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14.03.18

RT Rethen



Radtour
Sonntag, 11. März 2018
Edemissen - Sarstedt - Rethen - Mehrum - Edemissen
100 km

Wetter:
Sonnig bis bewölkt, selten Schauer
schwachwindig aus Südost


Nach der eisigen Kälte in den letzten Wochen sagt der Wetterbericht für heute Temperaturen bis zu 17 Grad vorher. Das macht einen Unterschied von fast 30 Grad, Wahnsinn. Wir nehmen das schöne Wetter zum Anlass und ich plane den Besuch einer Hobbykunst-Ausstellung in Laatzen, die wir mit einer Radtour verbinden wollen.

Kurz vor der Abfahrt tausche ich noch mein dickes, langärmeliges Radlershirt gegen einen etwas dünneren Pulli. Zum ersten Mal in diesem Jahr ziehe ich Turnschuhe an. Buff, Ohrenschützer und Handschuhe packe ich vorsichtshalber ein. Gegen 10 Uhr fahren wir bei strahlendem Sonnenschein los. Mit der leichten Bekleidung entsteht ein völlig neues Fahrgefühl, einfach herrlich.


Bis nach Hohenhameln fahren wir, bis auf einige Verbindungsstraßen, überwiegend auf Feldwegen, die teilweise asphaltiert oder gut geschottert sind. Überall zwitschern die Vögel, das Hämmern eines Spechtes schallt aus einem Waldstück bei Equord. Wir fahren fernab vom Straßenverkehr und genießen die Sonne und das ungewohnt milde Klima.



Dann folgt ein bequemer Radweg an der B494 bis nach Harsum und verkehrsarme Nebenstraßen bis Ahrbergen. Inzwischen hat es sich bewölkt aber es ist trotzdem noch schön warm. Schneeglöckchen, Krokusse und andere Frühblüher stehen am Wegesrand in voller Blüte.



Wir fahren durch das Seengebiet zwischen Ahrbergen und Sarstedt. Meine Routenplanung führt mitten zwischen zwei Seen hindurch. Ich wollte landschaftlich nichts auslassen, keine gute Idee. Der Weg erweist sich als Trampelpfad über eine Wiese, die ziemlich feucht ist. Etwas neidisch beobachten wir einige Radfahrer, die zügig auf dem besseren Weg um den See herumfahren. Egal, im kleinen Gang kurbeln wir uns durch den aufgeweichten Boden und kommen kurz darauf auch wieder auf den befestigten Weg.



Auf einer Brücke überqueren wir die Innerste und begleiten sie ein Stück. An der Staustufe steht die Mühle Malzfeld aus dem 14. Jahrhundert, heute Wasserkraftanlage und Werksmuseum. Ein sehenswertes Stück Natur am Stadtrand von Sarstedt.




Nachdem wir Sarstedt hinter uns gelassen haben, kommen wir auf einen asphaltierten Wirtschaftsweg. Peter fährt bewusst durch einige Pfützen um dem Matschrand von den Reifen zu spülen. Gute Idee, das mache ich auch. Die Bahnlinie verläuft etwas oberhalb unseres Weges, ein Zug rauscht vorbei, sonst ist hier niemand unterwegs. Dann tauchen wir in die Leineaue zwischen Ruthe und Koldingen ein, das Gebiet der Koldinger Seen.

Auf einem anfangs festen, geschotterten Weg ist durch eine Reihe Büsche ein riesiger See zu sehen. Der Weg wird unebener und feuchter, ist aber befahrbar. Hinter einer Kurve haben wir dann freie Sicht auf Seen zu beiden Seiten. Aus der Renaturierung eines ehemaligen Kiesabbaugebietes, dessen Betrieb in diesem Bereich erst im Jahre 2002 eingestellt wurde, entstand diese Seenlandschaft, bestehend aus über einem Dutzend Seen. Wegen der großen Bedeutung für Flora und Fauna steht sie unter Naturschutz.



Wir verlassen die ausgeschilderte Strecke und folgen meiner Wegplanung, die an einem Aussichtsturm vorbeiführt. Von hier oben hat man einen wunderbaren Rundumblick über weite Teile des Koldinger Seengebietes.




Etwas zögernd folgen wir der geplanten Route obwohl der Weg nicht so vertrauenserweckend aussieht. Zwei Spaziergänger schlagen eine andere Richtung ein, sie scheinen sich hier auszukennen. Der Trampelpfad ist mit matschigen Pfützen durchzogen. Dann mutiert er zu einer Wiese und ist kaum noch auszumachen. Im kleinen Gang arbeiten wir uns langsam weiter, meine Reifen beginnen, sich durchzudrehen und ich muss vom Rad springen. Durch den Bodenfrost der vergangenen Wochen konnte das Wasser nicht versickern, die Wiese ist völlig aufgeweicht. Ich merke, wie die Feuchtigkeit langsam durch meine Turnschuhe dringt. Auf Zehenspitzen schiebe ich schnell weiter bis der Weg wieder etwas trockener ist. Ich schaue mich nach Peter um, er musste aufgrund seiner schmaleren Reifen schon eher vom Rad steigen und schiebt hinter mir her.


