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10.06.18

Mai-Urlaub 1: Titisee bis Passau


Mai - Urlaub 1
 Titisee - Bodensee - Berchtesgaden - Passau
09. Mai - 16. Mai 2018
785 km







Tag 1
Mittwoch, 09. Mai 2018
Titisee - Engen
63 km


Wetter:
20 Grad
sonnig bis wolkig, schwül
Regenschauer

Peter und ich warten in der Dunkelheit auf den Flixbus, der planmäßig um 0.55 Uhr am Berliner Platz in Braunschweig eintrifft. Für die Direktfahrt von hier bis Titisee im Schwarzwald habe ich inklusive Fahrrad 37 € bezahlt, ein Schnäppchen wie ich finde. Wir verabschieden uns und ich steige ein, während einer der Busfahrer mein Fahrrad auf dem Träger an der Anhängerkupplung befestigt. Aufgrund der nächtlichen Zeit haben sich die meisten Fahrgäste in den Sitzen ausgestreckt und schlafen bereits. Ich finde noch ein Plätzchen neben einer aufrecht sitzenden Frau und versuche, es mir so bequem wie möglich zu machen.

Gegen Mittag um 12.30 Uhr steige ich mit einer knappen Stunde Verspätung am Badeparadies Titisee aus. Die Fahrt war o.k., ich konnte hin und wieder etwas schlafen, im Internet surfen und gegen 8 Uhr mein mitgebrachtes Frühstück essen. Für mich eine stressfreie Fahrt, dank Bord-WC, WLAN und relativ bequemen Sitzen.


Ich klemme meine Packtaschen ans Rad und muss umräumen, da ich die eine Tasche als Handgepäck mit im Bus hatte. Dadurch ist es etwas schwierig, jetzt noch den Überblick zu behalten. Dann geht es los, ich rufe die vorher programmierte Route im Navi auf, schwinge ich mich auf das noch ungewohnt schwere Rad und setze es wackelnd in Bewegung. Der wolkenlose Himmel von heute Morgen hat sich inzwischen zugezogen, es ist schwülwarm.

Route Titisee-Bodensee

Bis zum Bodensee sind es 85 Kilometer und es soll tendenziell bergab gehen, was aber nicht heißt, dass es ausschließlich bergab geht, schon die erste Steigung hat es in sich. Davon kommen noch einige, meine Beine müssen sich erst an den Kraftakt gewöhnen. Die Abfahrten koste ich nicht voll aus und bremse vorsichtig ab um nicht die Kontrolle zu verlieren.


Nach langer bergaufquälerei erreiche ich den höchsten Punkt der heutigen Tour und komme auf die "Lange Allee". Der breite, geschotterte Weg führt einige Kilometer leicht bergab und schnurgeradeaus mitten durch ein Waldstück. Es ist inzwischen 14 Uhr und Zeit für eine Mittagspause. Ich halte an und setze mich zum Essen auf einen Baumstamm. Hin und wieder schaut sogar wieder die Sonne hervor.


Dann geht es weiter. Die Landschaft ist wunderschön. Ich passiere den Kirnbergsee, fahre durch Bräunlingen und dann durch Donaueschingen, wo durch den Zusammenfluss von Breg und Brigach die Donau entsteht.

   
Etwas beunruhigt schaue ich nach oben, eine dunkle Gewitterfront kommt immer näher. In der Ortschaft Pfohren halte ich an, krame meine Badelatschen aus der Packtasche und tausche sie gegen die Turnschuhe, die bei dem zu erwartenden Regen nicht nass werden sollen.


Als die ersten Tropfen fallen, flüchte ich unter den Schauer eines Gehöfts an der B31. Hier stehe ich trocken und lasse den heftigen Gewitterschauer über mich hinwegziehen. Nach etwa 20 Minuten ist es wieder trocken und ich setze meine Tour fort.

Mein geplantes Ziel, Bodman-Ludwigshafen am Bodensee ist noch etwa 45 Kilometer entfernt. Auf ebener Strecke wäre das kein Problem aber die vielen Höhenmeter sind nicht zu unterschätzen. Vielleicht peile ich doch lieber den Campingplatz in Engen an, der auf der Strecke liegt, ich möchte mir am Anreisetag noch keinen Stress machen.


Auf schönen Feldwegen geht es weiter, bergauf und bergab. Die letzten Kilometer vor Engen haben es nochmal in sich. Ich muss absteigen und schieben, der Berg will nicht enden, Schweiß läuft mir in die Augen. Selbst das Schieben des schweren Rades verlangt mir einiges ab.


Endlich ist der Berg bezwungen und ich kann bis nach Engen hinab rollen, nicht ohne kräftig zu bremsen.


Der Campingplatz Sonnenwiese liegt dann allerdings auch wieder auf einem Hügel aber das Ziel ist nahe. Gegen 18.30 Uhr baue ich mein Zelt auf der fast leeren Zeltwiese auf und genieße die Dusche. Anschließend genehmige ich mir einen Tomaten-Gurken-Salat mit Thunfisch, genau das Richtige nach der Anstrengung.


Campingplatz "Sonnenwiese" in Engen
10,- € inkl. Dusche


Impressionen des Tages:







Tag 2
Donnerstag, 10. Mai 2018
Engen - Röthenbach
130 km

Wetter:
15 Grad
sonnig bis wolkig, Schauer, am Abend Regen


Die 1. Nacht im Zelt war ruhig und ich habe gut geschlafen. Mein morgendlicher Ablauf vom letzten Jahr hat sich bewährt: Da ich immer abends nach der Tour dusche, ziehe ich mich noch im Zelt an und rolle Schlafsack sowie die Isomatte zusammen bevor ich ins Bad gehe. Während ich Zähne putze, koche ich mir mit dem Tauchsieder eine Thermoskanne voll heißes Wasser für das Frühstück, welches ich unterwegs einnehme. Dann verstaue ich alles in den Packtaschen, immer am gleichen Platz. Das Zelt ist schnell abgebaut und eingepackt sodass ich etwa eine Stunde nach dem Weckerklingeln auf dem Rad sitze.


