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31.05.19

Urlaub Rhein-Neckar



Urlaub Rhein - Neckar
11. Mai - 21. Mai 2019
1.213 km








Tag 1
Samstag, 11. Mai 2019
Edemissen - Osnabrück
174 km

Wetter:
8 - 12 Grad
bewölkt

Früh um 6 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Osnabrück. Die Strecke bin ich bereits einige Male gefahren, das Navi nehme ich nur auf wenigen Teilabschnitten zur Hilfe. Es ist bewölkt und hat frische 8 Grad, ich bin froh um meine Handschuhe.


Der Mai gibt sich dieses Jahr besonders kalt, in den Alpen ist mit Frost und sogar Schnee zu rechnen. Da für die nächsten Tage im Süden sehr kaltes und regnerisches Wetter vorhergesagt wird, verschiebe ich meine geplante Alpentour. Den Flixbus nach München habe ich storniert und mir kurzfristig einen Plan B überlegt. Der führt über Osnabrück an den Rhein und weiter zum Bodensee, wo ich mich nach 10 Tagen mit Peter treffen werde.

   

Kurz nach 8 passiere ich in Hannover den Pferdeturm und etwas später das neue Rathaus. Der Wind kommt meist schräg von hinten und ich komme ganz gut voran.


Hinter Empelde treffe ich auf die B65, der ich bis auf einige wenige Parallelwege bis Ostercappeln folgen werde. Hier kann ich dann auch das Navi ausschalten.


Inzwischen knurrt mein Magen und es ist Zeit für die Frühstückspause. In der Ortschaft Göxe finde ich einen netten Platz für mein Frühstücksbrötchen und Kaffee. Es ist immer noch kalt und ich wärme meine Hände am heißen Kaffeebecher.


Farbtupfer an diesem tristen Tag sind die leuchtend gelben Rapsfelder auf der Strecke, der süßliche Duft liegt überall in der Luft.


In Stadthagen kommt eine der Strecken, die von der B65 abweichen, ich schalte das Navi sicherheitshalber ein, obwohl ich den Weg inzwischen auch ohne Hilfe finden müsste. Wenige Kilometer nach Stadtausgang habe ich dann auch die Hälfte der Strecke geschafft.

   

Ab Minden ist mir der Wind nicht mehr so wohlgesonnen und scheint sich etwas gedreht zu haben. Immer öfter kommt er mir entgegen und bremst mich etwas aus.


Kurz nach 14 Uhr, Zeit für die Mittagspause. Ich finde ein hübschen Plätzchen direkt an der B65 in Lübbecke-Eilhausen. An der Königsmühle nehme ich eine Bank in Beschlag und packe mein Essen aus.


Gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg, es liegen noch 50 Kilometer vor mir. In Ostercappeln wechsele ich dann auf die B51, die Bremer Straße, die zum anstrengendsten Teil der Tour wird. Während der gesamten Ortsdurchfahrt quäle ich mich viele Höhenmeter hinauf, dann geht es hügelig weiter. Erst ab der Bremer Brücke gibt es eine schöne Abfahrt über den Stadtteil Gartlage in die Innenstadt von Osnabrück. Gegen 18 Uhr komme ich bei Silja an. Ganze 12 Stunden inklusive 2 Pausen habe ich auf dem Rad gesessen.


Inzwischen ist die Sonne heraus gekommen und wir können unser Abendessen draußen einnehmen.



Später laufen wir noch dick angezogen in die Stadt, hier ist gerade Maiwoche und mächtig was los.

              

Sehr schön, wie belebt diese Stadt doch ist, Silja fühlt sich sehr wohl hier und ich komme auch immer wieder gerne zu Besuch.



Edemissen - Osnabrück



Tag 2
Sonntag, 12. Mai 2019
Osnabrück - Gescher
103 km

Wetter:
Sonne-Wolken-Mix
tagsüber 12 Grad, Nacht 0 Grad
leichter Westwind


Am heutigen Muttertag frühstücke ich noch in Ruhe mit Silja. In der Sonne ist es in der geschützten Ecke ihrer Terrasse schon auszuhalten.

     

Erst um 11 Uhr mache ich mich dann auf den Weg, meinen wunderschönen Muttertagstrauß lasse ich in ihrer Obhut.


Ich schalte Naviki ein und wähle die programmierte Route, die zwischen Rees und Emmerich am Rhein endet. Eigentlich eine Tagestour aber da ich erst so spät losgekommen bin, peile ich den auf der Strecke liegenden Campingplatz in Gescher bei km 95 an.


Die Sonne scheint und wärmt, ich ziehe schnell meine lange Hose aus.

   

Der Anstieg bei Tecklenburg im Teutoburger Wald ist schnell überwunden, danach geht es eben weiter. Die Gegend hier ist wunderschön.


Nach etwa 20 Kilometern geht mein Handy aus. Na, das fängt ja gut an. Alle Versuche, es wieder in Gang zu bekommen, scheitern. Das Display flackert zwar kurz auf, doch der Bildschirm bleibt dunkel. Ich starte das Handy neu und versuche erneut zu navigieren. Es funktioniert wieder aber ich bekomme die Meldung, dass keine Offlinekarten vorhanden sind. Ich könnte platzen, zuhause habe ich alle Karten, die ich für die Tour benötige, in mühsamer Kleinarbeit heruntergeladen. Was ist da nun wieder schief gelaufen?


Ich hoffe, mein Datenvolumen reicht für den Zugriff auf die Onlinekarten bis zum Campingplatz aus. Etwas beunruhigt fahre ich weiter, ich habe mir dieses Mal keine Notizen über die Strecke gemacht, da ich am Rhein ohnehin nach Beschilderung oder dem bikeline fahren will.

   

Ein weiteres Mal noch stürzt mein Handy ab, dann läuft es. Ich liege trotzdem gut in der Zeit, gegen 15 Uhr mache ich nach zwei Dritteln der Strecke Mittagspause.


Danach gehe ich die letzte Etappe für heute an. Ich habe leichten Gegenwind. Durch den Sonne-Wolken-Mix ist es mal warm und dann wieder sehr kühl, sodass ich ab und an meine Regenjacke überziehen muss.


Noch vor 18 Uhr erreiche ich den Campingplatz eines Wochenendparks in Gescher, im Herzen des Münsterlandes.

 
Auf der leeren Zeltwiese suche ich mir ein geschütztes Plätzchen hinter dem Sanitärgebäude und baue zum ersten Mal in diesem Jahr mein Zelt auf. Das geschieht noch etwas unbeholfen aber die Abläufe werden sich mit der Zeit erfahrungsgemäß einspielen.


