Breda ist eine Stadt der niederländischen Provinz Nordbrabant und liegt an der wichtigen Handelsstraße Rotterdam-Antwerpen. In der Gemeinde kommen die Flüsse Mark und Aa of Weerijs zusammen, davon leitet sich der Name ab: Brede Aa (breite Aa) weil der Fluss sich verbreitert. 


Die Fußgängerzone ist ziemlich weitläufig und voller Leben. Überall stehen Tische und Stühle unter großen Sonnenschirmen, jetzt wo die Sonne wieder scheint auch gut besetzt mit lachenden und diskutierenden Menschen. Wir können uns kaum entscheiden, durch welche Gasse wir zuerst gehen. Es ist später Nachmittag und wir genehmigen uns eine Portion Pommes. 


Dann machen wir uns auf den Rückweg. Mein Navi führt uns ohne viel Gesuche aus der Stadt bis Rijsbergen, dann fahren nach Knotenpunkten weiter. Die dunklen Wolken sind komplett verschwunden und die Sonne scheint. Der Weg führt fast verkehrsfrei durch Waldstücke, mit einem sandigen Hauptweg und einem durchgehenden asphaltierten Radfahrstreifen, für „Fietser“ wird wirklich gut gesorgt. Trotzdem suchen wir irgendwann einen Anschlusspunkt, den es anscheinend nicht gibt. Wir ermitteln anhand der Karte unseren Standpunkt und entscheiden uns für die Landstraße nach Roosendaal, auf der wir uns gerade befinden. Ab Bahnhof finden wir den Weg ohne weitere Hilfe zurück zum Womo.



Tag 7
Donnerstag, 14. Juli 2016
Oud Gastel - Willemstad - Oosterhout - Oud Gastel

112 km

Während des Frühstücks zieht noch ein kleiner Schauer vorüber, der Himmel sieht heute Morgen aber schon deutlich besser aus als gestern. Heute wollen wir an der Küste des Binnengewässers “Hollands Diep” entlangfahren, es ist das vorletzte Teilstück des breitesten Rheinarms im verzweigten Rhein-Maas-Delta. Dann einen Blick auf den Nationalpark “de Biesbosch” werfen. Nach Überschlagung der Kilometerangaben zwischen meinen ausgesuchten Knotenpunkten ahne ich, das dieses Ziel ziemlich hoch gesteckt ist. Wir starten erstmal und wollen dann vor Ort entscheiden, wann wir den Rückweg antreten.

Ziemlich direkt fahren wir über Fijnaard nach Willemstad. Erst an der Straße entlang, dann führen uns die Punkte durch die Feldmark, keine besonders sehenswerte Strecke. Noch bevor wir das Zentrum von Willemstad erreichen, folgen wir dem nächsten Knotenpunkt in entgegengesetzter Richtung, in der Hoffnung, ans Wasser zu kommen.


Später lese ich, dass Willemstad ein Besuch wert ist – leider verpasst, außer einer Kirchturmspitze, einer Mühle und einigen schaukelden Schiffsmasten aus der Ferne haben wir nichts gesehen. Ans Wasser kommen wir auch nicht, wir stehen vor einem Deich. Ein Blick darüber verrät, dass es keinen Weg dorthin gibt. Außer weiten Feldern, ein paar grasenden Kühen und einem komischen Kunstwerk aus Rasen gibt es nichts zu sehen.



Egal, wird bestimmt besser. Wir begleiten den Deich, inzwischen befindet sich der Weg sogar oben auf der Deichkrone, was aber nicht heißt, dass wir viel vom Wasser sehen, es schimmert aus der Ferne manchmal zu uns herüber. Wir ignorieren ein Hinweisschild, das die Durchfahrt verbietet, kommen an einem privaten Jachthafen vorbei und stehen nach einer Weile vor dem verschlossenen Tor eines Kraftwerkgeländes.


Da ist nichts zu machen, wir müssen umdrehen und kommen über Umwege nach Klundert, einem Dorf mit wenig Charme und wenigen Geschäften an einer Straße. Die einzige Bäckerei hat wegen Mittagspause geschlossen. Bloß weiter. Wir kommen auf das Gewerbegebiet von Moerdijk zu, das wegen einiger Industriehäfen großräumig umfahren werden muss. Die Landschaft ist uninteressant, dann stehen wir vor der Autobahn. Wir entschließen uns, parallel dazu Richtung Dordrecht zu fahren, damit wir kurz vor der Brücke endlich ans Wasser kommen. 

Das klappt dann auch, hier gibt es aber nur einen Aussichtspunkt, ein Weg ist wieder Fehlanzeige. Wir haben freien Blick auf Hollands Diep. Über den Stromarm führt  eine riesige Eisenbahnbrücke durch Dordrecht nach Rotterdam. Ebenso wie die Brücke der A16, die wir bis hierher begleitet haben. Dahinter liegt die teilweise naturbelassene Deltalandschaft das Biesbosch.




Bisher haben wir heute noch nicht viel Schönes gesehen und hoffen auf die nächste Stadt Lage Zwaluwe, wo wir Rast machen wollen. Dort angekommen suchen wir vergeblich nach einem Highlight und ob der Nationalpark befahrbar ist, bezweifeln wir inzwischen, da nirgendwo ein Hinweis- oder ein Radwegschild zu finden ist. 