Heute verlasse ich den Campingplatz um 7.20 Uhr. Nach eineinhalb Stunden komme ich in einer kleinen Ortschaft an einer gemütlichen Bank vorbei, die ich für mein Frühstück in Beschlag nehme. Ich bereite mir eine Tasse Kaffee zu, das restliche Wasser kommt in mein Müsli. Vorbeigehende Passanten grüßen nett und wünschen mir guten Appetit. Neben mir plätschert Wasser aus einem Brunnen und die Sonne kommt zum Vorschein. Ich fühle mich richtig wohl und genieße meinen Urlaub.


Einige Zeit später bin ich in Bodman-Ludwigshafen am Bodensee und passiere den Campingplatz, auf dem ich gestern eigentlich übernachten wollte. Bis hierhin waren es heute immerhin noch 27 Kilometer mit zum Teil heftigen Steigungen. Ich bin froh, dass ich gestern auf die Weiterfahrt verzichtet habe.


Ab jetzt wird es entspannter, ich kenne den Bodensee-Radweg, Steigungen gibt es auf diesem Abschnitt entlang des nördlichen Ufers bis Lindau kaum.


In Unteruhldingen zieht ein mittelalterlicher Umzug an mir vorbei, hier findet über das Himmelfahrtswochenende ein historischer Markt direkt am Bodensee statt. Ich schiebe über den Marktplatz und schaue mir das historische Treiben an bevor ich meine Fahrt fortsetze.


In Meersburg schippern die Fähren über den See bis ans andere Ufer nach Staad und Konstanz. Der Himmel sieht übel aus, schwere Wolken hängen tief über den Bergen auf der Schweizer Seite. Hoffentlich bleiben sie auch dort. Der Wind kommt aus Süd-West, günstig für mich.


Die Promenade in Friedrichshafen ist gut besucht, ich schiebe das Rad durch die Fußgängerzone und fahre weiter am Ufer entlang. Der Weg ist abwechslungsreich und es gibt viel zu sehen. Am heutigen Himmelfahrtstag sind nur wenige Grüppchen mit alkoholischen Getränken unterwegs, der Brauch des Vatertagfeierns scheint hier nicht so verbreitet zu sein. Nur ein paar Jugendliche ziehen lustig grölend an mir vorbei als ich in Wasserburg in einem Straßenimbiss eine vegetarische Pizza zum Mittag verdrücke.

Gegen 15 Uhr erreiche ich Lindau und steige hier in den Bodensee-Königssee-Radweg ein.


Route Bodensee-Königssee-Radweg

In der Mittagspause habe ich im bikeline nach einem Campingplatz geschaut, der in Frage kommende ist gut 30 Kilometer entfernt. Das müsste zu schaffen sein, obwohl auf der Strecke ziemlich viele Pfeile eingezeichnet sind, das heißt, ab jetzt wird es wieder bergig. Das bekomme ich kurz darauf auch zu spüren. Der einsetzende Regenschauer stört mich nicht weiter, ist sogar angenehmer als bei sengender Hitze die Auffahrten zu meistern.


Der Weg ist gut ausgebaut und gut ausgeschildert aber wegen der vielen Höhenmeter sehr anspruchsvoll. Ich muss deutlich mehr Zeit einplanen als ich es von Zuhause gewohnt bin. Es geht durch Wiesen, Felder und kleine Ortschaften, dadurch ist die Strecke sehr abwechslungsreich. Die Landschaft ist sehenswert.


Nach fast 3 Stunden habe ich es geschafft. Mitten in der Einöde am Rande des Osterwalds zwischen Eglofstal und Malleichen, umrahmt von Wiesen und Feldern tauchen neben einem einzelnen Bauernhof einige Wohnmobile und Zelte auf. Bisher hatte ich Glück und es kamen nur vereinzelt ein paar Regentropfen runter, jetzt schaffe ich es gerade noch, vor dem Regen mein Zelt aufzubauen und in den Aufenthaltsraum zu flüchten.


Hier unterhalte ich mich mit 2 Müttern, die mit ihren Kindern hier zum X-ten Mal Kurzurlaub machen. Der Campingplatz ist ein Paradies für kleinere Kinder. Neben einem Heuboden zum Toben und Schaukeln gibt es Tierfütterungen und viel Raum zum Spielen mitten in der Natur ohne Verkehr. Obwohl alles sehr einfach ist und die Anzahl der Kinder deutlich überwiegt, fühle auch ich mich hier wohl. Spielzeit ist von 9-21 Uhr, danach sorgt der Bauer dafür, dass Ruhe einkehrt, jeder scheint sich daran zu halten. Raus kann ich wegen des Regens leider nicht mehr, dafür sitze ich noch lange im Aufenthaltsraum, schreibe an meinem Bericht und plane die Tour für morgen.



Campingplatz:
Ferienhof Maurus, In der Höll 1, Röthenbach im Allgäu
Einfach aber sehr familiär und gemütlich
12 € inkl. Dusche

Impressionen des Tages:





Tag 3
Freitag, 11. Mai 2018
Röthenbach - Hopfen am See
94 km

Wetter:
sonnig, leicht bewölkt
20-25 Grad

Der Regen hat irgendwann nachgelassen dafür war es bitterkalt. Ich habe mir in der Nacht noch eine Jogginghose, Pulli und Fleecejacke übergezogen, meine Fleecedecke habe ich mit in den Schlafsack genommen. Als um kurz nach 6 Uhr mein Wecker klingelt ist der Himmel fast wolkenlos. Die Wiese und mein Zelt sind noch klitschnass. Ich schleppe das ganze Zeug auf den Weg um es einigermaßen trocken und sauber zu verpacken. Das Außenzelt muss ich leider nass mitnehmen als ich um 8 Uhr starte.