Nun muss ich mich um Naviki und das verloren gegangene Kartenmaterial kümmern. Leider gibt es auf dem Platz kein Wifi. Da es noch relativ früh ist, fahre ich zum Abendessen in die Stadt. Wegen der seit 1790 angesiedelten Glockengießerei trägt sie den offiziellen Namenszusatz "Glockenstadt".

   

Beim Griechen habe ich Glück, hier wird für Gäste kostenloses Wifi bereitgestellt. Ich bestelle Pommes und ein Bier und lade alle benötigten Kartenausschnitte wieder hoch. Wahrscheinlich habe ich sie am letzten Abend zu Hause versehentlich selbst gelöscht.


Der Rückweg in der Dämmerung führt durch einen schönen Park zum Campingplatz. Ich kuschele mich mich tief in meinen Schlafsack, die Nacht soll kalt werden.

Die gesamte Strecke heute ließ sich super fahren, mit Programmierung der Rennradstrecke habe ich bisher immer gute Erfahrungen gemacht. Ich bin überwiegend auf Asphalt gerollt, entweder auf Nebenstraßen oder auf straßenbegleitenden Radwegen. Das Radwegenetz im Osnabrücker- und Münsterland ist sehr gut ausgebaut und hat landschaftlich viel zu bieten.

Campingplatz Wochenendpark "Brinkmann´s Hof"
Haarwick 52, 48712 Gescher
8 € + 0,50 € Dusche



Osnabrück - Gescher - Rhein




Tag 3
Montag, 13. Mai 2019
Gescher - Langst-Kierst
163 km

Wetter:
sonnig
Tagsüber 14 Grad, Nachts 0-2 Grad

Die Nacht war sehr kalt, es hatte 0 Grad. Aber mein neu erworbener Daunenschlafsack und das selbst genähte Inlett aus einer Fleecedecke haben gute Arbeit geleistet, gefroren habe ich nicht. Allerdings bereitet mir der Zeltabbau nun Schwierigkeiten. Eine dünne Eisschicht hat das Zelt überzogen. Die Fiberglasstangen und alles andere, was ich zusammen lege und einpacke, ist eiskalt.


Aber bereits um 7 Uhr sitze ich auf dem Rad und rolle vom Hof des Wochenendparks der schon jetzt im Licht der aufgehenden Sonne erstrahlt.


Noch ist es sehr kalt, ich habe Fleecepulli, Fleecejacke und Regenjacke an. Die Handschuhe sind durch den eisigen Tau nass geworden und können meine Hände nicht mehr wärmen. Obwohl ich mir heute früh Wasser gekocht habe, mache ich bereits um 8 Uhr in einer Bäckerei halt, bestelle Kaffee und Brötchen und wärme meine Hände drinnen auf.

    

Kurze Zeit später überfahre ich die niederländische Grenze und darf mich sofort über hervorragend ausgebaute Radwege freuen. Doch nach nur wenigen Kilometern muss ich das fahrradfreundliche Land schon wieder verlassen.


Bei Suderwick komme ich noch einmal in Grenznähe bevor ich nach weiteren 15 Kilometern um kurz nach 11 Uhr bei Grietherort, wenige Kilometer von Emmerich entfernt, den Rhein erreiche.


Ab jetzt kann ich mich an meinem bikeline vom Rheinradweg orientieren und schalte das Navi aus.


Doch so einfach komme ich erst einmal nicht weiter, durch Seen und Altarme stehe ich hier in einer Sackgasse. Die Fähre zum anderen Ufer scheint heute nicht zu fahren, also heißt es umdrehen. Ich studiere die Karte und wähne mich an einer anderen Stelle, was zur Folge hat, dass ich direkt in die falsche Richtung fahre.


Stutzig geworden frage ich mich durch und schaffe es dann schlussendlich doch über die Brücke bei Rees auf die linke Rheinseite.


Puh geschafft, nun bin ich auf der Strecke. Viele kleine und größere Seen säumen den Rhein, bei Vynen passiere ich den Xantener Nordsee. Hier ist es wunderschön, eine Bank am Ufer des Sees lädt zum Verweilen ein. Es ist 13.30 Uhr und Zeit für die Mittagspause. Diese Momente liebe ich: Eine Mahlzeit mitten in der Natur bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher. Inzwischen ist es herrlich warm, lange Hose und Regenjacke wandern in die Packtasche.

    

Der weitere Weg führt dann noch vorbei am Xantener Südsee bis zum Rheinufer.


In Xanten selbst verfahre ich mich ein paar Mal, die Beschilderung ist nicht eindeutig. Ich nehme das Navi zu Hilfe, doch der Radweg ist gesperrt. Ich frage noch einmal nach und entscheide mich als Alternative für die Bundesstraße nach Rheinberg. Landschaftlich nicht so toll aber sehr bequem, dadurch hole ich die verlorene Zeit des Herumsuchens locker wieder auf.


Hinter Rheinberg habe ich auch den Rhein wieder, es folgt ein wunderschöner Weg durch die Flutwiesen.

   

Es ist 16 Uhr, in Orsoy halte ich an und schaue in die Karte. Bis Duisburg sind es noch wenige Kilometer, einen Campingplatz scheint es hier nicht zu geben. Ich möchte die Großstadt sowieso möglichst schnell hinter mir lassen.


Naviki zeigt einen Platz in einiger Entfernung des Rheinradweges bei Krefeld-Linn an, der allerdings im bikeline nicht verzeichnet ist. 30 Kilometer sind es bis dorthin, das müsste ich bis 18 Uhr schaffen. Ich schalte das Navi ein, zumal ich mich sowieso durch Duisburg navigieren lassen möchte um keine Zeit zu verlieren.



Große Brücken mit viel Verkehr kündigen Duisburg am anderen Ufer des Rheins an. Ich fahre durch Alt-Homberg, Moers, Rheinhausen, nicht besonders ansprechend hier.

   

So ganz problemlos klappt die Navigation wieder nicht, ich werde auf einen zugewachsenen, unpassierbaren Pfad geschickt und brauche einige Zeit, um eine Alternativstrecke zu finden. Es ist bereits 19 Uhr als ich vor dem verschlossenen Tor des angeblichen Campingplatzes stehe. Na toll, ich google nochmal und lese, dass es sich um ein Zeltgelände der hiesigen Pfadfinder handelt. Das Gras steht hoch, hier hat schon lange keiner mehr gezeltet. So ein Mist. Ich gebe als Ziel den nächsten, im bikeline verzeichneten Campingplatz ein und fahre weitere 9 Kilometer bis nach Langst-Kierst.