Wir beschließen, den Rückweg anzutreten. An der nächsten Knotenpunkttafel werden wir nicht schlau, dort wo wir hinwollen, führt kein Punkt direkt hin. So langsam nerven uns die ständigen Umwege, ich stelle mein Navi auf Terheijden, wo wir kurze Zeit später ankommen. Hier gibt es wenigstens einen Lidl. Wir holen uns Brötchen, Nudelsalat, Kuchen und picknicken nebenan auf einer Parkbank. Zum Glück regnet es nicht, deshalb tragen wir die verkorkste Strecke von bisher 50 km mit Fassung.


Ab jetzt wollen wir mit Navi fahren, dann wissen wir die Länge der Strecke vorher. Den Weg am Wasser können wir vergessen, dort gibt’s entweder Deiche, öde Ortschaften oder Industrie. Wir entscheiden uns für einen gewollten Umweg nach Oosterhout, der nächst größeren Stadt.

Unterwegs sehen wir wieder einen Rucksack an einem geflaggtem Fahnenmast vor der Haustür hängen. In Limburg haben wir das ganz oft gesehen, inzwischen wissen wir, was es mit diesem Brauch auf sich hat: Wenn ein Familienmitglied den Abschluss an einer höheren Schule geschafft hat, ist sozusagen das Ende der Fahnenstange erreicht und die Schultasche wird dort aufgehängt. 




Dank Navi sind wir ruck zuck am Zwischenziel. Die Einkaufsmeile in Oosterhaut mit den bunten Sonnenschirmen macht gute Laune. Wir schieben durch die Fußgängerzone, schauen uns alles an und trinken auf dem gut besuchten Marktplatz ein Bier. 



Dann stelle ich mein Navi erneut ein, 35 km bis nach Oud Gastel. Ich wähle die Altagsroute und wir fahren an großen Straßen aus der Stadt, können richtig Strecke machen, es geht zügig voran. Wir fahren an Breda vorbei, durch Etten-Leur und Oudenbosch. Immer auf Radwegen an Haupt- und Nebenstraßen, auf dem direkten Weg, das Fahren macht richtig Spaß. Unterwegs kaufen wir noch etwas fürs Abendbrot ein und kommen gegen 20 Uhr gut gelaunt am Womo an. 





Tag 8
Freitag, 15. Juli 2016
Schijndel - Tilburg - Schijndel
76 km

Heute Morgen erlassen wir unseren Stellplatz bei Oud Gastel und fahren nach Schijndel, eine hübsche kleine Stadt in Midden Brabant. Hier stehen wir auf dem Parkplatz einer Sporthalle vor einer Wiese mit Bänken. 


Nach dem Frühstück plane ich eine nicht zu weite Tour, Tilburg scheint geeignet. Ich füttere das Navi mit den Daten, wähle die Freizeitvariante und los geht’s. Es ist noch etwas frisch und bewölkt aber es scheint heute schön zu werden. Wir kommen über Boxtel nach Haaren, was ich als Zwischenziel eingegeben habe. An der Kerk van Haaren machen wir ein Foto.


Die Strecke ist schön, ein Stück an einer Nebenstraße, dann durch die Natur auf kleinen, befestigtes Wegen. Auf der Strecke passieren wir viele Knotenpunkte und LF-Routen-Schilder, ich denke, Naviki bedient sich dieser vorhandenen Routen. Manchmal geht es im Zickzack über Dörfer oder wir fahren auf kilometerlangen Fietspads, die sehr gut in Schuss sind, dann kommt mal wieder ein Waldstück mit befestigten Wegen.  

In Tilburg angekommen, zieht eine dunkle Regenwolke heran, wir schieben kurz durch die Stadt, flüchten unter die Markise eines Biergartens und trinken ein Bier. Währenddessen verzieht sich die Wolke zum Glück wieder und wir können unseren Stadtrundgang fortsetzen. 



Dann füttere ich mein Navi mit einem anderen Zwischenziel, damit wir nicht die gleiche Strecke zurückfahren müssen. Der erste Teil des Rückweges ist identisch, dann lernen wir neue Wege kennen. In Kerkhoven kommen wir endlich mal an einer Mühle vorbei, der ersten in diesem Urlaub.


Bei Oisterwijk kommen wir durch die Kampina. Das ist ein über 1.200 Hektar großes Naturschutzgebiet mit riesigen Heideflächen, Pinienwäldern, Mooren und zahlreichen Teichen. Neben dem sandigen Hauptweg fahren wir kilometerweit bequem auf einem schmalen, befestigten Radweg. Eine wunderschöne, sehenswerte und weite Landschaft.



Wir kommen an Wiesen und Feldern vorbei, dann führt eine kleine Holzbrücke über einen Kanal oder einen Wassergraben. 




Wir folgen  einem geschwungenen Bachlauf durch einen Park und ein Wohngebiet. Eine sehr schöne Landschaft, die Häuser in den Wohngebieten sind  gepflegt, die Gärten hübsch hergerichtet. 

Dann sind wir wieder in Schijndel, hier findet auf dem Marktplatz irgendwas statt, es ist eine Art Strandarena aufgebaut, mit Stehtischen und einer Bühne. Momentan toben dort jede Menge Kinder. Rings drum herum stehen vor den Lokalen Tische, Stühle und Sonnenschirme. 


Wir setzen uns, trinken noch ein Bier und genießen die Abendsonne. 