Ich fahre auf einer kleinen Brücke über die Obere Argen und schaue mich noch einmal um. Schön wars hier, ein ganz besonderer Campingplatz.


Es dauert nicht lange, da bringen mich die Steigungen wieder ins Schwitzen. Hinter Röthenbach und Stiefenhofen geht es heftig bergauf. Nach einer Stunde Schwerstarbeit setze ich mich in eine vom Wind geschützte Bushaltestelle in die Sonne, packe mein Frühstück aus und genieße das herrliche Panorama von hier oben. Lange Hose und Socken verschwinden in der Packtasche, auch die Jacke brauche ich nicht mehr.


Ich fahre weiter durch kleine Ortschaften, manchmal liegen nur einzelne Höfe auf der Strecke. Den ersten Gang benutze ich oft und zwischendurch muss ich immer mal wieder ein paar Meter schieben wenn die Steigung zu steil ist. Eine Hand am Lenker, eine Hand am Sattel, natürlich ist auch das ein richtiger Kraftakt. Außerdem habe ich etwas Gegenwind. Aber jeder Meter nach oben und jeder Schweißtropfen lohnt sich, der Ausblick ist genial.


Und wo es rauf geht, geht es auch wieder runter. Die Abfahrten sind wunderbar entspannend. Der Große Alpsee liegt vor mir, im Hintergrund ragen Gschwerder Horn und Immenstädter Horn in die Höhe, dazu noch die Sonne, einfach genial.


Hinter Immenstadt überquere ich die Iller, ein rechter Nebenfluss der Donau, kurz darauf passiere ich den Rauhenzeller See.


Dann bin ich wieder mit treten, schieben und bremsen beschäftigt, die nächsten Kilometer sind übelst bergig und haben es in sich. Inzwischen habe ich mich etwas an die Anstrengung und die geringe Durchschnittsgeschwindigkeit gewöhnt, ich gehe alles in Ruhe an und mache mir keinen Stress.


Den Rottachsee schneide ich nur am Rand, dann geht es wieder hoch. Oben falle ich erschöpft auf eine Bank. Es ist 14 Uhr durch und Zeit fürs Mittagessen. Ich habe noch Schwarzbrot, Harzer Käse und einen Apfel. Dann fällt mir noch die Notration, eine Tüte Studentenfutter, zum Opfer. Bei so viel Anstrengung ist der Hunger groß.


Jetzt habe ich wieder Power und bin bereit für die nächsten Höhenmeter. In Nesselwang sehe ich einen Hinweis auf einen Campingplatz aber es ist erst 15 Uhr, die Sonne scheint und ich denke, ich schaffe noch 20 Kilometer bis zum Hopfensee. Obwohl die Strecke im bikeline bis dahin wieder gespickt ist mit Pfeilen, die auf Steigungen hinweisen. Egal, ich starte durch.


Um 17.30 Uhr habe ich es dann geschafft und rolle auf den Campingplatz direkt gegenüber des Hopfensees. Als erstes breite ich das nasse Zelt aus. Da es drückend heiß ist, trocknet es schnell. Am Himmel braut sich die nächste Gewitterfront zusammen.


Schlussendlich ist alles aufgebaut, ich bin geduscht und das Gewitter hat sich vorerst verzogen. Es ist noch früh am Abend, ich fahre nochmal los und umrunde den Hopfensee. Ohne Gepäck fühlt sich das Rad komisch wackelig an.

Da ich heute nicht mehr einkaufen war, setze ich mich in einen Biergarten am See und gönne mir ein Weizenbier mit Pommes. Nach der körperlichen Anstrengung in der herrlichen Natur kann ich die Ruhe jetzt besonders genießen. Die Gewitterwolken hängen in den schneebedeckten Bergen im Hintergrund und regnen dort ab.



Campingplatz Guggemoos, Hopfen am See
12 € inkl. Dusche

Impressionen des Tages:






Tag 4
Samstag, 12. Mai 2018
Hopfen - Stallau
101 km

Wetter:
sonnig bis wolkig
22-25 Grad


Heute bin ich pünktlich um 7 Uhr abfahrbereit. Die Nacht war milder als die vorherige und jetzt ist wieder herrliches Wetter.


Noch vor 8 Uhr bin ich in Füssen. Hier komme ich vom Weg ab, muss wohl irgendwo ein Schild übersehen haben. Ich schalte Naviki ein, habe die Route ja vorher hochgeladen. Problemlos finde ich sie wieder und sehe zu, aus der Stadt heraus zu kommen, ich habe keine Lust auf den nervigen Stadtverkehr.


Eine Weile stehe ich auf der Brücke und schaue auf das hellblau schimmernde Wasser des Lech. Kurz dahinter wird der Fluss den Forggensee durchfließen, unterhalb der berühmten Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein.


Die Schlösser kündigen sich durch erhöhtes Verkehrsaufkommen an, bereits zu so früher Stunde rollt ein vollbesetzter Bus nach dem anderen an mir vorbei. Vom Parkplatz aus machen sich Touristen mit Fotoapparaten ausgerüstet auf den Weg, der Mann im Kassenhäuschen reibt sich die Hände. Ich verspüre wenig Lust, mich in die Touristengruppe einzureihen und fahre entspannt weiter. Lieber genieße ich den Anblick dieser Sehenswürdigkeiten von weitem.


Im Dorf treibt eine Bäuerin auf dem Fahrrad eine Herde Kühe die Straße entlang, ich fahre vorsichtig daran vorbei. Kurz darauf finde ich am Wegrand, umrahmt von grünen Wiesen, eine schöne Bank in der Sonne und beginne zu frühstücken. Hinter mir haben auch die Rindviecher ihre Weide erreicht und fangen an zu grasen.


Vor mir steht in einiger Entfernung die Kirche St. Coloman und etwas erhöht prangert Schloss Neuschwanstein auf dem Hang. Obwohl es bei mir nur Haferflocken mit Wasser, Rosinen und Banane gibt, möchte ich diesen Platz nicht mit dem Frühstückstisch eines 5-Sterne-Hotels tauschen.