Es ist 20 Uhr als ich am gegenüber liegenden Rheinufer die Ruine der Kaiserpfalz in Kaiserswerth entdecke und endlich auf den Campingplatz zurolle. Doch die Rezeption hat seit 18 Uhr geschlossen und Schilder verbieten ausdrücklich den Zutritt ohne Anmeldung. Ich überlege gerade, ob ich sie ignoriere und trotzdem auf den Platz fahre als ich Stimmen im Büro höre und klingele. Zum Glück ist das Betreiberehepaar noch da und lässt mich einchecken.


Die Sonne steht schon tief und wirft lange Schatten als ich mit dem Zeltaufbau fertig bin. Ich atme auf, das war ganz schön knapp heute.


In einer Art Bauwagen ist ein Aufenthaltsraum eingerichtet, dort kann man Kochplatten und Steckdosen nutzen. Ich komme mit 2 jungen Schweizerinnen ins Gespräch, die ebenfalls hier zelten und mit den Rädern auf dem Weg ans Nordcap sind. Hochachtung von mir, ein sehr sportliches Ziel. Die beiden nutzen allerdings das Jahr zwischen Abi und Studium und haben ausreichend Zeit dafür, ihre Tagesetappen liegen deutlich unter meinen.


Ich esse noch etwas und schaue mir die morgige Route an, bevor ich erschöpft in meinen Schlafsack krieche.


Rheincamping Meerbusch
Zur Rheinfähre 21, 40668 Meerbusch (Langst-Kierst)
14,70 € inkl. Dusche




Tag 4
Dienstag, 14. Mai 2019
Langst-Kierst - Mehlem
129 km

Wetter:
Nacht/Früh 7 Grad
Tagsüber 15 Grad, sonnig

Die Nacht war schon etwas wärmer als die letzte. Nach dem anstrengenden gestrigen Tag schlafe ich etwas länger und sitze dementsprechend erst um 8 Uhr auf dem Rad.



Vorerst bleibe ich auf der linken Rheinseite bis ich nach wenigen Kilometern die Brücke in Richtung Düsseldorfer Altstadt befahre. Dieses Mal habe ich mir vorgenommen, nicht an allen Städten vorbei zu rauschen sondern mir ein bisschen was anzusehen. Die Königsallee in Düsseldorf soll nun mein erster Anlaufpunkt sein.



Doch irgendwie ist mir das nicht gegönnt, ich kurve durch die Gegend, stehe unendlich lange vor roten Ampeln und verliere den Überblick. Ein Blick in den bikeline verrät, dass die Altstadt direkt am Rheinufer liegt aber ich schaffe es, mich zu verfahren. Der Verkehr nervt mich total und mir vergeht die Lust auf Sightseeing.


Endlich wieder am Ufer angekommen, atme ich auf. Diese Aktion hat mich viel Zeit gekostet und die Erkenntnis, dass ich nun doch einen großen Bogen um die Innenstädte mache und lieber die Gegend entlang des Radweges genieße. Ich fahre weiter flussaufwärts über den Hafen aus der Stadt heraus.


Anstatt auf der Königsallee frühstücke ich lieber an einem ruhigen Plätzchen am Rhein und bin sehr zufrieden mit dieser Option.



Der weitere Weg führt nicht immer direkt am Ufer entlang. Ich muss oft nach Schildern suchen oder anhalten und die Karte studieren. So richtig läuft es nicht, ich habe das Gefühl, nicht richtig voran zu kommen, was mich unzufrieden macht.


Dann werde ich von einem netten, älteren Radler überholt und angesprochen. Wir kommen ins Gespräch und fahren zusammen weiter. Er ist Düsseldorfer und somit ortskundig, nun hat die Sucherei für mich erst einmal ein Ende.


Wir reden über das Reisen im Allgemeinen, über Radtouren, den Jakobsweg und Wohnmobiltouren durch Kanada und USA. Der rüstige Rentner hat in seinem Leben schon viel unternommen. Für mich ist die interessante Unterhaltung eine Bereicherung, die Kilometer verstreichen wie im Flug. Ich hätte gern noch weiter seinen Erlebnissen und Geschichten zugehört doch in Leverkusen endet unsere gemeinsame Fahrt.


Der Herr führt mich noch über eine Umleitung an der Wuppermündung bevor er wieder umdreht und zurück nach Hause radelt. Angesteckt durch seinen Optimismus und um viele Erkenntnisse reicher setze ich meine Fahrt wieder alleine und gut gelaunt fort.


Ein Stück weiter stehe ich dann vor einem Schilderbaum mit verschiedenen Möglichkeiter der Weiterfahrt und bin wieder ratlos. Der bikeline sieht die Umfahrung eines Betriebsgeländes und des Japanischen Gartens von Leverkusen vor, aus den Hinweisschildern kann ich nicht entnehmen, ob es am Rhein weitergeht. Etwas widerwillig verlasse ich das Rheinufer und begebe mich stadteinwärts auf den Radweg einer vielbefahrenen Straße. Irgendwie ätzend, die Fahrt durch die Stadt zieht sich.


Endlich wieder am Rheinufer befinde ich mich bereits in der Vorstadt von Köln.

     

Nach einigen Kilometern bin ich auf Höhe des Kölner Doms, der von hier aus über den Rhein hinweg besonders gut zu sehen ist.



Die nächsten 30 Kilometer geht es unproblematisch am rechten Rheinufer weiter. Der nächste Campingplatz liegt auf der anderen Rheinseite.


In Bonn werde ich Gelegenheit haben, die Seite zu wechseln, hier gibt es einige Brücken. Doch kurz vor Erreichen der Stadt stehe ich wieder in einer vermeintlichen Sackgasse. Der Radweg sieht eine Fährfahrt über die Sieg vor, die hier in den Rhein mündet. Am Ufer steht ein alter Kahn, der ziemlich verlassen ausschaut. So ein Mist, hier komme ich nicht weiter. Ich fahre einige Meter zurück zu einer Hinweistafel, aus der ich nicht wirklich klug werde.

Heute ist einfach nicht mein Tag. Die Zeit läuft, ich will nicht schon wieder zu spät den Campingplatz erreichen. Ich quatsche ein radelndes Pärchen an, die mir entgegen kommen. Gemeinsam fahren wir wieder zur Fähre, die Frau fragt im angrenzenden Biergarten nach dem Fährmann. Mit Erfolg, dieser bewegt sich aus seinem Häuschen und schmeißt den Kahn in Gang. Für einen Euro, den ich von dem Pärchen ausgegeben bekomme, werden wir auf die andere Seite geschippert. Auf der kurzen Fahrt kommen wir ins Gespräch, das Pärchen campiert mit einem kleinen Wohnwagen auf dem Platz in Mehlem, den ich anpeile. Sie haben Ihren VW-Bus in Bonn stehen und bieten mir an, mich im Auto mitzunehmen.


