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22.06.17

Wochenende Arendsee






Wochenendtour Arendsee
17. und 18. Juni 2017
328 km







Samstag, 17. Juni 2017
Edemissen - Arendsee
202 km



Für dieses Wochenende habe ich mir wieder eine Radtour mit Übernachtung vorgenommen. Ich möchte den Arendsee in der Altmark besuchen. Die Altmark ist eine Region im Norden von Sachsen-Anhalt.

Gestern war es noch regnerisch, ab heute ist Sonne angesagt. Der starke Westwind soll allerdings erst morgen etwas nachlassen. Deshalb habe ich entgegen meiner Gewohnheit ein Ziel gewählt, bei dem ich den Großteil des Hinweges Rückenwind habe. Morgen fahre ich dann mit schwächerem Gegenwind zurück. Um 5.20 Uhr bin ich abfahrbereit. Das Wetter haut mich allerdings noch nicht um, es ist ziemlich frisch und bewölkt aber zum Glück trocken.


Die Route, die ich gestern bei Naviki geplant habe, führt mich erst einmal auf bekannter Strecke nach Meinersen.


Hinter Ettenbüttel überquere ich die Aller und komme auf den Allerradweg.


Es ist viertel vor 7 und bis auf des Gezwitscher der Vögel ist alles wunderbar ruhig im Wald beim Naturschutzgebiet Allertal. Rechts neben dem Hauptweg befindet sich ein schmaler, besser befahrbarer Radstreifen. Diese Strecke bin ich schon einige Male gefahren und bin immer wieder begeistert.


Hinter Gamsen kann ich über die Felder von weitem einige Dächer und Mühlenflügel des Mühlenmuseums Gifhorn erkennen. Dann komme auf einer schönen Holzbrücke über die Ise.


Kurz darauf komme ich in den Drömling, ein etwa 340 km² großes Niederungsgebiet an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die Feld- und Waldwege sind allesamt gut befahrbar.


Ab und zu komme ich auf eine einsame Landstraße, die kleinere Orte miteinander verbindet.


Bei Kaiserwinkel fahre ich unbemerkt über die ehemalige Grenze nach Sachsen-Anhalt. Hier befindet sich der größere Teil des Drömlings, der überwiegend aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten besteht.


Die Wege im neuen Bundesland sind sehr unterschiedlich. Teilweise gut und asphaltiert, teilweise lassen sie aber auch zu wünschen übrig und sind so holperig, dass von schnellem Vorankommen bei Rückenwind nicht die Rede sein kann. Feiner Schotter ist das kleinste Übel, die Steigerung ist grober Schotter oder der Weg ist gespickt mit großen Feldsteinen und Schlaglöchern, denen ich kaum ausweichen kann. Am schlimmsten aber sind die sandigen Waldwege, in denen ich felgentief einsacke und stecken bleibe. Hier hilft dann nur schieben. Zum Glück sind es nur kürzere Abschnitte, danach habe ich wieder besseren Belag unter den Reifen.


Gegen Mittag bin ich in Gardelegen. Die Hansestadt ist nach Berlin und Hamburg die der Fläche nach drittgrößte Stadt Deutschlands. Ich komme am Salzwedeler Tor vorbei, eins von 3 Stadttoren aus dem 16. Jahrhundert, im Jahre 1907 rekonstruiert. Naviki führt mich um die Altstadt herum.


Den 1. Teil meiner Route und somit die Hälfte der Strecke für heute habe ich erreicht. Für den Hinweg habe ich eine deutlich längere Strecke geplant, die zum Teil auf dem Altmark-Rundkurs liegt. Ich lade den 2. Teil hoch und verlasse Gardelegen wieder.


Auch ab hier empfiehlt Naviki mir eine landschaftlich wirklich schöne Strecke auf Wald- und Wiesenwegen.




Gegen 13 Uhr wird es mir dann in meiner langen Hose zu warm. Die Sonne ist schon lange da und wärmt unheimlich. In einem Park am Wegesrand tausche ich sie gegen eine kurze Hose.