Die kommenden 15 Kilometer vorbei am Bannwaldsee bis Trauchgau sind relativ eben und angenehm zu fahren.


Danach geht es wieder knackig hinauf, zum Teil auf kleinen Nebenstraßen oder auf Schotterwegen. Trotzdem macht das Radeln Spaß, die Aussicht ist toll und das Wetter ist traumhaft.


Kurz hinter der Ortschaft Schober komme ich an einen Punkt, wo es laut bikeline bergig auf Schotter durch den Wald geht und ein steiniges Flussbett zu überqueren ist. Für den ein oder anderen Tourenradler ein highlight des Bodensee-Königssee-Radweges, ich finde das jetzt nicht so spannend und viel zu mühselig, außerdem fahre ich ungern durch den Wald. Daher entscheide ich mich für die Alternativstrecke über Wies. Die ist zwar auch bergig und 5 Kilometer länger aber dafür ist der Weg asphaltiert.


Bis zur Wieskirche trifft das auch zu, dann erwartet mich ein Schotterweg. Außerdem muss ich mich durchfragen, eine Beschilderung gibt es hier nicht. Fast 6 Kilometer holpere ich auch hier teilweise durch den Wald, den Umweg hätte ich mir sparen können. Wieder auf der Hauptroute angekommen, geht es nochmal ein paar Kilometer bergig und geschottert weiter bis ich bei Unternogg den Wald hinter mir lassen kann. Trotz der schlechten Wegbeschaffenheit gibt es landschaftlich viel zu sehen.


In Bad Kohlgrub studiere ich noch einmal die Beschreibung im bikeline. Die kommenden 25 Kilometer scheinen auch wieder bergig bzw. geschottert und teilweise bewaldet zu sein. Der Weg beschreibt einen Bogen, die direkte und viel kürzere Verbindung führt an der Straße entlang. Ich habe für heute genug von Schotter und Wald und fahre kurzerhand an der Straße weiter. Die hat zwar nicht immer einen Radweg aber dafür komme ich bequem und ohne große Höhenunterschiede in Schwaiganger wieder auf die Route. Dabei habe ich etwa 15 Kilometer gespart, ein guter Ausgleich für die Alternativroute von vorhin.

Hier ist es dann auch Zeit für die Mittagspause. Wie immer schaue ich dabei auf die Karte und suche mir einen Campingplatz für die nächste Übernachtung raus. Dann setze meine Fahrt fort. Zweimal überquere ich die Loisach, die bei Schlehdorf in den Kochelsee einfließt und ihn kurz darauf bei Kochel wieder verlässt.



Die weitere Fahrt ist relativ entspannt, ich passiere das Kloster in Benediktbeuern und noch weitere kleine Ortschaften. Starke Steigungen gibt es nicht mehr. Hinter Bad Heilbrunn komme ich auf einen Radweg an die B472 und erreiche schon gegen 17 Uhr den Stallauer Weiher, an dem mein Campingplatz für heute Abend liegt.


Es ist warm, teilweise schwül. Schnell baue ich mein Zelt auf, weil schon wieder Gewitterwolken aufziehen und gehe duschen. Der Platz ist sehr schön, der Wirt, der mit seiner Familie hier wohnt ist nett und zuvorkommend. Ich kann meine Akkus im Gasthaus aufladen obwohl ich dort nichts verzehre.


Ein Pärchen gesellt sich zu mir auf die Zeltwiese. Sie sind ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs, allerdings wollen sie über die Alpen nach Venedig. Den Bodensee-Königssee-Radweg sind sie auch schon einmal gefahren. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und tauschen Erfahrungen aus. Da sich die Wolken wieder verzogen haben, packe ich mir mein Essen ein und setze mich auf den Steg an den Weiher. Hier lasse ich den Abend für mich ausklingen.



Campingplatz Demmelhof am Stallauer Weiher, Wackersberg
15 € inkl. Dusche


Impressionen des Tages







Tag 5
Sonntag, 13. Mai 2018
Stallau - Innerkoy
101 km

Wetter:
sonnig, 25-30 Grad
Abend/Nacht Gewitter


Um 7 Uhr sitze ich auf dem Rad, der Himmel ist wolkenlos. Nach wenigen Kilometern überquere ich die Isar und schiebe durch die Fußgängerzone von Bad Tölz.


Hier ist es so früh am Morgen noch ruhig, die Geschäfte sind noch geschlossen.


Der Altenloher Filzen ist ein Hochmoorgebiet. Auf feinem Schotter führt der Weg hindurch, einige Bänke stehen am Wegrand. Eine davon nehme ich für meine Frühstückspause in Beschlag. Einige Radler und Jogger kommen vorbei, sonst ist hier himmlische Ruhe.


Eine wunderschöne Gegend und ein toller Weg, so kann es weitergehen - geht aber leider nicht. Nach einer Steigung geht es wieder in den Wald, der Schotter wird immer grober. Wird es zu steil, drehen die Räder auf dem rutschigen Untergrund durch. Steine springen zur Seite, wenn ich sie anschneide, ich habe Angst um meine Reifen. Über 4 Kilometer geht diese Tortur, mit dem voll bepackten Rad ist dieser Weg eine Zumutung. Erst in Marienstein habe ich wieder einen vernünftigen Belag unter den Reifen.


Hier geht es noch einmal richtig bergauf, ich passiere einen Golfplatz, das Gelände ist traumhaft und die folgende lange Abfahrt versöhnt mich wieder.


Ich erreiche den Tegernsee. Der Radweg führt an der B318 in einiger Entfernung zum nördlichen Ufer entlang. Am höchsten Punkt steige ich ab, hier habe ich einen wunderbaren Blick über den See, die Berge und die Alpen im Hintergrund.