Uns gegenüber steht die Glass Farm, ein als Bauernhof getarnter Neubau. Dieses vollständig verglaste Gebäude beherbergt eine Reihe öffentlicher Einrichtungen wie Restaurants, Läden und ein Fitness-Center. Aus Fotografien traditioneller Bauernhöfe wurde das Bild einer typischen Bauernhausfassade komponiert. Die Fotoarbeiten wurden mit einem Spezialverfahren direkt auf die 1.800 m² große Glasfassade gedruckt.


Zurück am Womo werden wir die halbe Nacht mit Livemusik vom Kinderfest gegenüber beglückt. Wahrscheinlich wird der Beginn der Ferien hier gebührend gefeiert.





Tag 9
Samstag, 16. Juli 2016
Schijndel - Waalwijk - S`Hertogenbosch - Oss - Schijndel
109 km

Heute hängt der Himmel voller Geigen, bewölkt, Regenwarscheinlichkeit 55 %. Wir starten mit Regenklamotten und langer Hose. Nach den ersten paar Metern drehe ich noch mal um und ziehe die kurze Hose an, die Regenjacke verschwindet erstmal in der Tasche. Es ist wärmer als es aussieht. 

Ich habe Waalwijk als Zwischenziel eingegeben, das Navi führt uns bis hinter Haaren auf gleicher Strecke wie gestern. Jetzt fallen mir noch mehr Details auf, zum Beispiel die kurvigen Wege über die kleinen Dörfer mit den gepflegten Gärten, die großen Kirchen in vielen Orten und die Radwege an Straßen und durch Wald und Feld, immer gut befahrbar und gekennzeichnet. Ist auf einer Straße kein separater Radweg vorhanden, wird ein Streifen markiert, oft beidseitig, sodass die Radfahrer rein optisch mehr Platz haben wie die Autos, die nur dann den Radstreifen mit benutzen dürfen, wenn kein Fahrrad darauf fährt. 



Wir fahren wir durch den Nationalpark De Loonseen Drunense Diunen, der zu einem großen Teil aus Sandverwehungen und Nadelwäldern besteht, natürlich auf einem befestigten  Weg, dann über eine kilometerlange Fahrradstraße nach Waalwijk. Hier gibt es eine große Fußgängerzone mit vielen Geschäften, es herrscht buntes Treiben das durch die laute Musik eines elektrischen Orchestrions untermalt wird. Wir halten uns nicht lange auf und fahren weiter. Die Sint Janskerk  und das Rathaus in unserem Zwischenziel Waalwijk sind sehr beeindruckende Gebäude.



Die Freizeitroute von Naviki führt uns durch viele kleine Ortschaften, allesamt sauber, gepflegt und chic. Um dem Laub und Unkraut zu Leibe zu rücken, wird allerhand Geschütz aufgefahren: Verschiedene Heckenscheren, Brenner und ein Heißluftfön mit langer Haltestange zum Unkrautvernichten, Laubpuster und Besen. Die Gehsteine vor dem Haus werden sogar mit dem Staubsauger bearbeitet. 


Vor S´Hertogenbosch werden sogar die Radwege mehrspurig, wir kommen am Bahnhof vorbei und auf einen Kreisel zu, in der Mitte tront ein goldener Drache auf einer Säule, unten stehen wasserspeiende Drachen. Pompöse Häuser säumen die Straßen. 


Die Verkehrsführung irritiert uns etwas und obwohl rot markierte Fahrradstreifen auf den Straßen vorhanden sind, schieben wir die Räder lieber über den Zebrastreifen und bestaunen die riesigen beeindruckenden Gebäude. Über eine breite Brücke überqueren wir die Dommel, ein Fluss der durch die Stadt fließt, und stehen mitten in der lebendigen Stadt.

  
S´Hertogenbosch (Herzogenbusch), im allgemeinen Sprachgebrauch „Den Bosch“ genannt, ist die Hauptstadt der niederländischen Provinz Nordbrabant und eine wirklich lebendige Stadt. In der Altstadt ist so viel Trubel, dass wir gleich am Anfang unsere Räder stehen lassen. 



Ein riesiger Markt ist aufgebaut, mit etlichen kulinarischen Köstlichkeiten und verschiedenen Kurzwaren, wir brauchen eine Weile bis wir durch sind. Hier essen wir auch Knippers und Bratfisch, den wir seit letztem Jahr in Den Haag vermisst haben. Überall sitzen lachende und klönende Menschen, hier wirkt alles locker und ungezwungen.


Wir bestaunen die riesige St.-Johannes-Kathedrale im Stadtzentrum, die auch ein Wallfahrtsort ist und als eines der kulturell wichtigsten Kirchengebäude in den Niederlanden gilt. Alle Gassen sind voll mit Biertischen und schwatzenden und lachenden Menschen, die Kinder spielen an Brummen und Skulpturen. 





Dann holen wir unsere Räder wieder ab und besprechen die weitere Tour. Wir entschließen uns für einen Umweg über Oss, bevor wir den Heimweg antreten. 


Auf einem zweispurigen Radweg fahren wir aus der Stadt, wie ein Highway mit extra Spuren zum Abbiegen, später sogar als Brücke mit mehreren Abfahrten über den Köpfen der Hauptverkehrsstraßen. Etwas verwirrend sind die Fahrradampeln, die nicht mit den Fußgängerampeln gekoppelt sind und auf grün umspringen obwohl für Fußgänger noch rot ist. Anfangs haben wir dadurch so manche Ampelphase verpasst, weil wir nur auf das rote Männchen geachtet habenAuf der Strecke gibt es wieder viele Fietspads, kleine Dörfer und Landstraßen. 