Nein, nicht nötig, die letzten 15 Kilometer schaffe ich noch, zudem ich nun weiß, dass die Rezeption länger auf hat. Ich radele entspannt weiter, überquere die Brücke in Bonn und bin auf dem linken Rheinufer.


Kurz hinter Bad Godesberg erreiche ich um 18.45 Uhr den Campingplatz in Mehlem.


Das Pärchen sitzt bereits da als ich mein Zelt aufbaue. Nachdem ich geduscht und gegessen habe, statte ich den beiden einen Besuch ab. Wir sitzen noch auf einen Wein in dem kleinen, urigen Wohnwagen. Sehr interessante Leute, wir sind gegenseitig beeindruckt von unserem Lebensstil und unseren Unternehmungen.

Campingplatz Genienau, Mehlem
Im Frankenkeller 49, 53179 Bonn
10 € + -,50 € Duschen




Tag 5
Mittwoch, 15. Mai 2019
Mehlem - Geisenheim
131 km

Wetter:
Nacht 2 Grad, Tag 16 Grad
leichter N / NO Wind, sonnig


Der Wecker klingelt und um 6 Uhr beginne mit meiner Morgenroutine: Das heißt, als erstes drehe ich den Stöpsel der Isomatte auf. Dann krieche ich aus dem warmen Schlafsack und ziehe mich an bevor ich beides einrolle und zusammen packe. Wenn ich das Zelt verlasse um in den Waschraum zu gehen, liegt nichts mehr herum, die kleinen Taschen sind gepackt und stehen bereit. Die beiden großen Packtaschen lasse ich meistens über Nacht am Rad.

    

Im Waschraum stecke ich als erstes den Tauchsieder in die Steckdose und koche mir in der Thermoskanne Wasser für unterwegs. Dann mache ich nur eine Katzenwäsche, geduscht habe ich am Abend zuvor.

Die Sonne scheint schon durch die Bäume aber mein Zeltplatz liegt im Schatten. Ich baue das etwas feuchte Zelt ab und verstaue das ganze Zeug. Durch die Kälte benötige ich mehr Zeit als die übliche Stunde und komme erst um 7.30 Uhr los.


Es ist noch sehr kühl, die Regenjacke kann ich trotz Fleecepulli und -jacke gut gebrauchen, meine Handschuhe ziehe ich ebenfalls über. Ich will mich aber nicht beschweren, es ist fast windstill und der Himmel ist wolkenlos, ideales Fahrradwetter.



Der Radweg verläuft dicht am Rheinufer. Auf der anderen Straßenseite entdecke ich einen Edeka und kaufe Brötchen fürs Frühstück ein. Eine Bank an einem sonnigen, geschützten Platz bei Remagen ist zu verlockend, hier halte ich an um zu frühstücken.


Während ich esse und einen heißen Kaffee trinke, schaue ich mir die weitere Strecke im bikeline an. Hin und wieder fährt ein Schiff auf dem Rhein an mir vorüber. So lasse ich es mir gut gehen, einfach herrlich.


Gestärkt geht es weiter. Die Sonne wärmt und meine Regenjacke habe ich längst in der Packtasche verstaut.

    

Vor mir liegt einer der schönsten Abschnitte des Rheinradweges, der hier fast nur direkt am Ufer entlang führt. Es gibt praktisch keine Möglichkeit, sich zu verfahren.






Durch die Rheinschlingen kommt der leichte Wind nicht immer von hinten, teilweise weht er mir entgegen.




Burgen und andere schöne Bauwerke säumen das Ufer. Ich kann mich gar nicht satt sehen an der wunderbaren Landschaft, den Bergen, dem blauen Himmel darüber und dem ruhig dahin fließenden Rhein neben mir.


    
Einige Kilometer hinter Andernach ist die Festung Ehrenbreitstein auf der gegenüber liegenden Rheinseite zu sehen. Koblenz liegt unmittelbar vor mir.


Um weiter am Rhein entlangfahren zu können, muss ich die Mosel überqueren, die hier am Deutschen Eck in Koblenz in den Rhein mündet. Ich hole etwas weiter aus um auf der Balduinbrücke über die Mosel zu gelangen.


Dann fahre ich direkt auf das Deutsche Eck zu, das ist eine künstlich aufgeschüttete Landzunge an der Mündungsstelle. Vor mir thront die riesige Reiterstatue von Kaiser Wilhelm.

                           
Eine Seilbahn, die über den Rhein führt, verbindet das Konrad-Adenauer-Ufer auf meiner Seite mit der Festung Ehrenbreitstein auf der gegenüberliegenden Seite.



Ich verweile hier noch etwas bevor ich mich wieder aufs Rad schwinge und weiter fahre. Am ehemaligen preußischen Regierungsgebäude schieße ich noch ein letztes Foto und verlasse Koblenz.


Einige Kilometer weiter ist am gegenüberliegenden Ufer die Lahnmündung und die Burg Lahneck bei Lahnstein zu sehen.


Die hübschen Städte Spay und Boppard liegen auf der Strecke. Der Radweg führt teilweise mitten durch die Promenade, die ich schiebend passiere. Wein wächst an den Südhängen der Berge.


Auf einem breiten Radweg fahre ich direkt am Rhein entlang, neben mir eine Straße und die Bahn.


Immer wieder liegen kleine Ortschaften auf meiner Strecke und sorgen für Abwechselung auf der Route.



Kurz hinter St. Goar bin ich auf Höhe des sagenumwobenen Loreley-Felsens, der am gegenüberliegenden Ufer etwa 130 Meter in die Höhe ragt.


Wenig später passiere ich den Ochsenturm, ein noch erhalten gebliebener Wehrturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Oberwesel.


Burgen stehen oben auf den Hängen, Schrebergärten liegen auf dem Weg und immer wieder das Rheinufer mit unterschiedlicher Vegetation, abwechslungsreich geht es weiter.




Es ist kurz nach 17 Uhr als ich Bingen erreiche. Ich nehme die Fähre und lasse mich auf die andere Seite bringen.


Die Promenade von Rüdesheim ist gut frequentiert. Die meisten Tische und Bänke der Lokale sind besetzt, viele nutzen das schöne Wetter und halten sich draußen auf. Die angrenzende Fußgängerzone ist ebenfalls entsprechend voll. Ich sehe zu, dass ich weiter komme.


Den nächsten Campingplatz lasse ich liegen und fahre weiter ins benachbarte Geisenheim. Auf diesem Campingplatz habe ich schon einmal gezeltet, auch heute möchte ich hier wieder übernachten. Um kurz vor 18 Uhr checke ich ein und darf mir einen schönen Platz auf der Zeltwiese aussuchen. Es ist windig geworden, ich platziere mich in den Schutz einer Hecke, achte aber darauf, dass mein Zelt morgen früh in der Sonne steht.