Ich fahre durch einige kleinere Ortschaften bis ich etwa 12 Kilometer einem Eisenbahnlängsweg folge, der schön eben und schnurgeradeaus zwischen Bahngleisen und Feldern entlang führt. Ein Feld sticht mir besonders ins Auge, ich mache einen Schlenker auf die andere Straßenseite und schaue genauer hin, es sind tatsächlich Erbsen.

Den Anbau dieses Gemüses kenne ich nur aus dem Garten meiner Eltern und Kindheitserinnerungen werden wach. Zu dieser Zeit habe ich Erbsen nur frisch aus der Schote gegessen, gekocht oder gar aus der Dose habe ich sie nicht gemocht. Ich pflücke mir ein paar ab, öffne die Schote und probiere, sie schmecken genau wie damals. Dann ziehe ich das ungenießbare Häutchen von der Schote, so wie es mir meine Mutter beigebracht hat, und esse auch diese. Dabei denke ich an den liebevoll gestalteten Gemüsegarten meiner Eltern und an die vielen Früchte und Gemüse zum Naschen. Oft war der Wurm drin aber lecker waren sie trotzdem. Nach der unerwarteten Reise in die Vergangenheit setze ich meine Tour fort.


Gegen 14.30 Uhr erreiche ich Stendal. Auch hier verzichte ich auf die Besichtigung der Altstadt. Auf einer Wiese an der Hochschule mache ich Mittag. Inzwischen ist es schön warm und ich setze mich zum Essen aufs Gras.


Auf dem letzten Viertel meiner Strecke durch die Altmark fahre ich nach Nordwesten, also gegen den Wind. Hinter Borstel komme ich auf die B189, die über einen schönen Radweg verfügt.


Ich muss etwas gegen den Wind ankämpfen, dafür ist der Radweg an der Bundesstraße schön glatt und eben.


Ab Osterburg komme ich auf eine kleinere Landstraße und fahre durch 2-3 kleinere Ortschaften.


Etwa 20 Kilometer vor dem Ziel stehe ich in Röthenberg vor einer zugewachsenen Wiese. Ich kurve durch den Ort, der aus wenigen Häusern und Bauernhöfen besteht und finde keinen anderen Weg in die gewünschte Richtung. Meine Freizeitkarte von der Altmark macht mich auch nicht schlauer, von den geschätzten 20 Dorfbewohnern lässt sich keiner blicken. Nach der 2. Dorfrunde kann ich dann doch jemanden nach dem Weg fragen.

Der von Naviki vorgeschlagene Pfad scheint doch zu existieren, man müsse direkt am Kornfeld entlang fahren, dann vor dem Wald rechts, links, geradeaus... Ich strenge mich an, einen Weg zu erkennen und sehe nur hohes Gras, das wird bestimmt wieder so eine Schiebestrecke, nein danke. Ich nehme lieber die etwas weitere Alternative über Landstraße nach Bretsch, meinem nächsten Ort auf der Tour. Der nette Einheimische schickt mich über einen breiteren Feldweg, dann folgt ein DDR-Plattenweg bis zur Straße

Ich hatte schon fast wieder vergessen, wie mies sich die typischen DDR-Plattenwege befahren lassen. Die Absätze von einer Platte zur anderen muss man in Kauf nehmen. Den mehr oder weniger tiefen Löchern, die flächendeckend auf den Platten verteilt sind, kann man nur ausweichen, wenn man auf einem schmalen Streifen zwischen der letzten Lochreihe und der Grasnarbe balanciert. Meist schaffe ich nicht, die Spur zu halten und erwische ein Schlagloch nach dem anderen.


Aber irgendwann ist auch diese Strecke gemeistert. Das Navi brauche ich nicht mehr, ich fahre lieber nach Karte weiter auf der Landstraße durch Dewitz, Gagel, Neulingen bis nach Leppin.


Hier ist Arendsee ausgeschildert, es sind nur noch wenige Kilometer. Um 19 Uhr habe ich mein Ziel erreicht, der Arendsee liegt vor mir und schimmert schön in der tief stehenden Sonne.


Ich komme auf einen schönen Weg der in Ufernähe am See entlangführt. Fast der gesamte Bereich um den See ist bewaldet.