Nur etwa 13 Kilometer entfernt liegt der Schliersee. Um ein paar heftige Höhenmeter durch den Wald zu sparen, habe ich mich hier wieder für die Straße entschieden. Wie sagt man so schön: Ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Nach der letzten Holperpiste schaue ich genau nach der Wegbeschreibung im bikeline.

Ich fahre direkt am westlichen Ufer entlang und habe lange Zeit einen schönen Blick auf den Schliersee.


Dann geht es weiter, die Steigungen sind zum Teil sehr knackig. Einige Male muss ich schieben, trotzdem kommt es mir nicht mehr so schlimm vor wie am Anfang der Tour. Vielleicht haben sich meine Muskeln auch schon etwas weiter entwickelt.


Nach einer kräftezehrenden Auffahrt mache ich kurz vor Bad Feilnbach oben auf einer Bank Pause und genieße den Blick ins Tal rings um mich herum. Inzwischen ist es sengend heiß.


Es ist gerade 14 Uhr durch, der Campingplatz hinter Aschau ist gut 30 Kilometer entfernt. Das müsste ich locker schaffen, zumal im bikeline kaum noch Steigungen eingezeichnet sind.

Ich überquere den Inn und fahre durch Neubeuern, die Häuser sind besonders schön und prachtvoll.


Hinter den Bergen ziehen schon wieder dunkle Wolken auf, aber sie bleiben hinter mir. Ich bin relativ entspannt, an den letzten Tagen hat sich das Unwetter immer wieder verzogen. Die Strecke lässt sich problemlos und ohne viel Anstrengung fahren, schon kurz nach 17 Uhr bin ich am Campingplatz in Innerkoy. Wenn das Zelt steht, möchte ich heute noch einmal zurück nach Aschau fahren, mir die Stadt anschauen und dort etwas essen.

Die ältere Dame an der Rezeption, perfekt geschminkt und frisiert, verzieht nicht die Miene während sie mich eincheckt. Ich bekomme eine Parzelle zugewiesen, eine Zeltwiese gibt es hier nicht, richtig wohl fühle ich mich nicht. Für 16,50 € der teuerste Platz bisher, sogar 1,50 € fürs Fahrrad wird berechnet. Ich beeile mich mit dem Zelt, denn der Himmel verdunkelt sich und Donnergrollen ist zu hören.


Vor den ersten Tropfen flüchte ich schnell ins Waschhaus. Hier ist es ebenfalls etwas eigenartig. Überall hängen Ver- und Gebotsschilder: Füße abtreten, Hände desinfizieren, hier nicht mit Schuhen betreten, Tür schließen, Spüle nach Gebrauch sauber wischen und und und. Nach dem WC schaue ich hinaus, es schüttet. Also dusche ich gleich noch, barfuß, meine Schlappen liegen im Zelt. Sauber ist alles aber eigenartig in Rosatönen bemalt, der Besitzer hat einen komischen Geschmack.


In einer Regenpause laufe ich zurück zum Zelt. Einen Aufenthaltsraum oder eine Gaststätte scheint es hier nicht zu geben. Hoffentlich zieht das Gewitter bald weiter, ich habe Hunger und möchte gern nochmal los. Ich beginne zu frösteln und krieche mit Klamotten in den Schlafsack. Obwohl es gerade mal kurz nach 18 Uhr ist, ist es dunkel, schüttet und donnert. Ich könnte mir ja auch Wasser kochen, eine Tütensuppe habe ich noch dabei. Doch ich kann mich nicht mehr aufraffen, mich überfällt eine bleierne Müdigkeit. Ich liege bewegungslos und döse vor mich hin, irgendwann schlafe ein, das Gewitter tobt die halbe Nacht.

Campingplatz Am Moor, Innerkoy
16,50 € inkl. Dusche
eigenartig, unfreundlich


Impressionen des Tages








Tag 6
Montag, 14. Mai 2018
Innerkoy - Anger
63 km

Wetter:
kühl, regnerisch
15 Grad


Heute früh ist der Regen vorbei. Nach dem Wecker erledige ich das Übliche: Schlafsack und Isomatte einrollen und den Kleinkram zusammen räumen bevor ich in den Waschraum gehe. Obwohl ich gestern so früh im Schlafsack lag, habe ich in der Nacht kaum wach gelegen. Ein paar Mal habe ich geprüft, ob meine Sachen noch trocken sind. Aber das Zelt hat dicht gehalten. Trotzdem ist jetzt alles klamm und ungemütlich kalt. Das Gras, die Bäume und Büsche sind noch tropfnass.

Das Zelt rolle ich wieder nass zusammen, lade alles aufs Rad und verlasse diesen komischen Campinglatz. Es war alles ordentlich und sauber hier und ich kann nicht mal sagen, was mich gestört hat. Die von Hecken gesäumte Einzelparzelle, die unfreundliche Dame, die vielen Schilder im Sanirärgebäude oder das schlechte Wetter. Jedenfalls bin ich froh, wieder auf der Straße zu sein.


Es ist zwar kühl und bewölkter als die letzten Tage aber die Sonne blinzelt schon durch die Wolkenlücken.


In Grassau hole ich mir vom Becker 2 Brötchen und suche mir im Park in ruhiges Plätzchen. Das mit der Ruhe währt nicht lange, ein Lehrer kommt mit seiner Grundschulklasse und absolviert hier die Sportstunde. Na toll, zum Glück ziehen sie bald weiter auf den angrenzenden Spielplatz und ich kann in Ruhe weiter essen.


Die Sonne zeigt sich immer mehr und dann brennt sie heiß. Ich ziehe die lange Hose aus bevor ich weiterfahre. In Siegsdorf komme ich an die Weiße Traun, die idyllisch durch ihr steiniges Bett fließt. Bis Traunstein begleite ich den Fluss auf einem feinen und gut befahrbaren Schotterweg.