Da es noch recht früh ist, fahre ich noch einmal los. Auf dem Weg in die Altstadt sticht mir der imposante Geisenheimer Dom ins Auge. Die Stadt verfügt außerdem über eine Hochschule und ist größer als ich vermutet habe.


Ich quartiere mich in einer Pizzeria ein und esse etwas. Dann schreibe ich Tagebuch und schaue mir die Route für die nächsten Tage an.


Rheingaucamping
Am Campingplatz 1, 65366 Geisenheim
16,80 inkl. Duschen





Tag 6
Donnerstag, 16. Mai 2019
Geisenheim - Heidelberg-Schlierbach
140 km

Wetter:
bewölkt, später sonnig
Früh 7 Grad, tagsüber 10 Grad


Na toll, zum 1. Mal stehe ich auf einem Platz an der Sonne und nun ist es bewölkt als ich aus dem Zelt krieche. Dafür ist es heute früh relativ mild und das Zelt ist fast trocken. Um 7 Uhr rolle ich vom Gelände.


Außer mir sind so früh am Tag nur einige Entenfamilien unterwegs auf dem wunderschönen Pfad direkt am Rhein.



Weil ich niemanden störe, bleibe ich in Eltville auf dem Fußweg und fahre über die mit Platanen bepflanzte Promenade.



Den sonst vollen Platz vor der kurfürstlichen Burg habe ich ganz für mich allein. Es folgt ein kleiner Trampelpfad am Ufer entlang wo ich einen schönen, einsamen Platz für das Frühstück finde. Es ist kurz nach 8 Uhr, nur einige Spaziergänger kommen mit ihren Hunden vorbei und grüßen mich freundlich.


Während ich frühstücke, schaue ich in die Karte. Gestern Abend habe ich mich entschlossen, den Rhein im Mannheim zu verlassen und am Neckar weiter zu fahren. Vom letzten Campingplatz bis nach Mainz sind es 30 Kilometer, bis nach Mannheim nochmal 100 Kilometer. Ich möchte die Großstadt heute auf jeden Fall hinter mir lassen und am Neckar zelten also habe ich noch ein ordentlichen Stück Strecke vor mir.


Das gewaltige Schloss Biebrich kündigt die Stadt Wiesbaden an. Ich fahre weiter blicke über den Rhein hinweg auf die markanten Gebäude der Mainzer Altstadt.



Die Brücke lasse ich liegen und bleibe auf der rechten Rheinseite. Ob das so eine gute Idee ist, wird sich noch herausstellen. Der erste kleine Umweg ist dem Main geschuldet, der hier auf meiner Seite in den Rhein mündet. Die für mich erforderliche Brücke ist etwas von der Mündungsstelle entfernt.

     

Dann folgt ein sehr schöner, teils geschotterter, teils asphaltierter Weg am Deich entlang des Altrheins. Doch das bequeme Fahren hat bald ein Ende. Der Radweg führt durch das Naturschutzgebiet Kühlkopf auf einer übelst holperigen, mit Schlaglöchern und Kopfsteinpflaster gespickten Strecke.


Auf solche Wege habe ich gar keinen Bock, ich muss Strecke machen und will nichts mehr dem Zufall überlassen. In Stockstadt checke ich nochmal die Karte. Da der weitere Weg sowie eher selten unmittelbar am Rheinufer entlangführt, werde ich ab hier den Rheinradweg verlassen. Ich schalte das Navi ein und nehme den direkten Weg über Gernsheim nach Lampertheim. Dadurch spare ich mir die Gurkerei entlang der Altarme und die Sucherei nach den Schildern.

Weil es so gut läuft, programmiere ich in Lampertheim als Ziel die Kurpfalzbrücke am Neckar in Mannheim. Ich hoffe, so die Großstadt einigermaßen zu umfahren.


Leider bleibt mir das nicht so ganz erspart. Rushhour mit viel Verkehr, Ampeln, Gleise, alles ziemlich stressig. Um 16 Uhr kann ich aufatmen, der Neckar liegt vor mir und ich fahre über die Brücke zum Startpunkt des Neckarradweges.



Hier führt der Radweg wieder direkt am Fluss entlang. Von Mannheim bekomme ich nicht mehr viel mit, es geht sehr idyllisch und ruhig weiter.



Im Gegensatz zum Rhein gibt es am Neckar viele Brücken und es finden öfter ein Seitenwechsel statt. Gemütlich und naturnah fahre ich weiter.

    


Etwas beunruhigt schaue ich nach oben, dunkle Wolken ziehen auf, es bewölkt sich immer mehr.



Heidelberg liegt vor mir. Die Parkanlagen am Neckarufer sind noch gut besucht. Ich hoffe, dass es trocken bleibt, bis zum nächsten Campingplatz sind es noch etwa 6 Kilometer.


Obwohl es noch 2 weitere Brücken gibt, schickt Naviki mich über die alte Heidelberger Brücke, die direkt in die Altstadt führt. Hier ist so viel los, dass ich nur schiebend weiterkomme. Aber egal, noch ist es trocken und das Ziel ist nah. Auf dieser Seite gibt es mehrere Campingplätze.


Um 17.45 Uhr steuere ich den 1. Campingplatz im Heidelberger Stadtteil Schlierbach an. Das Wetter hat gehalten, kein Regen in Sicht.


Ich baue mein Zelt direkt am Neckarufer auf. Ein Supermarkt befindet sich schräg gegenüber auf der anderen Seite der B37, fürs Abendessen ist also gesorgt.

    




Camping Heidelberg
Schlierbacher Landstraße 151, 69118 Heidelberg
11 € inkl. Duschen




Tag 7
Freitag, 17. Mai 2017
Schlierbach - Neckarsulm
90 km

Wetter:
Sonne-Wolken Mix
Nacht 7 Grad, tagsüber 22 Grad


Es gab auch in der Nacht keinen Regen, Glück gehabt. Es ist noch bewölkt als ich mich um 7 Uhr aufs Rad schwinge und den Campingplatz verlasse.


In Neckargemünd bin ich etwas verwirrt, die Ausschilderung weicht von der Beschreibung meines Reiseführers ab. Ich entscheide mich gegen die Hinweisschilder. Bisher eine gute Wahl, ob die andere Neckarseite besser ist, kann ich nicht sagen.


Hier finde ich einen wunderschönen, idyllischen Platz für das Geburtstagsfrühstück. Petrus beschenkt mich direkt mit einigen Sonnenstrahlen, die ersten des Tages.