Der Arendsee ist mit über 5 km² Wasserfläche der größte natürliche See in Sachsen-Anhalt. Mit 50 Metern ist er auch einer der tiefsten Seen Norddeutschlands. Entstanden ist er durch mehrere Einbrüche des Untergrundes. Einige Abzweigungen gehen von dem Hauptweg ab und führen zum Ufer. Hier hat man einen schönen Blick auf den See.


Nach wenigen Kilometern führt mich Naviki vom Ufer weg. Ich fahre an einem Ferienhausgebiet vorbei, dann komme ich auf die Lüchower Straße, wo sich einer der beiden Campingplätze  befindet.


Sehr ruhig ist es hier und nicht überlaufen, aber auch nicht in Ufernähe. Ich unterhalte mich nett mit dem Fahrer eines Wohnmobils, neben dem ich mein Zelt aufbaue. Dann genieße ich noch etwas die Abendsonne, esse eine Kleinigkeit und gehe mit Anbruch der Dunkelheit schlafen.


Route Edemissen - Gardelegen

Route Gardelegen-Arendsee







Sonntag, 18. Juni 2017
Arendsee - Edemissen
126 km



Die Nacht war absolut ruhig, ich habe gut geschlafen und krieche um 6 Uhr aus dem Schlafsack. Es ist wieder bedeckt und noch ziemlich kühl. Mein Zelt ist klitschnass vom Morgentau, so muss ich es leider einpacken und heute Abend noch einmal aufhängen.

Um 7 Uhr sitze ich auf dem Rad und fahre noch einmal zum See, von dem ich gestern nicht mehr viel gesehen habe. Einen direkten Zugang vom Campingplatz gibt es nicht, ich muss ein Stück an der Straße entlang und dann durch den Wald der den See umrundet.


Auf dem Uferweg fahre ich ein Stück am Ufer entlang. Dann stelle ich das Rad ab und gehe auf einen Steg, der ins Wasser hineinragt. Der See liegt ruhig im Morgendurst.


Mit Ausnahme eines einzelnen Joggers bin ich allein unterwegs, so früh am Morgen schlafen noch alle. Ein Stück weiter passiere ich einen kleinen Anleger mit einigen Booten. Ich schaue mich noch eine Weile um und glaube, dass ich hier nichts verpasse. Deshalb fahre ich zur Straße am Campingplatz zurück und lade die Route für die Rückfahrt aufs Navi.


Aufgrund des zu erwartenden Gegenwinds habe ich die Rückfahrt auf dem direkten Weg geplant. Der Wind ist zum Glück wie vorhergesagt deutlich schwächer als gestern. Ich komme schnell an die B190 und freue mich über den bequemen Radweg, bis Naviki kurz darauf auf einen holperigen Feldweg schickt. Eigentlich möchte ich nicht so gerne abbiegen, füge mich aber, schließlich habe ich die Route so geplant. Nach einigen Metern soll ich dann nochmal abbiegen, auf einen Waldweg, der wadenhoch mit Gras zugewachsen ist. Och nö, hier ist mit Sicherheit schon ewig keiner mehr lang gefahren, wer weiß was mich dann im Wald noch so alles erwartet. Außerdem ist das Gras nass und ich fröstele etwas mit meinen nackten Beinen in der kurzen Hose.


Ich schaue auf die Übersicht bei Naviki und sehe, dass noch einige solcher Strecken geplant sind - Wegbeschaffenheit ungewiss. Das muss ich heute nicht haben, kurzerhand schalte ich das Navi aus und drehe wieder um. Ich schaue auf meine Freizeitkarte und fahre zurück zur Bundesstraße. Hier geht es erst einmal weiter bis Salzwedel.

Ein Schild bringt mich zum Schmunzeln - die Begeisterung habe ich längst entdeckt.


Ich komme gut vorwärts und bin froh über meine Entscheidung gegen den Feldweg. In Salzwedel schaue ich nach einer offenen Bäckerei, es ist immer noch kühl und ich möchte bei einem heißen Kaffee in Ruhe die Karte studieren. Aber auf dem Weg ist nichts zu finden, ich schlage die Richtung Wolfsburg ein, bis Ehra könnte ich auf der B248 fahren.