Wir bestaunen immer wieder die künstlerischen und schick angelegten Vorgärten in den Ortschaften.



In Oss essen wir nur ein Eis und relaxen kurz in der inzwischen strahlenden Sonne, es klärt sich anscheinend immer gegen Abend auf. Die Regenjacke habe ich heute zum Glück nicht mehr gebraucht. Die letzten 20 km bis Schijndel sind schnell abgestrampelt auf einer  abwechslungsreichen und sehenswerten Strecke bei schönem Wetter.




Tag 10
Sonntag, 17. Juli 2016
Schijndel - Eindhoven - Helmond - Schijndel

77 km


Wir entschließen uns, noch einen Tag zu bleiben und Eindhoven zu besuchen. Es sind Regenschauer angesagt, so wie die vergangenen Tage auch, es ist bewölkt aber warm. Ich gebe die Freizeitroute ins Navi ein. Wir verlassen Schijndel über eine für uns neue Ecke vom Ort. Als erstes kommen wir an einem Supermarkt vorbei, der heute am Sonntag offen hat. Dann geht es überwiegend durch Parks, an kleinen Bachläufen entlang, und durch Dörfer. 



Wir sehen viele riesige Bauernhöfe, die genauso gepflegt und sauber aussehen wie die angrenzenden Wohnhäuser mit ihren Blumenbeeten. Nirgendwo liegt Mist oder Laub oder sonstiger Unrat herum, Schweinezuchtbetriebe erkennt man nur an dem typischen Geruch. In vielen Vorgärten stehen kleine Bäume Spalier und sind mit einer Art Holzgitter versehen, was dabei hilft, sie in eckiger Form zu schneiden. 

In Sint-Oedenrode schallt Musik zu uns herüber, hier findet auf einem Platz irgendein Ballturnier statt, die Tribüne sitzt mit Zuschauern voll, die den Jugendlichen beim Spielen zuschauen und zujubeln. Dann kommen wir durch einen Park mit dem Kasteel Henkenshage. Wir bestaunen die Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert, in der sich inzwischen ein Restaurant und eine Ausstellung befindet.


Dann fahren wir ein ganzes Stück an einem Kanal entlang. Und immer wieder an Bauernhöfen, die meisten mit Viehzucht, auf den angrenzenden Weiden stehen Kühe, Pferden, Schafe, Alpakas, Antilopen und natürlich jede Menge Hühner.




In Eindhoven empfängt uns ein heftiger Regenschauer, wir stellen uns bei Mc.Donald´s unter. Kurze Zeit später können wir weiter schieben. Die Stadt haut uns jetzt nicht so um, nach S´Hertogenbosch ist so schnell nichts zu toppen.


Dann kommt der nächste Schauer, wir finden eine freie Bank unter einer festen Markise eines Klamottengeschäftes und bleiben trocken. Zum Glück hält auch dieser Schauer nicht sehr lange an und wir setzen unseren Stadtrundgang fort. 



Einmal stellen wir uns noch unter bevor wir den Rückweg antreten. Ich gebe Helmond als Zwischenziel ein, damit wir noch einen anderen Weg kennenlernen. Das ist eine gute Entscheidung, wir kommen wieder an einen Kanal, den wir viele Kilometer begleiten. Hier gibt es keine geschotterten Wirtschaftswege wie wir es von Deutschland kennen, es sind asphaltierte Rad- oder Plattenwege entweder auf beiden Seiten des Kanals bzw. mit einem Mittelstreifen versehen für 2 Fahrtrichtungen. 


Am Zwischenziel in Helmond werden wir von Naviki einmal durch das Stadtzentrum geführt, eine Rast machen wir nur um einem kurzem aber heftigen Schauer zu entkommen unter einem Vordach.

Auf dem Weg aus der Stadt präsentiert sich uns ein besonderer Blickfang: Ein Platz mit Kubushäusern, das Entwurfsmuster für Wohngebäude auf Basis von würfelförmigen, auf einer Ecke stehenden Baukörpern wurde von dem Architekten Piet Blom entwickelt.   


Dann kommt wieder ein Kanal mit separatem Radweg. Wir fahren ruhig und verkehrsfrei durch eine ansprechende Natur, hin und wieder überqueren wir eine Straße und müssen etwas aufpassen. Ebenso vor dem Gegenverkehr auf den Radwegen. Fahren 2 Personen quatschend nebeneinander her, wird in der Regel kein Platz gemacht. Manchmal kommt es mir vor wie in einem Pokerspiel, der mit den schwächeren Nerven gibt auf und weicht aus, meist sind wir es, die nachgeben und hintereinander fahren um einen Zusammenstoß zu vermeidenDie kleinen Ortschaften auf unserem Weg mit den hübschen Häusern und den gepflegten Gärten faszinieren uns immer wieder. 



Kurz vor Schijndel machen wir an einem Pannekoekhuis halt und essen etwas. Für mich was neues, Pfannekuchen mit Belag ähnlich wie Pizza. Mir hats geschmeckt, Peter hat mit seinem Belag nicht so ganz die richtige Wahl getroffen. 