Ich fühle mich wohl, genieße das Frühstück, die Umgebung, das Wetter. Ein besonders schöner Start in meinen heutigen Ehrentag.

    

Es geht genauso herrlich weiter. Inzwischen hat es sich aufgeklärt, die Sonne brennt vom Himmel, es ist richtig schön warm.

 

Viele kleine und größere Ortschaften liegen auf der Strecke und sorgen für Abwechslung. Das Fahren macht richtig Spaß.

    

Ich passiere Hirschhorn und Eberbach. Der Weg ist gut ausgebaut und gut beschildert.



Manchmal geht es auf Schotter durch den Wald. Hügel sind dabei aber alles in allem gut zu fahren.



Bei Zwingenberg steht wieder ein Seitenwechsel an. Die Nähe zum Fluss gefällt mir gut.


Moosbach lasse ich links auf der anderen Neckarseite liegen, ich komme prima voran. Bad Wimpfen liegt vor mir. Hier mache ich Mittag und schaue nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Leider kommt nur der 10 Kilometer entfernte Campingplatz bei Neckarsulm in Frage. Der nächste wäre erst in Stuttgart nach 80 Kilometern, das ist für heute eindeutig zu weit.


Ich nehme Kurs auf den Campingplatz, der etwa 4 Kilometer vom Neckarradweg entfernt in der Nähe eines Freizeitbades liegt.


 
So checke ich heute bereits um 16 Uhr nach 85 Kilometern ein und habe mal richtig Zeit, etwas in der Sonne zu chillen. Gar nicht schlecht, schließlich ist heute mein Geburtstag. Es ist richtig heiß und schwül.


Ich habe vor, noch einmal zurück nach Friedrichshall zu fahren um mir die Stadt sowie die Mündungsstellen von Kocher und Jagst anzuschauen. Außerdem möchte ich dort zu Abend essen gehen. Aber leider macht mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Gegen 18 Uhr zieht ein Gewitter auf und es gibt einen heftigen Regenguss. Ich sitze ihn auf der Bank eines Unterstandes vom Campingplatz aus und telefoniere derweil mit Ute.

Danach klärt es sich wieder etwas auf, allerdings ist es mir für den Ausflug zu spät und zu unbeständig. So fahre ich nur nach Neckarsulm in die Altstadt und genehmige mir dort zur Feier des Tages ein leckeres Nudelgericht.

Campingplatz Reisachmühle
Reisachmühle 6, 74172 Neckarsulm
11 € inkl. Duschen




Tag 8
Samstag, 18. Mai 2019
Neckarsulm - Rottenburg
166 Kilometer

Wetter:
Sonnig - bewölkt
Nacht 11 Grad, tagsüber 20 Grad


Die Nacht war mild aber es hat noch einmal geregnet. Heute morgen ist es bewölkt. Ich versuche, das Zelt etwas zu trocknen, was mir nicht so richtig gelingt. Warten möchte ich nicht also packe ich es nass ein.


Um 6.45 Uhr bin ich wieder auf der Piste und navigiere mich zurück zum Neckarradweg.



Der Radweg führt am Kanalhafen von Heilbronn entlang. Ein Zeppelin fährt Reklame für ein großes Möbelgeschäft. Ein sehr beeindruckendes Flugobjekt, was man nicht alle Tage sieht.


Dann kommen die ersten Weinberge auf einer wieder sehr schönen Strecke durch die Natur.

    

Noch einige Male sieht der Radweg einen Seitenwechsel vor, kein Problem, hier gibt es fast in jedem Ort eine Brücke.



Die Sonne ist wieder da, ich fahre durch grüne Wiesen und Felder, vorbei an Weinhängen immer am Fluss entlang.



Gegen 9 Uhr finde ich auf der Strecke einen idealen Frühstücksplatz mit Bänken und einem Tisch. Ich packe mein Essen aus und lasse es mir in der herrlichen Natur schmecken.


Heute möchte ich in Rottenburg übernachten, mit etwa 160 Kilometern ein sportliches Ziel. Vorsichtshalber rufe ich beim Campingplatz an und frage nach den Öffnungszeiten. Beruhigt höre ich, dass die Rezeption bis 22 Uhr geöffnet hat, also kann ich ohne Eile weiter fahren.

    

Bislang ist alles gut ausgeschildert, ich habe keine Probleme dem Track zu folgen.


Ich bin richtig gut drauf, eine wundervolle, abwechslungsreiche Landschaft zieht beim Radeln an mir vorüber. Der Wind kommt teilweise von hinten, teilweise von der Seite.

    

    

Das schöne am Neckarradweg ist die Nähe zum Fluss, der fast immer zu sehen ist.


Ich gleite so dahin, auf der einen Seite der Fluss, auf der anderen Seite die Weinberge.



Über den Neckar hinweg ist die Altstadt von Marbach zu sehen. Die Stadt ist bekannt als die Geburtsstadt Friedrich Schillers. Da ich schon einmal hier war, begnüge ich mich mit einem Foto von weitem.


Immer wieder gibt es was zu sehen, wie hier die Schwäne, die brav in einer Reihe hintereinander schwimmen.


Es ist richtig schön warm, am Wetter gibt es momentan gar nichts auszusetzen.

    


In Remseck mündet die Rems in den Neckar. Über beide Flüsse führen 2 besonders sehenswerte Rad- und Fußgängerbrücken aus Holz und Glas. Das Lokal "Bootshaus am Hechtkopf" an der Mündungsstelle ist bei dem schönen Wetter am heutigen Samstag sehr gut besucht. Für mich viel zu voll hier, ich sehe zu, dass ich weiterkomme.


Ein Stück weiter, an der Landungsbrücke Fellbach bremst mich eine Hochzeitsgesellschaft samt Brautpaar aus, die hier Fotos machen.



Und ehe ich mich versehe, bin ich mitten in Stuttgart. Da der Weg auch hier direkt am Neckarufer entlangführt, bekommt man gar nichts vom Großstadtverkehr mit.


Erst am Festplatz der Cannstatter Wasen erahne ich die Nähe der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt. Hier wird gerade der Platz nach dem Frühlingsfest geräumt.


Aber eine ätzende Strecke bleibt mir doch nicht erspart. Erst muss der Neckarhafen umfahren werden. Kurz darauf weicht der Weg hinter Esslingen wieder vom Ufer ab und führt mich durch die Stadt.

    

Dann ziehen zu allem Überfluss auch noch dunkle Wolken auf. Bei Plochingen fallen die ersten Tropfen.


Ich schaffe es gerade noch, mich in die unromantische Garage eines Mehrfamilienhauses zu retten bevor es richtig zu schütten und zu gewittern beginnt.