Im Ort muss ich das Rad mal wieder mit aller Anstrengung eine steile Gasse hinauf schieben. Zum Glück nur wenige hundert Meter. Dann geht es hügelig weiter durch kleine Dörfer oder an einzelnen Höfen vorbei. Inzwischen stören mich die Steigungen nicht mehr so arg, ich habe mich wohl schon daran gewöhnt.


Hinter Teisendorf kommt wieder eine leicht bewaldeter Strecke mit Schotter aber ich komme recht gut voran. An einer Lichtung mache ich Halt. Es ist 13 Uhr und Zeit für die Mittagspause. Die Sonne brennt heiß und ich breite das nasse Zelt und die Unterlegplane auf der Wiese gegenüber des Weges zum Trocknen aus während ich esse. Innerhalb kürzester Zeit ist alles trocken.


In einiger Entfernung ziehen schon wieder dunkle Gewitterwolken auf, schnell verstaue ich das Zeug wieder, bevor es wieder nass wird. Dann fahre ich weiter. Es wird immer schwüler und das Gewitter kommt näher.


Am Höglwörther See höre ich rings um mich herum schon Donnergrollen. In der Ortschaft Höglwörth schaue ich mich nach einer Unterstellmöglichkeit um. Mit den ersten Tropfen flüchte ich in den überdachten Eingangsbereich der Stiftskirche St. Peter und Paul. Hier ist genügend Platz und außer mir scheint niemand hier zu sein. Ich schaue hinaus, das Gewitter ist über mir, es donnert und schüttet wie aus Eimern. Ich stelle mich auf einen längeren Aufenthalt ein und setze mich mit Unterlegmatte und Fleecedecke auf einen steinernen Sims. Das Mauerwerk ist kalt aber ich bin froh um den trockenen Platz. Ich beobachte das Unwetter eine Weile, dann beginne ich, meinen Tagesbericht zu schreiben um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen.


Ich schaue aufs Handy, es ist gerade mal 15 Uhr. Die Wetterprognose verspricht nichts Gutes, für heute ist keine Besserung in Sicht. Ich bin bisher super voran gekommen und liege gut in der Zeit. Bis zum Königssee sind es nur noch etwa 40 Kilometer, das werde ich morgen auf jeden Fall schaffen, einen Tag früher als geplant. Deshalb beschließe ich, für heute Schluss zu machen und suche im bikeline nach Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe. Ich notiere mir 2 Adressen im Nachbarort Anger.

Das Gewitter ist vorbei und der Regen hat gerade aufgehört als ich die 2 Kilometer bis nach Anger fahre. Leider stehen die Zimmer nicht mehr zur Verfügung. Ein Schuster im Ort, den ich nach der Adresse frage, seine Verkäuferin sowie die Dame aus der Touristinfo kümmern sich ganz hervorragend um mich. Sie telefonieren herum und versuchen, mir weiter zu helfen. Schlussendlich lande ich bei Frau Huber, die privat vermietet und zufällig gerade etwas frei hat. Obwohl kein Vermieter scharf auf Gäste für eine Nacht ist, werde ich hier sehr nett und freundlich aufgenommen. Da das Zimmer noch nicht hergerichtet ist, bekomme ich noch einen Kaffee während ich im Aufenthaltsraum warte.

Das Zimmer mit WC und Dusche ist perfekt, ich erhalte sogar das WLAN-Passwort. Den Rest des Tages überarbeite ich die Planung der Strecke bis nach Passau wo ich mich am Donnerstag mit Peter treffen will.


Ich stelle fest, dass ich ab Berchtesgaden nur der Ache, der Salzach und dem Inn folgen muss um nach Passau zu gelangen. Google verrät mir, dass es sich ab Salzburg um einen Teil des Tauernradweges handelt. Den bileline dafür besitze ich sogar, allerdings liegt der zu Hause. Aber die heutige Technik machts möglich: Ich lasse mir die betreffenden Kartenausschnitte von Peter fotografieren und per whatsapp senden. Nun bin ich auch für die weitere Fahrt bestens ausgerüstet.


Privatpension Huber
Zimmer mit Dusche und WC
Holzhauser Straße, Anger
30 € inkl. Frühstück
empfehlenswert


Impressionen des Tages:







Tag 7
Dienstag, 15. Mai 2018
Anger - Burghausen
136 km

Wetter:
Bewölkt, gebietsweise Regen
15 Grad

Frühstück habe ich für 7.30 Uhr bestellt. Während ich esse unterhalte ich mich nett mit Frau Huber. Sie ist eine herzliche Gastgeberin, nach dem Essen fordert sie mich auf, mir noch eine Käsestulle für unterwegs einzupacken. Hier hat es mir sehr gut gefallen.


Als ich kurz vor 9 Uhr losfahre, ist es trocken, laut Regenradar soll es besonders am Alpenrand den ganzen Tag regnen. Das trifft für den ganzen Zipfel von Berchtesgaden zu, etwas weiter nördlich ist die Regenwahrscheinlichkeit geringer. Die Wolken hängen tief in den Bergen. Es ist diesig, die Bergspitzen sind nicht mehr zu sehen.


Als ich in Bad Reichenhall auf Wegweiser des Tauernradwegs stoße, fallen die ersten Tropfen. Ich überlege, was ich tun soll. Eigentlich könnte ich gleich von hier aus weiter in Richtung Passau fahren und somit dem Regengebiet ausweichen.


Aber andererseits möchte ich den Bodensee-Königssee-Radweg nicht vorzeitig abbrechen. Also fahre ich weiter in den Regen hinein.


Die Wege sind gut und landschaftlich gibt es auch noch einiges zu sehen. Eigentlich macht mir der Regen nicht viel aus aber bei Sonnenschein lässt es sich doch angenehmer radeln.



Als ich die Stadt Berchtesgaden erreiche, schüttet es inzwischen richtig.