Wieder am Womo angekommen treffen wir die Entscheidung, heute noch zum nächsten Stellplatz zu fahren. Unser Wasservorrat geht zur Neige und Strom wäre auch mal wieder nicht schlecht. Wir machen uns auf den Weg nach Grobbendonk, Belgien





Tag 18
Montag, 18. Juli 2016
Grobbendonk - Antwerpen - Lier - Grobbendonk

88 km


Grobbendonk ist eine belgische Gemeinde in der Region Flandern. Die Sonne strahlt vom Himmel, heute soll ein schöner warmer Tag werden. Wir nutzen die Gunst der Stunde und brechen früh auf. Hier ist es nicht so sauber wie in den Niederlanden, die Vorgärten sind nicht ganz so gepflegt, die Wege etwas schlechter. Der Standard ist etwa so wie in Deutschland, also auch nicht wirklich schlecht. Wir fahren auf einer Nebenstraße durch ein Waldstück, dann kommen wir an den Albertkanal. 


Der Weg rechts und links vom Kanal ist breit und asphaltiert, auf der einen Seite sehen wir hinter dem Weg überwiegend Betriebsgelände, auf unserer Seite einige Dörfer. Die Häuser haben direkten Blick zum Kanal, den wir fast bis nach Antwerpen begleiten.


Dann führt Naviki uns durch einen sehr schön angelegten Park, dem Rivierenhof und auf Nebenstraßen Richtung Großstadt.



Antwerpen empfängt uns mit riesigen Baustellen. Wir fahren durch Absperrbaken, holpern über Sand, Kopfsteinpflaster und Holzbretter, nutzen die Gehwege. Ich habe Probleme, der Anweisung des Navis zu folgen, weil die direkten Wege gesperrt sind. 



Dann fahren wir durch den lauten Stadtverkehr, warten an Ampeln und einer Zugbrücke die das Willemdok mit dem Kattendijkdok verbindet. Der Großstadtlärm und das Durcheinander wegen der vielen Baustellen nervt ganz schön.



Antwerpen ist eine Hafenstadt in der Region Flandern in Belgien. Von großer internationaler Bedeutung ist Antwerpen durch seinen Seehafen, den zweitgrößten Europas, sowie als weltweit wichtigstes Zentrum für die Verarbeitung und den Handel von Diamanten.

Die Gebäude rechts und links der Straße sind sehr beeindruckend. Wir kommen an alten Lagerhallen vorbei in denen Museeumsschiffe ausgestellt sind. Dahinter steht die Stadtburg Het Steen am Ufer der Schelde, die als das älteste erhaltene Gebäude Antwerpens gilt.



Schließlich landen wir auf dem großen Markt. Jetzt sind wir doch sehr beeindruckt. Vor uns prangern riesige verzierte Gebäude, von der Onze Lieve Vrouwekathedraal  (Liebfrauenkathedrale) ertönt ein Glockenspiel, die Fassade des Rathauses  ist mit Fahnen verschiedener Länder geschmückt. 


Der imposante Brabo Brunnen davor bezieht sich auf die Legende der Stadtgründung Antwerpens. Sie zeigt den jungen Helden Silvius Brabo, wie er die abgehackte Hand des Riesen Druon Antigon, den er zuvor im Kampf besiegt hatte, in die Schelde wirft.


Ich hole uns Pommes, die hier nicht gerade billig sind. Wir setzen uns auf eine Bank und machen erstmal Esspause. Dabei beobachten wir die unterschiedlichsten Typen aus aller Herren Länder, die sich hier in der Großstadt präsentieren.


Dann fahren wir weiter zum Ufer der Schelde, suchen uns eine Bank im Schatten und blicken aufs Wasser, auch am Kai sitzen und liegen einige Sonnenhungrige und genießen das schöne Wetter.


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Nachdem wir ausgeruht haben, setzen wir unseren Weg fort und staunen unterwegs immer wieder über die beeindruckenden Gebäude. Dann kommen wir zum Bahnhofsvorplatz und bestaunen wir das riesige historische Empfangsgebäude des Bahnhofs Antwerpen aus dem 19. Jahrhundert, der täglich von ca. 540 Zügen frequentiert wird. Er liegt am Astridplein östlich der Antwerpener Altstadt, unmittelbar neben dem berühmten Zoo. 



Wir fahren parallel zur Bahnlinie Richtung Süden aus der Stadt, die kilometerlang auf einer Mauer mit Torbögen und verzierten Türmchen entlangführt. 



Hier kommen wir auch durch das jüdische Viertel, Europas größter orthodoxer Gemeinde. Überall begegnen uns Männer und Jugendliche in typisch schwarzen langen Anzügen und Hüten unter denen lange Schläfenlocken hervorschauen. Bei diesem Wetter beneide ich sie nicht um ihre traditionelle Kleidung.



Die Wege sind gut, befestigt und ausreichend breit. Hin und wieder fahren wir durch Ortschaften mit fast so schönen Vorgärten wie in Holland. Bei Duffel kommen wir an den Fluss Nete und den Netekanaal. Der Radweg führt zum Teil inmitten der beiden Gewässer entlang, an den Ufern blühen verschiedene Blumen, Wildkräuter und Stauden, der Weg ist breit und befestigt. Die strahlende Sonne tut ihr Übriges, es sind heute über 30 Grad. So macht das Radfahren wieder richtig Spaß. 



