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07.09.16

Radtour Hamburg 1



Freitag, 02. September 2016
Edemissen - Hamburg/Oststeinbek
200 km


Morgen steht wieder ein MPS im Öjendorfer Park in Hamburg an. Ich habe mir einen Tag frei genommen und nutze die Gelegenheit zur Anreise mit dem Fahrrad. Der Wetterbericht sagt 20 Grad bei leichtem Südwestwind und Sonne-Wolken-Mix vorher, also optimal für mich. Als Route wähle ich die etwas weitere aber „idiotensichere“ Variante über Bundesstraßen, die auf der gesamten Strecke von Radwegen begleitet werden. Nur für das letzte Stück durch Hamburg will ich das Navi zu Hilfe nehmen. Da ich mein treues blaues Treckingrad knapp vor der 100.000-km-Marke wegen ständig neu hinzukommender Mängel ausgemustert habe, muss ich mich seit ein paar Tagen mit unserem Ersatzrad zufrieden geben. Ich hoffe, es lässt mich auf dieser langen Strecke nicht im Stich. 


Um 7.30 Uhr starte ich und fahre auf der B444 Richtung Wehnsen. Es ist schon relativ mild und sonnig. Dünne Jacke und kurze Hose reichen mir heute morgen um nicht zu frieren. Nebelschwaden hängen tief über den Feldern rechts und links meines Weges.


Hinter Eltze wechsele ich dann auf die B214. Die Sonne schimmert durch die Bäume und der Morgentau liegt auf den Spinnennetzen am Wegesrand, die jetzt wie kleine weiße Schirmchen zwischen den Pflanzen hervor schauen. Bei Bröckel verdunkelt sich der Himmel nach und nach, erst denke ich an Regenwolken aber die Sonne verschwindet hinter einer Nebelwand. Es wird immer diesiger und ungemütlicher.



In Celle überquere ich die Aller, die hinter einer Kurve aus dem Dunst auftaucht und gemächlich ihren Weg durch die Stadt fortsetzt.  


Hier komme ich auf die B3, der ich bis Buchholz i.d. Nordheide folgen werde. Der Nebel setzt sich auf das Laub der Bäume deren Äste weit über den Radweg ragen. Vereinzelt fallen dicke Tropfen auf meine Jacke, die mir inzwischen klamm am Körper klebt. Ich mache mir einen Spaß daraus, über am Boden liegende Eicheln zu fahren, die knackend zerbersten oder wie ein Katapult zur Seite schießen wenn sie im richtigen Winkel seitlich angeschnitten werden.


In den Haarspitzen meines Ponys sammeln sich Tropfen, die mir ab und an über das Gesicht laufen. Selbst auf meinen Knien hat sich ein zarter Pflaum aus Nebel um die sonst unsichtbaren Härchen  gelegt.


Nach etwa 2 Stunden klärt es sich so langsam wieder auf. Die Örtze in Wolthausen erscheint schon in einem etwas freundlicherem Licht und kurz vor Bergen schimmert dann die Sonne wieder zwischen den Bäumen hervor.   



Ich durchfahre Bergen und halte am Stadtrand bei einem Edeka um mir in der Bäckerei etwas Proviant zu besorgen. Nach 60 km mache ich hier an einem sonnigen Hang am Rande des Einkaufszentrums  eine kleine Pause. Nachdem der Nebel sich verzogen hat ist es wieder schön warm und ich kann sogar auf dem Rasen sitzen.


Meine Jacke ist schnell getrocknet und verschwindet in der Packtasche. Frisch gestärkt und aufgewärmt setze ich kurze Zeit später meine Fahrt fort. Die Landschaft  erscheint wieder ein einem freundlichem Licht. Gelbe Sonnenblumen und gelbgrüne Büsche strahlen von einem Feld am Wegesrand zu mir herüber. 


Mein Radweg führt schnurgerade an der Straße entlang, ich brauche keine Angst haben, mich zu verfahren und kann die Natur um mich herum genießen. Der Autolärm stört nur wenig.


In Soltau muss ich doch etwas aufpassen, ich biege links ab und fahre ein Stück über die B71 um dann wieder rechts auf die B3 Richtung Hamburg zu kommen. Ich schaue auf meine Notizen und halte mich an die Hinweisschilder für die Autos. Vorsichtshalber vergleiche ich nochmal die Straßennamen auf meinem Notizzettel: Von der Celler- über die Wilhelm- auf die Poststraße, die im weiteren Verlauf zur Harburger Straße wird. Alles richtig gemacht.


Einige Kilometer weiter in der Ortschaft Heber führt eine Umgehungsstraße zu einem neuen Teilstück der B3 nach Bispingen, ich muss hier geradeaus weiter über die alte, inzwischen stillgelegte Bundesstraße um kurze Zeit später wieder auf den Radweg der B3 Richtung Hamburg zu kommen. In umgekehrter Richtung muss man hier besonders aufpassen, um nicht versehentlich in die falsche Richtung zu fahren.Mein Weg führt mich fast ausschließlich durch Waldgebiete, hohe Bäume säumen Straßen und Radwege. Irgendwo auf Höhe von Schneverdingen lichtet sich der Wald und für ein kurzes Stück kommt eine wunderschöne typische Heidelandschaft zum Vorschein. Mitte August bis Anfang September ist Blütezeit des charakteristischen Gewächses der Lüneburger Heide. Ich halte kurz an und genieße den Anblick, der leider viel zu schnell wieder vorbei ist.