Ich stehe auf einer Anhöhe, schaue hinab ins Zentrum und rolle hinunter zum Bahnhof. Dort stelle ich mich unter und versuche, mich zu orientieren. Meine Regenjacke trieft, ich habe nasse Hände und kann nicht mal vernünftig im Reiseführer blättern. Laut bikeline sind es von hier aus noch 6 Kilometer bis zum Königssee, die ich anschließend auf gleicher Strecke wieder zurückfahren muss. Die gestrichelte Linie deutet auf einen unbefestigten Weg hin, wer weiß, wie der sich bei diesem Regen befahren lässt und ob es Schiebestrecken gibt.


Durch den Regen ist mir die Lust auf weitere Besichtigungen vergangen. Ich verzichte nun doch auf das Siegerfoto am Königssee und schaue nach Verkehrsschildern in Richtung Salzburg. Außerdem stehe ich direkt an der Berchtesgadener Ache, bin praktisch schon auf dem richtigen Weg. Ich folge der B305 auf einem breiten Seitenstreifen. Je weiter ich nach Norden fahre, desto trockener wird es wieder.


Unterwegs finde ich weitere Fahrradschilder. Ich überquere die Grenze zu Österreich und komme an die Salzach. Da es aufgehört hat zu regnen, kann ich meine Mittagessen wieder draußen einnehmen. Dafür finde ich Platz in einem schönen Park, den ich durchquere.


Wenig später erreiche ich Salzburg ohne große Probleme.


Hier steige ich in den Tauernradweg ein, der auf der österreichischen Seite der Salzach weitergeht.


Die nächsten Etappen sind Oberndorf  und Tittmoning. Der Weg führt überwiegend durch die Auwiesen am Ufer entlang, mal fein geschottert und machmal auch aspahltiert, ähnlich wie unsere Kanalwege.


In Oberndorf versuche ich zum ersten Mal die Jugendherberge in Burghausen zwecks Reservierung eines Schlafplatzes anzurufen. Aber leider habe ich kein Netz.


Ich fahre weiter an der Salzach entlang und versuche noch einige Male zu telefonieren - ohne Erfolg. Sollte es daran liegen, dass ich in Österreich bin? Nach 24 Kilometern kommt die nächste Brücke. Hier fahre ich auf die deutsche Seite nach Tittmoning. Das Telefon geht immer noch nicht, hoffentlich ist es nicht kaputt. Auf dem Marktplatz schaue ich mich um und finde nichts, was mich anspricht. Hier möchte ich nicht bleiben, ich beschließe, es auf gut Glück in der Jugendherberge Burghausen zu versuchen.


Auf dem Tauernradweg ist die Etappe ab hier 13 Kilometer lang, es ist gerade 17.30 Uhr, das ist zu schaffen. An der Brücke frage ich 2 Damen ob es auf der deutschen Seite der Salzach auch einen Radweg nach Burghausen gibt. Ja, direkt am Ufer entlang, unterwegs käme irgendwann eine kleine Furt, hier müsse man das Rad durchschieben, das wäre aber kein Problem, dann gehe es weiter.

Ich mache mich auf den Weg, der anfangs gut zu befahren ist. Dann wird er immer enger, zugewachsener und holperiger. Nachdem ich weit über die Hälfte hinter mich gebracht habe, stehe ich vor besagter Furt, die allerdings einem kleinen Fluss gleicht. Das Wasser würde mir beim überqueren schätzungsweise bis zur Hüfte stehen. Ohne auch nur einen Versuch zu starten, drehe ich wütend um. Dadurch verliere ich viel Zeit. Ich fahre den ohnehin schon schlechten Weg wieder zurück, überquere die Brücke in Tittmonning und steige wieder in den Tauernradweg ein. Es dauert nicht lange, da kommt zu allem Überfluss auch hier eine Schikane: Wie in der Karte beschrieben führt der Weg weg vom Fluss und wird übelst bergig. Die folgenden Kilometer muss ich mir sehr hart erkämpfen.

Um 19.20 Uhr rolle ich dann ziemlich groggy endlich über die Salzachbrücke nach Burghausen und finde schnell den Wegweiser zur Jugendherberge.


An der Rezeption erfahre ich dann, dass diese komplett ausgebucht ist. So ein Mist. Wenn mein Telefon funktioniert hätte, wäre ich unterwegs bereits irgendwo eingekehrt.


Ich frage nach Alternativen und bekomme in einer kleinen Kneipe, der "Kaffeemühle", ein Zimmer für 49 € ohne Frühstück. Auf einem Dorf hätte ich sicherlich etwas günstigeres bekommen aber ich bin froh, so spät überhaupt noch etwas gefunden zu haben. Hier habe ich WLAN und kann mich mit Peter kurzschließen. Ich erfahre, dass ausgerechnet heute das Mobilfunknetz, insbesondere mein Netzanbieter, deutschlandweit gestört ist und ich deshalb nicht telefonieren konnte.

Erschöpft haue ich mich nach dem Duschen ins Bett, mache den Fernseher an und lasse den anstrengenden Tag ausklingen.


Impressionen des Tages:







Tag 8
Mittwoch, 16. Mai 2018
Burghausen - Passau
96 km

Wetter:
15 Grad
bewölkt, Regenschauer


Draußen ist es bewölkt, und da ich kein Frühstück bestellt habe, stehe ich erst um 9.30 Uhr auf. Heute steht die letzte Etappe an, bis Passau dürften es noch knapp 100 Kilometer sein, ich kann mir also Zeit lassen.

Mein Zimmer befindet sich in der 2. Etage eines Altbaus, ich räume meine Packtaschen ein und schleppe sie die enge Holztreppe hinunter. Das Fahrrad konnte ich über Nacht im Eingangsbereich des "Fuchsbau" gegenüber der "Kaffeemühle" abstellen, die beiden Lokale scheinen irgendwie zusammen zu gehören.


Ich kaufe in einem kleinen Markt in der Fußgängerzone noch etwas fürs Frühstück ein und fahre um 10.45 Uhr los, so spät wie noch nie auf dieser Tour. Heute mache ich keine Experimente und fahre gleich über die Salzach auf die österreichische Seite um dort wieder in den Tauernradweg einzusteigen.