In Lier machen wir Pause und kühlen uns mit einem kalten Getränk etwas ab. Auch hier gibt es einige Sehenswürdigkeiten. Der Zimmerturm ist benannt nach dem Uhrmacher Louis Zimmer, der 1930 anlässlich der Jahrhundertfeier der belgischen Unabhängigkeit seine mechanische Jubiläumsuhr in den mittelalterlichen Corneliusturm einbaute und damit seiner Heimatstadt ein einmaliges Kunstwerk schenkte. 


Der Marktplatz am Rathaus mit Glockenturm ist von Gebäuden des Barock und der Renaissance umgeben. 



Dann fahren wir weiter am Kanal entlang und das letzte Stück durch Ortschaften und auf Feldwegen, die hier auch schon mal geschottert und nicht asphaltiert sind. Aber das Fahren macht trotzdem Spaß und die Wege sind insgesamt viel besser als ich anfangs befürchtet habe. In Grobbendonk holen wir uns vom Lidl noch etwas fürs Abendbrot. Heute können wir mal wieder draußen vor dem Womo sitzen und essen. 



Tag 12
Dienstag, 19. Juli 2016
Aarschot - Waterloo - Aarschot
107 km

Heute früh setzen wir das Womo um nach Aarschot in der Provinz Flämisch-Brabant. Nach dem Frühstück machen wir uns um 10 Uhr auf den Weg ins belgische Waterloo, in der Nähe des Ortes fand am 18. Juni 1815 die Schlacht bei Waterloo statt, bei der Napoleons Truppen von einer Koalitionsarmee unter dem Kommando des Herzogs von Wellington geschlagen wurden. Die Niederlage führte zum Ende der napoleonischen Ära und zur Restauration in Europa. 

Ich wähle die etwas kürzere Altagsstrecke, mit 52 km. Der Himmel ist wolkenlos, es sollen heute etwa 32 Grad werden. Die schöne Innenstadt von Aarschot durchfahren wir, eine Besichtigung verschieben wir auf später. Dann geht’s an einer Straße aus der Stadt heraus, in einen Wald mit einer heftigen Steigung. Oben fahren wir durch sehr idyllische Obstplantagen bevor es wieder runter geht, kleine Orte mit schicken Häuschen folgen.
Dann fahren wir kilometerweit an der Landstraße Richtung Leuven.



In einem Ort fallen die oberirdischen Stromleitungen auf, die wie Spinnennetze zu jedem Haus führen. 


Irgendwann dürfen wir abbiegen, dann folgt die nächste kilometerlange Landstraße, spätestens jetzt ahnen wir, das die Gegend hier ganz schön bergig ist. Wir überwinden 3 langgezogene Hügel, die jeweiligen Abfahrten müssen natürlich auch erwähnt werden. Den Vorschlag von Naviki über einen Trampelpfad neben einem Stoppelfeld zu fahren, ignorieren wir und entscheiden und für ein Stück radweglose Straße.

Dann kommen wir in den Park von Tervuren, sehr schön angelegt mit großen Rasenflächen, einigen Gewässern und vielen Wegen, die in den angrenzenden Wald führen.

Naviki führt uns zielstrebig über die verschiedensten Waldwege, die zum Teil sehr breit, manchmal aber auch nur eine schmale Spur sind. Befahren lassen sich alle Wege, die meist geschottert sind oder aus festgefahrenen Waldboden bestehen, gut. Auch hier geht es rauf und runter aber der Wald ist sehr schön, vor allem tut uns der Schatten bei der heutigen Hitze sehr gut.




Irgendwann kommen wir durch ein Wohngebiet, dann müssen wir eine vielbefahrene Straße überqueren. Die Radwege sind überwiegend gut, die Verkehrsführung an Kreuzungen, Kurven oder Zufahrten ist zum Teil sehr unübersichtlich oder ich habe das Prinzip noch nicht begriffen. In solchen Fällen steigen wir lieber ab und nutzen die Fußgängerüberwege.




 Kurze Zeit später kommen wir in das nächste Waldgebiet mit ähnlich schönen Wegen. Zwischendurch unterqueren wir über Treppen mit Schieberampe eine große Straße durch eine Unterführung. Nach dem letzten Waldstück geht’s weiter an der Straße und durch Wohngegenden. Der Weg zieht sich ganz schön in die Länge. Zu guter Letzt schickt uns Naviki unsinnigerweise über einen Trampelpfad neben der Bahn und über eine Wiese zum nächsten Wohngebiet. 


Als wir endlich an der Kirche St. Joseph im Zentrum von Waterloo ankommen, müssen wir auf dem Vorplatz erstmal Pause im Schatten machen. Wir vermissen eine schöne Altstadt, die Geschäfte befinden sich rechts und links an einer Hauptstraße mit viel Verkehr.


Nach einer kleinen Ruhepause gehen wir in das gegenüberliegende Wellingten Museum. Hier hatte der Herzog Quartier bezogen und nachher auch die Nachricht vom Sieg über die Franzosen abgesendet. Das Schlachtfeld selbst lag auf Feldern der Gemeinde Braine-l’Alleud etwa 4,2 km weiter südlich. Die Schlacht kostete etwa 50.000 Soldaten das Leben. Napoleons Hauptquartier war nochmals 7 km weiter südlich in der Maison du Roi an der Chaussée de Charleroi, die von vielen Kriegerdenkmälern gesäumt ist.