Es ist 15 Uhr, eigentlich wollte ich mir hinter Stuttart einen Platz für die Mittagspause suchen. Aber was solls, hier ist es trocknen und mache ich das Beste draus. Ich krame meine Vorräte aus der Tasche und esse hier im Stehen zwischen einem parkenden Auto, zwei Mülltonnen und einigen Fahrrädern. Draußen stürmt und schüttet es wie aus Kübeln.

Nach einer 3/4 Stunde werde ich langsam unruhig, über 50 Kilometer liegen noch vor mir. Das Gewitter ist vorbei, der Regen hat nachgelassen, es tröpfelt nur noch. Ich ziehe die Regenjacke über und mache mich wieder auf den Weg.

Der Regen nimmt leider wieder zu aber es ist zum Glück mild und fast windstill. Die Wege sind teilweise sandig, der Matsch spritzt an meine Beine. In den Ortschaften übersehe ich oft die Schilder, ich muss immer wieder Naviki zur Hilfe nehmen. Bei Regen nicht so toll, das Handy darf nicht nass werden.

In der Ortschaft Mittelstadt ist dann zu allem Überfluss auch noch der Neckarradweg gesperrt. Ich folge den Umleitungsschildern und werde über einen Berg und durch den Wald geführt. Ich atme auf als ich nach einer gefühlten Ewigkeit den Neckar wieder habe.



Bei Tübingen verfranse ich mich wieder und muss nochmal mein Navi bemühen. Ich bin gerade ziemlich genervt und habe keinen Bock mehr. Die Strecke zieht sich, zum Glück ist es wieder trocken.


Dann erreiche ich endlich Rottenburg und navigiere mich zum Campingplatz, der etwas außerhalb liegt.


Auf der Zielgeraden werde ich noch einmal mit einer heftigen Steigung bedacht. Ich bin ziemlich ausgepowert als ich um 20 Uhr endlich durch den Eingang des Zeltplatzes fahre.


In der Dämmerung breite ich zuerst mein nasses Außenzelt aus um es noch etwas zu trocknen, leider mit eher mäßigem Erfolg. Da es in der Nacht auch wieder regnen soll, bietet mir der nette Platzbetreiber an, ich könne im Partyzelt schlafen. Dieses wird zur Zeit gerade als Abstellraum genutzt und ist ziemlich voll gestellt. Natürlich nehme ich das Angebot gerne an. Schnell schiebe ich einige Tische und Stühle zur Seite und richte mich dort ein.



Ich benutze nur das Innenzelt, ein Dach über dem Kopf habe ich ja. Dann widme ich mich meinem total versauten Rad und mache es notdürftig sauber.


Als ich endlich vor meiner heißen Tütensuppe sitze, ist es bereits nach 22 Uhr. Aber ich bin glücklich über den "schönen" Platz, der ganze Stress der letzten 60 Kilometer bei dem Matschwetter ist vergessen und mir geht es gut. Ich schreibe noch etwas Tagebuch und krieche dann in den Schlafsack. Noch bevor ich in einen tiefen Schlaf falle, prasseln die ersten Tropfen aufs Dach des Partyzeltes.


Camping Paul Walther
Schadenweilerstraße 133, 72108 Rottenburg am Neckar
11 € inkl. Duschen





Tag 9
Sonntag, 19. Mai 2019
Rottenburg - Bad Dürrheim-Sunthausen
111 km

Wetter:
Sonnig - bewölkt
Regenschauer, Abend Regen
10 Grad


Als mein Wecker um 5.30 Uhr klingelt, tropft es noch immer aufs Zeltdach. Ich drehe mich wieder um und schlafe noch ein Stündchen.


 
Auf dem Weg ins Waschhaus schaue ich auf die Zeltwiese und bin froh, im Trocknen gelegen zu haben. Auch mein Zelt kann ich trocken einpacken.

    

Als ich mich um 7.30 Uhr auf den Weg mache, ist der Regen vorbei. Rottenburg liegt vor mir, es klärt sich auf und langsam kommt die Sonne zum Vorschein.



Dunst steigt aus den feuchten Wiesen auf, der besondere Duft nach nassem Gras und Regen liegt in der Luft.



Es ist mild und lässt sich sehr gut fahren. Ich liebe diese frühen Morgenstunden, wenn bis auf lautes Vogelgezwitscher alles ruhig ist und der Tag anbricht.




Seit einigen Kilometern bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Picknickplatz, doch alle Bänke sind noch nass. Um 9.40 Uhr besetze ich eine Bank am Ortsausgang mit Blick auf ein Auto und einige Häuser. Nicht schön aber wer weiß, wann ein geeigneterer Platz kommt.


Nach dem Frühstück fahre ich um die nächste Kurve und befinde mich mitten in der Natur. Eine Bank mit Panoramaaussicht nach der anderen taucht auf. Na ja, was solls, so ist das manchmal. Das sind die relativ unbedeutenden Ärgernisse auf so einer Tour.



Am gegenüberliegenden Neckarufer liegt Horb. Auf dem höchsten Punkt der Altstadt ist die Stiftskirche gut zu erkennen und der sogenannte Schurkenturm der ehemaligen Burg Hohenberg, der im 18. und 19. Jahrhundert als Gefängnis diente.


Es ist warm geworden, ich ziehe die lange Hose aus und tausche die Turnschuhe gegen meine Sandalen.

    

Die Strecke ist super schön und sehr naturnah. Lange Zeit fahre ich auf einem Radweg fernab von der Straße. Neben dem Neckar verläuft nur eine Bahnlinie, ab und an rauscht ein Regionalzug an mir vorbei.



Ich passiere Sulz und bin sofort wieder in der Natur. Es gibt keine langen Passagen durch die Ortschaften. Dafür steht eine geschotterte Waldpassage an, bei der einige Höhenmeter zu überwinden sind.



Immer wieder gibt es sehenswerte Punkte in der Natur zu bewundern.



Da ich flussaufwärts fahre, wird der Neckar mit der Zeit immer kleiner und zierlicher.


Ich muss andauernd anhalten und fotografieren, der heutige Streckenabschnitt ist landschaftlich einer der schönsten des Neckarradwegs. Durch die Ausläufer der Schwäbischen Alp allerdings auch der anspruchsvollste.




Schon von weitem ist eine riesige Bogenbrücke zu sehen. Die Neckartalbrücke Neckarburg ist Teil der A81.


Nun folgt der schwierigste Teil der heutigen Tour. Etwa 5 Kilometer vor Rottenburg ist eine brutale Steigung zu überwinden.