Nachdem ich Salzwedel verlassen habe, sehe ich in dem Ort Sienau eine schöne Bank an der Kapelle vor einem Friedhof. Heißes Wasser habe ich mir heute früh gekocht, ein Brötchen von gestern, Wurst, Gurke, Äpfel und noch einiges mehr habe ich dabei. Dass sollte fürs Frühstück langen.


Beim Essen vergewissere ich mich noch einmal mit einem Blick in die Karte, ob die Wahl der Strecke optimal ist, ich denke ja. Also kann ich die kommenden etwa 45 Kilometer durchfahren ohne nach dem Weg suchen zu müssen.


Der Weg an der Bundesstraße ist gar nicht schlecht. Zwischendurch gibt es immer mal Etappen ohne Radweg aber am heutigen Sonntag herrscht relativ wenig Verkehr.


Meistens fahre ich auf dem Radweg. Inzwischen ist der Himmel fast wolkenlos und ich habe eine wunderbare Fernsicht. Roter Klatschmohn und blaue Kornblumen blühen am Wegesrand vor den Kornfeldern.


Jetzt ist mir inzwischen warm, meine Jacke habe ich in der Tasche verstaut. Ich fahre durch Ortschaften, dann wieder lange Zeit über weite Felder. Überall ist es grün, verschiedene Wildblumen blühen in allen möglichen Farben.


Es wird immer heißer, vor Mellin halte ich an, ziehe auch mein T-Shirt, was ich über dem Muskelshirt trage, aus. Dann krame ich das Käppi aus der Tasche, um mein Gesicht vor der Sonne zu schützen.


Manchmal führt die Bundesstraße durch den Wald, diese Passagen sind mir heute sehr willkommen.


Kurz vor Brome sehe ich die Gedenktafel der deutsch-deutschen Teilung und überfahre gleichzeitig die Grenze zu Niedersachsen. Die Hälfte des Rückweges habe ich geschafft.

Obwohl der Gegenwind nur schwach weht und ich aufgrund des glatten Fahrwegbelages besser voran komme als gestern, zieht es sich ganz schön. Meine Beine brennen und mein Hintern schmerzt, vielleicht habe ich es gestern doch etwas übertrieben. Aber was solls, mir bleibt nichts anderes übrig als weiter zu treten.


In Ehra verlasse ich die Bundesstraße, den weiteren Weg kenne ich. Hier war ich schon ein paar Mal mit dem Rad zu Besuch bei Conni und Florian.

Die Landstraße verlasse ich in Lessin und komme auf einem gut befahrbaren Weg durch den Wald nach Grusendorf.


Nach dem Dorfplatz in Stüde überquere ich den Elbe-Seiten-Kanal.


Jetzt bin ich im Naturschutzgebiet Großes Moor. Hier wird großflächig Torf abgebaut.


Der als Moorkolonie gegründete Ort Neudorf-Platendorf reicht bis in das Moor hinein. Ich fahre auf die Dorfstraße, die mit 6 Kilometern die längste gerade Ortsdurchfahrt Niedersachsens ist. Dann kommt der Ort Triangel, von dort erreiche ich die B188.

Weitere 15 Kilometer Bundesstraße bis Meinersen liegen vor mir. Dann fahre ich über Seershausen nach Ohof, überquere die B214 und komme über Plockhorst nach Wehnsen.

Jetzt habe ich es fast geschafft, ich befahre die letzte Bundesstraße für heute, die B444. Meine Beine sind immer noch ziemlich lahm und die Sonne knallt ganz schön. Um 16.30 erreiche ich Edemissen.
Ich bin k.o., habe noch einiges zu erledigen, vor allem muss ich das Zelt zum Trocknen auspacken.

Dann falle ich in meinen Liegestuhl, genieße die abendlichen Sonnenstrahlen und lasse meinen schönen Kurztrip Revue passieren. Für den Rest des Abends bewege ich mich nicht mehr vom Fleck.











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