Neben dem Besuch des Museums wären für einen höheren Eintrittspreis noch Busfahrten zu den Schlacht- und anderen Schauplätzen enthalten gewesen. Da sich hier die Sprachgrenze zur französisch sprechenden Seite befindet, haben wir mit der Dame an der Rezeption ziemliche Verständigungs-schwierigkeiten, mit Englisch geht es mehr schlecht als recht. Wir können nicht wirklich einschätzen, wieviel Zeit beim vollen Programm drauf geht also beschränken wir uns auf die Besichtigung der örtlichen Ausstellung mit Audiogeräten.



Nachdem wir unseren Wasservorrat aufgefüllt haben, verlassen wir das Museum und suchen nochmal nach einem gemütlichen Platz, einem historischen Stadtkern oder eine Fußgängerzone. Hier gibt es anscheinend nur Kaufhäuser und Straßen. Schließlich finden doch noch einen kleinen Park hinter einem Einkaufszentrum, dort lassen wir uns auf dem Rasen nieder, essen meinen mitgebrachten Nudelsalat und relaxen noch eine Weile im Schatten bis wir den Rückweg antreten.


Ich gebe “kürzere Strecke” ein in der Hoffnung, damit diese komischen Schleichwege zu umgehen und noch mal etwas Neues zu entdecken. Wir sparen 4 km und fahren erst einmal auf einem Radweg an der Straße aus der Stadt. Das ging schon mal zügig voran. Dann kommen wir wieder durch das Waldgebiet, die Wege weichen manchmal etwas von den Hinwegen ab, sind aber landschaftlich genauso schön.



Die Gemeinde Tervuren in Flandern ist von zwei großen Parkanlagen umgeben. Im Osten liegt der Park van Tervuren, der von einem Kanal durchquert und von mehreren zusammenhängenden Seen dominiert wird.


Der Zonienwald liegt im Südwesten der Stadt und wirkt naturbelassener. Viele Bäume und Sträucher der Anlage wurden von Napoléon Bonaparte aus Ländern eingeführt, die er erobert hatte.



An den Straßen haben wir aufgrund der kürzeren Route 2 Mal keinen Radweg, was nicht so toll ist, sonst ist der Rückweg ähnlich wie der Hinweg.  Trotz der Hitze und dem Verzicht auf Navikis Freizeitroute aus Zeitgründen, ist es eine landschaftlich wunderschöne und abwechslungsreiche Tour, die uns sehr gut gefallen hat.  


  




Tag 13
Mittwoch, 20. Juli 2016
Aarschot – Grefrath

133 km


Heute früh ist es schon sehr heiß, der Wetterbericht verspricht 38 Grad und Sonne. Wir stehen etwas später auf und frühstücken draußen. Wir kommen nicht so recht in Gang, Peter macht es sich auf dem Liegestuhl gemütlich und ich auf  einer Decke auf dem Rasen neben unserem Platz. Gegen Mittag werde ich langsam unruhig, Peter hat nicht so recht Lust auf eine lange Tour, heute Abend wollen wir mit dem Womo ein Stück weiter Richtung Heimat.



Fast aus Spaß gebe ich den nächsten Zielort Grefrath in NRW bei Naviki ein und erfahre, dass die Strecke 126 km lang ist. Kurz entschlossen entscheide ich mich für eine Radtour dorthin. Peter wird noch etwas relaxen, einkaufen, bummeln gehen und später mit den Womo nachkommen. In Windeseile packe ich meine Sachen zusammen und starte meine Tour um 12.30 Uhr.




Ich habe Seiten- bzw. Rückenwind und komme gut voran. Es ist sehr heiß und ich bin froh, über das schöne kühle Waldgebiet, durch das Naviki mich die ersten gut 20 km führt. Die Gegend ist mal wieder traumhaft und ich bereue meinen Entschluss, alleine zum nächsten Ziel zu fahren, keine Sekunde.  


Es geht durch nette Ortschaften, dann fahre ich bei Leopoldsburg durch ein riesiges Militärgebiet. Kilometerlang holpern vorbeifahrende Autos über Betonplatten, aus der die Straße neben meinem Radweg besteht, an mir vorbei. Rechts und links das eingezäunte Sperrgebiet, die säumenden Bäume spenden mir leider keinen Schatten weil die Sonne direkt über mir steht. 

Ich schwitze auf dem öden Weg vor mich hin. Irgendwann tausche ich in einer geschützten Ecke mein Muskelshirt gegen ein hoch geschlossenes T-Shirt weil mir inzwischen der Rücken ganz schön brennt. Ich folge der N73, es geht fast immer nur geradeaus, die verschiedenen Ortschaften auf der Strecke bieten etwas Abwechslung. Da ich die Alltagsroute eingegeben habe, erwarte ich auch nichts anderes und bin froh, dass ich Strecke machen kann. Durch den günstigen Wind liege ich momentan bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 18 km/h.


Nach etwa 80 km überquere ich bei Kessenich/Itterfoort die Grenze und bin in den Niederlanden. Obwohl mich irgendwo auf der Strecke ein Schild “Welkom op de fietsparadijs Limburg” begrüßt, bleibe ich auf der N273 und spare mir sämtliche Umwege, ich habe schließlich noch einige Kilometer vor mir. 