Fluchend schwinge ich mich wieder auf den Sattel. Nach ein paar Metern durchfahre ich eine Pfütze und hoffe auf Besserung des Weges hinter der folgenden Kurve. Die Pfütze wird immer tiefer, bei jeder Pedalumdrehung berühren meine Füße das Wasser und hinter der Kurve ist Land unter. Na toll, umdrehen ist nicht möglich, ich muss wohl oder übel im Wasser absteigen und mein Rad wenden. Aber die Füße sind ja sowieso schon nass.



Peter schaut sich das Schauspiel aus einiger Entfernung an, seine Füße sind trocken geblieben. Dank meiner Rohloff-Schaltung kann ich im Stand den ersten Gang einlegen und mich aus dem Schlamassel wieder heraus kurbeln.

Was nun? Hier kommen wir tatsächlich nicht weiter. Wir haben keine Lust, den ganzen Pampelweg bis zum Aussichtsturm wieder zurückzufahren, zumal wir uns kurz vor dem Ausgang des Seengebietes befinden müssen. Vor uns rauscht wieder ein Zug vorbei, auf der Karte des Handys sehe ich, dass dort auch ein Weg sein muss. Wir weichen von der programmierten Route ab, nehmen ein weiteres Stück Pampelweg unter die Reifen und kommen nach ein paar Metern auf den befestigten Weg entlang der Bahn. Das wäre geschafft.

Hier überholen wir die beiden Fußgänger von vorhin, die mit trockenen Füßen und sauberen Schuhen vor uns hergehen. Ich muss eingestehen, dass meine Planung einige Mängel aufweist, bei diesen Wetterbedingungen sind nicht alle Wege in diesem Gebiet zum Radfahren geeignet.

Ich schaue an mir herunter. Die Turnschuhe sind nass und dreckig, meine Radlerhose ebenfalls. So kann ich nirgendwo reingehen.


Trotz des Umweges sind wir schnell wieder auf der richtigen Route und stehen kurze Zeit später vor einem menschenleeren Gebäude, in dem ich die Ausstellung wähnte. Die aber findet nicht hier, sondern in einer 3 Kilometer entfernten Schule statt, mein nächster Planungsfehler.

Auf einer Bank des nahegelegenen Kirchhofs machen wir erst einmal Pause. Die Lust auf die Hobbyausstellung und die damit verbundene Aussicht auf eine schöne Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen ist mir nun endgültig vergangen. Nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel" lassen wir uns aber nicht die Laune verderben. Ich habe eine Kanne Tee, ein Laugenbretzel und eine Packung Studentenfutter dabei, das sollte für uns beide reichen. Anlässlich der heutigen Kirchenvorstandswahl herrscht hier mehr Betrieb als erwartet, immer wieder werden wir nett begrüßt und mit Guten-Appetit-Wünschen bedacht. Auch die paar Regentropfen, die jetzt vom Himmel fallen, tun unserer Stimmung keinen Abbruch. Es ist immer noch recht mild und meine nassen Füße sind relativ warm.


Der Regen hat sich wieder verzogen, wir sind fürs erste satt und treten den Rückweg an. Es geht im Zickzack durch die Feldmark bis hinter Ummeln. Die Wege sind gut befahrbar, der schwache Gegenwind belastet uns nicht weiter. Die Strecke ist so gut wie verkehrsfrei und gut gewählt - vorerst jedenfalls.

                  

Unsere Hoffnung, der matschige Boden im Koldinger Seengebiet sei nicht mehr zu toppen, schwindet mit jedem Meter eines aufgeweichten, lehmigen Feldweges nach Klein Lobke. Wie eine gerollte Schneekugel werden unsere Reifen immer dicker, bis der Lehm zwischen Mantel uns Schutzblech feststeckt und ein Drehen der Bereifung unmöglich macht. Mit Stöckchen gelingt es uns einigermaßen, die Räder wieder gängig zu machen. Auf der Grasnarbe am Rande des Feldweges schieben wir bis in den Ort. So langsam wird´s nervig, ich kann keine matschigen Feldwege mehr sehen.



Der nächste Ort Rötzum ist ohne großen Umweg auf der Straße nicht zu erreichen, dafür ist das folgende Stück einsehbar und führt schnurgeradeaus auf einem schönen Plattenweg weiter. Das können wir wagen. Dann rollen wir auf einem Radweg an der Landstraße hinunter nach Mehrum. Weitere Feldwege werden gestrichen, wir folgen der B65 bis Rosenthal. Über Telgte und Stederdorf geht es ohne weitere Vorkommnisse nach Edemissen.



Nach der heutigen Tour ist eine Nachbehandlung der Fahrräder zwingend notwendig.



Fazit:
Durch den Frost der letzten Wochen konnte der Boden die Feuchtigkeit vielerorts nicht mehr aufnehmen, dadurch waren einige Wege leider schlecht befahrbar. Sonst war die heutige Tour abwechslungsreich und durch die vielen Nebenstrecken sehr naturnah und verkehrsarm. Das Innerste- und Leinetal sowie die Koldinger Seen sind wunderschön und auf jeden Fall einen Besuch wert.



Geplante Route

Tatsächlich gefahrene Route

















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