Das Gelände rund um die Ruine Neckarburg weist einige Höhenmeter auf, ich lege mich heftig ins Zeug und schraube mich Meter für Meter in die Höhe. Landschaftlich ein eyecatcher, wunderschön aber äußerst schweißtreibend.


Dann bin ich in Rottweil. In der Altstadt sind Buden aufgebaut und es ist entsprechend voll. Auf eine Stadtbesichtigung verzichte ich und suche schnell das Weite.


Bis zur Neckarquelle sind es noch 20 Kilometer, ich liege ganz gut in der Zeit und brauche nicht mehr zu hetzen.


Auf der Strecke mache ich in Ruhe Mittag. In einer Bäckerei habe ich Brezel und Brötchen eingekauft, dazu gibt es Thunfisch und Gurke.

    

Dann mache ich mich auf die letzten Kilometer bis zur Quelle im Stadtpark Möglingshöhe in Villingen-Schwenningen. Im Rahmen der Landesgartenschau 2010 wurde ein neuer Quellstein eingeweiht.



Der Ursprung des Neckars wurde im Schwenniger Moos entdeckt. Das ca. 120 Hektar große Moor ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Neckarquelle liegt etwa 705 Meter über dem Meeresspiegel und ist nicht einzusehen.


"Matze liest die Neckarquelle", eine gleichnamige Tageszeitung in Villingen-Schwenningen. Ich setze mich eine Weile zu Matze, der lebensgroßen Bronzefigur neben dem Quellstein. Ziel erreicht, es ist 16.40 Uhr.

Dann programmiere ich das Navi zum 10 Kilometer entfernten Campingplatz hinter Bad Dürrheim. Dunkle Wolken schieben sich vor die Sonne und ein fetter Regenguss geht runter. Ich flüchte schnell unter einen Dachvorsprung im nahen Industriegebiet.


Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorüber und ich kann weiter fahren.

    


Kurz nach 18 Uhr checke ich im Campingplatz Bad Dürrheim am Sunthauser See ein.


Ein ziemlich großer Platz, einsam und verlassen steht mein kleines Zelt auf einer riesigen Zeltwiese. Der Aufbau ist noch im trockenen gelungen, weitere Erkundungsfahrten sind leider nicht mehr möglich, es beginnt schon wieder zu regnen.


Aber ich bin ganz entspannt, das ist ohnehin meine letzte Übernachtung im Zelt. Morgen werde ich mich mit Peter am Bodensee treffen. Bis dorthin sind es noch schlappe 50 Kilometer.

Gern hätte ich im Camperstüble noch etwas gegessen, aber das Lokal hat bereits geschlossen. Also richte ich mich notdürftig in der Spülküche ein und esse meine letzte heiße Tütensuppe mit Knäckebrot. Dann laufe ich durch den Regen zum Zelt zurück. Das Hineinkriechen ohne es allzuviel reinregnen zu lassen, ist eine Herausforderung, die mir nur semi gelingt. Es regnet die ganze Nacht durch.


Naturcamping Bad Dürrheim
Am Steigle 1, 78073 Sunthausen
12,50 inkl. Duschen




Tag 10
Montag, 20. Mai 2019
Bad Dürrheim-Sunthausen - Unterbaldingen
6 km

Wetter:
Dauerregen
11 Grad


Geschlafen habe ich trotz des Regens sehr gut. Weil es beim Weckerklingeln immer noch heftig aufs Zeltdach tropft, bleibe ich bis zu einer Regenpause um 6.30 Uhr liegen. Beim Abbau ist es gerade trocken aber das Zelt muss ich klitschnass einpacken.


Bereits an der Rezeption regnet es wieder. Wegen des nassen Grases habe ich noch Badelatschen an und bekomme kalte Füße. Ich trockne sie ab, ziehe Socken, Turnschuhe und Regengamaschen an. Dann ziehe ich die Kapuze über den Kopf und fahre in den Regen hinein.


Kaum aus Sunthausen heraus, wird der Regen stärker. Die Plastiktüte über dem Navi ist beschlagen, flattert herum und behindert meine Sicht. Die Navigationsanweisungen sind schlecht zu verstehen, ich verfahre mich andauernd. Beim Umdrehen muss ich vom Sattel, der sofort nass regnet. Unter einer Autobahnbrücke suche ich Schutz. Meine Beine sind bereits total nass und ich beginne unter der zugigen Brücke zu frösteln. Schnell ziehe ich mir eine trockene Hose an.


Die Wartezeit nutze ich um zu frühstücken, so werden auch meine letzten Essensreste verzehrt. In der Tasche habe ich noch Haferflocken und Mandeln, für ein etwas geschmackloses aber sättigendes Müsli reicht es. Zum Glück habe ich mir heute früh auch wieder Wasser gekocht obwohl ich eigentlich in einer Bäckerei frühstücken wollte. Der heiße Kaffee tut gut. Besorgt blicke ich zum Himmel, der sich grau in grau zeigt. Die Hoffnung auf baldige Wetterbesserung schwindet immer mehr.

Ich fahre noch ein Stück bis in den nächsten Ort Unterbaldingen, bin schon wieder klitschnass und kämpfe immer noch mit dem Regenschutz meines Handys. Spaß macht das nicht. In einem Bushäuschen telefoniere ich mit Peter, der die letzten Tage bei seinem Bruder im 150 Kilometer entfernten Tübingen verbracht hat.


Da der Wetterbericht in ganz Süddeutschland für die nächsten Tage Starkregen vorhersagt, beschließe ich, die Tour hier abzubrechen. Die letzten 50 Kilometer bis zum Bodensee schenke ich mir, Peter wird mich hier abholen und ist bereits unterwegs. Ich mache es mir derweil in dem geräumigen Bushäuschen gemütlich.



Als Fazit kann ich sagen, dass die Alternative zur geplanten Alpenüberquerung ein voller Erfolg war. Bis auf den heutigen Tag schien täglich die Sonne und es war überwiegend trocken. Die ersten frostigen Nächte und wenige Regenschauer waren durchaus zu vertreten.

Osnabrück ist für mich immer eine Reise wert und war ein gelungener Tourstart. Die Zwischenpassagen per Navi verliefen fast problemlos, jedenfalls bin ich immer ans Ziel gekommen.

Der Teilabschnitt des Rheinradweges bis Mannheim, insbesondere zwischen Düsseldorf und Mainz, ist landschaftlich sehr sehenswert und super zu fahren.

Der gesamte Neckarradweg ist durch die unmittelbare Nähe zum Fluss, die vielen Burgen und Schlösser, Weinhänge sowie Wiesen und Felder besonders naturnah und idyllisch.

Ich hatte keine Pannen oder andere Probleme und kann auf 9 super schöne Radeltage zurückblicken.