Von hier aus habe ich einen schönen Blick auf die Stadt und sehe erst jetzt die vielen Burgmauern und Türme auf einem Höhenzug dahinter. Mit 1.051 Metern ist die Burg zu Burghausen die längste Burganlage der Welt.


Der Weg führt durch kleine Ortschaften und ist abwechslungsreich aber anspruchsvoll. Im Ort Berg lasse ich mich nach einer steilen Schiebestrecke oben am Dorfplatz auf eine Bank fallen und packe mein Frühstück aus. 2 ältere Herren in der Nähe beenden gerade ihr Pläuschchen, der eine radelt zu mir herüber, spricht ein paar Sätze mit mir, wünscht Guten Appetit und Gute Fahrt und radelt weiter. Es dauert nicht lange, da kommt der zweite Herr zu mir herüber und wir unterhalten uns eine ganze Weile über meine Radtour und andere Unternehmungen. Sehr nett und aufgeschlossen sind die Österreicher hier.


Es war eine angenehme kurzweilige Pause obwohl ich Schwierigkeiten hatte, dem Dialekt zu folgen.

Nach einigem Auf und Ab komme ich wieder an die Straße. Ein Schild auf einem Parkplatz weist auf den Inn-Salzachblick hin. Ich fahre zu dem Aussichtspunkt und schaue hinunter. Mein Blick fällt auf den mächtigen Inn, die Salzach und den Innspitz, das dreieckige Gebiet an der Mündung zwischen den beiden Flüssen.


Von Burghausen nach Braunau sind 23 Kilometer ausgeschrieben. Nach einigen knackigen Steigungen geht es wieder am Fluss entlang. Noch ist es trocken aber am E-Werk kurz vor Braunau zieht es dunkel auf. Ich ziehe meine Regenjacke an und bekomme den ersten Schauer ab.


Braunau - Obernberg, die nächsten 26 Kilometer folgen. Ein Schauer jagt den nächsten, zwischendurch ist es aber immer wieder trocken. Der Weg führt nicht immer am Inn entlang, wenn es vom Fluss weggeht, ist mit Steigungen zu rechnen. Hierbei handelt es sich für mich fast immer um Schiebestrecken.


Landschaftlich gibt es hier immer mal wieder ein paar schöne Stellen zu bewundern.


In den Auwiesen entlang des Inns erinnert der Weg an einen typischen Kanalwirtschaftsweg.


Obernberg - Schärding, noch einmal 26 Kilometer. Die Strecke zieht sich. Inzwischen hat es sich eingeregnet. Am Flussufer fahre ich überwiegend auf Schotter, das Wasser aus den Pfützen spritzt an meine Beine. Abwechselung bieten die Ortschaften, die ich durchfahre.


Ruhig geht es am Inn weiter bis der Weg auf einer sehr schönen, langen Holzbrücke über die Altarme bis zum Stift Reichersberg führt.


Ich fahre weiter, es gießt. In weiser Voraussicht habe ich heute Morgen vor der Abreise ein Bett in der Jugendherberge Passau online reserviert, mein Nachtquartier ist also gesichert. Daher belastet mich die Regenfahrt nicht besonders, meine Regenjacke hält dicht.


Ab Schärding sind es noch 16 Kilometer bis Passau. Als ich um kurz vor 18 Uhr den Inn auf der Brücke zur Passauer Altstadt überquere, ist es trocken. Ich frage mich zur Jugendherberge in der Feste Oberhaus durch. Meine schlimmsten Befürchtungen werden weit übertroffen, die Feste liegt ganz oben auf dem Georgsberg am linken Ufer der Donau. Ich schiebe mein Rad über die im Umbau befindliche Hängebrücke der Donau und gehe die bislang steilste Schiebestrecke meiner Reise an.


Durchgeschwitzt und entkräftet checke ich um 18.30 Uhr ein. Zum Glück bekomme ich noch Abendbrot, keine 10 Pferde hätten mich heute dazu bewegt, in die Altstadt zu fahren und die steile Auffahrt ein zweites Mal zu bewältigen. Die Stadt werde ich mir morgen mit Peter zusammen in Ruhe anschauen.

Das Mehrbettzimmer habe ich für mich allein. Nach dem Duschen beginne ich, meine vollgespritzten Taschen zu säubern, die Akkus zu laden und alles ordentlich zu sortieren. Es ist warm und ich hänge die nassen Sachen am offenen Fenster auf. Da ich hier ebenfalls WLAN habe, kann ich mal wieder im iPad lesen und den Tag in Ruhe ausklingen lassen.




Impressionen des Tages:




Jugendherberge Passau
27,40 € + 7,50 € Abendessen

Morgen Vormittag steige ich zu Peter ins Wohnmobil und wir werden noch eine Woche an der Donau radeln.

Fazit:

Die Strecke Titisee-Bodensee, die ich bei Naviki geplant habe, war bergig aber landschaftlich schön und gut ausgearbeitet.

Der Bodensee-Königssee-Radweg ist landschaftlich wunderschön und sehenswert, bisher der beeindruckendste auf meinen Radreisen. Durch die Höhenunterschiede auf der Strecke aber auch sehr anspruchsvoll. Die Wegbeschaffenheit war meistens gut, allerdings gab es auch einige wenige unzumutbare Schotterstrecken. Leider habe ich wegen des starken Regens den Königssee und seine Umgebung nicht mehr besichtigt, das hole ich nach, wenn ich das andere Teilstück des Tauernradweges in Angriff nehme.

Der Tauernradweg-Abschnitt von Salzburg nach Passau war gut aber nicht mehr so spannend. Neben überwiegend ebenen Wegen durch die Auwiesen entlang der Flüsse gab es allerdings noch einige heftige Steigungen durch die angrenzenden Ortschaften.

Trotz Regenschauer habe ich viele Sonnenstunden genossen und eine tolle Zeit gehabt.











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