Der größte Teil des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide besteht aus Wäldern, die Sicht auf weitere Heideflächen bleibt mir auf meinem Weg über die Bundesstraße verborgen.



Kurz vor Abfahrt auf die B75 bei Sprötze/Trelde halte ich nochmal an und esse was. Ich bin jetzt 120 km unterwegs und es läuft gut. Ich komme mit dem leichten Rücken- bzw. Seitenwind gut voran. Das Fahrrad und ich sind noch keine Freunde, es ist etwas zu groß, das Anfahren strengt an weil ich wegen der Stange nicht richtig Schwung holen kann. Die für mich ungewohnte Kettenschaltung hakt manchmal und die Stromzufuhr über Nabendynamo und Lampe ist für mein Navi nicht ausreichend. Für ein Ersatzrad ist es aber sonst durchaus akzeptabel und bequem. 


Ich folge der B75 bis zum Kreisel bei Dibbersen. Hier ist die Umgehung zur Bundesstraße für Fahrräder nicht befahrbar, es geht ein Stück geradeaus, dann hinter der Aral-Tankstelle rechts auf die Harburger Straße, die im weiteren Verlauf wieder zur B75 wird. Ich fahre durch einige kleinere Ortschaften. Hinter Tötensen – einen Abstecher zu Dieter Bohlens Villa spare ich mir mangels Interesse – verlasse ich Niedersachsen und überfahre die Landesgrenze zu Hamburg.

Mein fiktives Ziel ist die Brutzelhütte auf der Bremer Straße in Harburg, bis hierher bin ich ausschließlich nach meinen Notizen gefahren, was aufgrund meiner gewählten Route kein Kunststück war. Jetzt schalte ich das Navi ein, es soll mich durch die Großstadt bis zu meinem Treffpunkt in Oststeinbek führen. Ich werde umgehend von der Bremer Straße weg geleitet und fahre durch einen Schrebergarten. 


Dann überquere ich die Bundesstraße noch einmal und fahre im Zickzack durch ein Gewirr von kleinen Straßen bis zur einer riesigen Kreuzung am Harburger Bahnhof. Es wird immer unruhiger, ich bin nicht mehr allein auf dem Radweg und muss aufpassen, mit niemanden zusammen zu stoßen.

Ich begleite erst die Bahn ein Stück, dann die A 253 bis ich vor der alten Harburger Elbbrücke stehe. Die damals für Straßenfahrzeuge gebaute 474 m lange Stahlbogenbrücke war die erste Straßenbrücke über die Süderelbe und dient heute nur Fußgängern und Radfahrern. Die aus Sandstein errichteten Portale sollen mit den Wilhelmsburger und Harburger Wappen an die Stadttore erinnern.


Ich nehme mir etwas Zeit und werfe einen Blick auf die gewaltige Süderelbe mit den Seehafenanlagen.




Dann komme ich auf die Georg-Wilhelm-Straße, die schnurgerade durch den Stadtteil Wilhelmsburg führt und die ich auf einer früheren Fahrt durch Hamburg schon kennengelernt habe. Neben den großen Straßen gibt es aber auch immer wieder verkehrsberuhigte Wege durch Parks oder durch Schrebergartenanlagen. 


Neben der Bundesstraße überquere ich die Norderelbe und bin gar nicht weit weg von der Hamburger Hafencity. 



Es ist erst 17 Uhr, ich überlege, ob ich noch eine kleine Stadtrundfahrt unternehme, entscheide mich aber doch dagegen. Ich fahre weiter durch ein hässliches Industriegebiet  in Billbrook. Im Kontrast dazu taucht wieder eine der zahlreichen Brücken auf und gibt den Blick auf die Bille frei, die sich seicht durch ein wunderschönes zugewachsenes Stück Natur schlängelt.


Ein weiteres Mal überquere ich die Bille, am gegenüberliegenden Ufer sind die Häuschen einer Kleingartenanlage mit einem Bootsanleger zu sehen, sehr idyllisch – und das alles mitten in der Großstadt.


In Billstedt fahre ich wieder durch eine verkehrsfreie Parkanlage, überquere die Glinder Straße und komme direkt auf den Öjendorfer Park zu. Es ist 17.30 Uhr, nach 165 km bin ich am Ziel und stehe auf dem großen Realkauf-Parkplatz wo ich mich mit Peter treffen will. Ich erfahre, dass er jetzt erst aus Edemissen losfährt und habe noch ausreichend Zeit, mir die Gegend anzuschauen. Ich fahre um den Öjendorfer See und staune über die Größe des Parkgeländes. Im Park am Ostufer stehen überall schon die mittelalterlichen Zelte der Wegelagerer und die Marktstände. Auch das weitere Umfeld ist interessant und neu für mich.


Ich bin noch gut drauf, auf der gesamten Tour gab es weder heftigen Gegenwind noch Berge und ich merke gar nicht, wie die Kilometer dahinfliegen. Am Ende des Tages, als Peter mit dem Womo ankommt, habe ich 200 km auf dem Tacho. 




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