Bei Baarlo verlasse ich die Hauptstraße, fahre durch die Ortschaft und stehe plötzlich vor der Maas. Mein Weg endet quasi im Wasser. Zum Glück kommt mir gerade die Fähre entgegen, die mich nach Steyl übersetzt. 



Venlo lasse ich nördlich liegen und passiere ein paar Kilometer später die deutsche Grenze, das 3. Land für heute. 



Auf den letzten 30 Kilometer bekomme ich nochmal richtig etwas geboten, ich radele auf einer alten Bahntrasse von Nettetal-Kaldenkirchen nach Grefrath. Ein Radweg fernab von Verkehrslärm in einer schönen Gegend.

Nach 7,45 Stunden, 130 km und dem Verzehr von 3 Liter fast heißem Trinkwasser bin ich am Ziel, ziemlich groggy wegen der Hitze und einem heftigen Sonnenbrand im Nacken aber glücklich und stolz, die Strecke durch 3 Länder ohne Probleme gemeistert zu haben. Peter erwartet mich schon, später fahren wir dann noch in die Stadt und lassen den Tag bei einem leckeren Essen ausklingen. 





Tag 14
Donnerstag, 21. Juli 2016
Grefrath – Venlo – Grefrath

88 km

Nach der superheißen Nacht frühstücken wir draußen und entschließen uns heute nochmal zu einer Tour nach Venlo mit  einem Umweg über Roermond.


Wir fahren in Richtung Brüggen auf der deutschen Seite. Die Strecke haut uns nicht so um, obwohl die Freizeitroute eingegeben ist, fahren wir überwiegend an der Straße entlang. Dann folgen langweilige Felder mit Kohl, Porree, Rhabarber und was sonst noch so angebaut wird. Kurz nach passieren der niederländischen Grenze sind wir in Roermond. Eine schöne Stadt in der Provinz Limburg, wir machen Eispause und schieben durch die Fußgängerzone. 


Hier verabschiedet sich dann die Feder meines guten alten Brooks, ich hoffe, heute noch  mit dem kaputten Sattel fahren zu können, der Urlaub neigt sich sowieso dem Ende zu. 



Wir schießen noch ein Foto von einer weiteren beeindruckenden Kirche, der Munsterkerk. Dann setzen wir unsere Fahrt in Richtung Venlo fort.

Der folgende Weg ist dann wieder wunderschön, so wie wir das von den niederländischen Fietspads kennen. Das Seegebiet Asseltse Plassen liegt auf der Strecke, ich bekomme richtig Lust zu schwimmen.




Und dann bekommen wir sie doch noch vor die Linse: die Rinder, deren Figur eher an wohlgenährte Schweine erinnert. Am Anfang unseres Urlaubs auf irgendeiner Weide gesehen und bestaunt, leider nicht fotografiert. Ist das eine neue Rasse oder hat da der Besitzer mit Anabolika nachgeholfen um den Ertrag zu steigern?


Das Internet klärt uns dann später auf:
Hierbei handelt es sich um weißblaue Belgier, einer Rinderrasse, die durch eine starke Muskelfülle gekennzeichnet ist. Sie haben eine natürliche Mutation in dem Gen, welches das Muskelwachstums-Hemmungs-Protein Myostatin kodiert. Das verstümmelte Myostatin ist unfähig, das Muskelwachstum zu steuern. Weiterhin behindert diese Mutation auch den Fettansatz, was zu einem extrem mageren Fleisch führt.  Die geformte, schwerbemuskelte Erscheinung wird als „Doppellender“ bezeichnet. In einigen Ländern ist die Haltung dieser Rasse verboten. In der Forschung allerdings können die Muskelrinder bei der Entwicklung eines Medikamentes gegen Muskelschwund hilfreich sein. 

Eine der wenigen Mühlen in dieser Gegend, mit einem Meer aus Rosen davor, liegt auf unserer Strecke. Dann begleiten wir die Maas ein Stück, die wir nach Navikis Anweisungen unsinnigerweise 2 Mal mit der Fähre überqueren. Aber egal, der Weg und die wunderschöne Umgebung sind absolut sehenswert.



Diese Fähre hat mich gestern auf meiner Solofahrt auch ans andere Maasufer gebracht. Heute fahren wir in anderer Richtung weiter und erreichen nach kurzer Zeit die gut besuchte Altstadt von Venlo. Die geographische Nähe macht Venlo zu einem beliebten Einkaufsort für Deutsche, aber auch für Besucher aus dem nahen Belgien. Wir schieben durch zur Pommesbude, die wir vom Anfang unseres Urlaubs noch kennen - der Mensch ist ein Gewohnheitstier. 

Nach dem Essen und einem kleinen Rundgang treten wir den Rückweg an. Unser Weg führt wunderschön und verkehrsfrei durch die „Groote Heide“ , einem Naturschutzgebiet mit riesigen Heideflächen, Magerwiesen und Wäldern. An der Gedenkstätte des ehemaligen Fliegerhorst Venlo verlassen wir die Niederlande und fahren auf Nebenstrecken zurück nach Grefrath.



Unser Urlaub endet hier, wir fahren heute Abend noch nach Hause. Wir haben wieder sehr schöne und abwechslungsreiche Touren gemacht, viel Natur und schöne Landschaft gesehen und einige wirklich bemerkenswerte Städte besucht. Es wird nicht unser letzter Urlaub in den Niederlanden und Belgien sein.